Veranstaltungen in Lüneburg, Uelzen, Hitzacker und Gorleben „In Gedenken an Sébastien“

Vor zehn Jahren – Am 7. November 2004 wurde der französische Atomkraftgegner Sébastien Briat vom Castor-Zug aus
dem französischem La Hague nach Gorleben nahe der Stadt Avricourt erfasst und getötet.
Die genauen Umstände, die zu diesem Unglück führten, wurden nie zweifelsfrei geklärt. Fest steht, dass
Sicherheitsvorschriften seitens der französischen Bahn nicht beachtet wurden. Der Zug fuhr viel zu schnell, um
rechtzeitig bremsen zu können. Der Begleithubschrauber war gerade beim Tanken. Der Zug sollte eine Verspätung
aufholen, die durch eine vorausgegangene Blockade entstanden war. Der damals 22-jährige Sébastien wurde vom Zug
erfasst, als er gerade die Gleise verlassen wollte.

Sebastien war einer von uns, deshalb wollen Anti-Atom-Initiativen in Lüneburg Uelzen und Gorleben an ihn erinnern.


  Freitag, 7. November 2014 18.00 Uhr Kundgebung und Mahnwache – Bahnhofsvorplatz Lüneburg

 Freitag, 7. November 2014 20.00 Uhr Lesung mit Cécile Lecomte – SoZ,   Uelzen

 Samstag, 8. November 2014 19.00 Uhr Lesung mit Cécile Lecomte – Café Albis, Haupstraße 3, Hitzacker

 Sonntag, 9. November 2014 12.30 Uhr Salinas Gelände-Atomanlagen Gorleben, Einweihung Mahnmal und Mahnwache, anschließend 13.00 Uhr Sonntagsspaziergang


Sébastien wuchs mit Vater, Mutter und zwei jüngeren Schwestern in einem
kleinen Dorf in Lothringen auf. Er war ein guter Schüler und “eher
bescheiden”, wie sich ein Lehrer erinnert.
Sébastien spielte seit seiner Jugend Rugby, war die Nummer 9 in seinem
Club. Vor seinem Tod war er mit Menschen zusammen, die Spaß an Musik,
Straßentheater und Zirkus hatten, in den Tag hinein zu leben und sich
“Car’pe Diem” nannten. Sie träumten davon, einen alten Bus umzubauen, um
damit loszuziehen. Sébastien machte sich gerne überall nützlich, sagen
Freund_innen. Sie nannten ihn “Liebling“. Zudem engagierte er sich in
einer Anti-Atom-Gruppe, die gegen ein Untergrundlabor in Bure kämpfte,
das nach einer Tiefenerkundung zum Endlager für hochradioaktiven Abfall
in Frankreich werden soll. Weiterlesen

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Kontroverse Diskussionen im „HZG-Dialog“ über die Genehmigungs-Lage des Reaktordruckbehälters des Nuklearschiffes „Otto Hahn“

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Reaktordruckbehälter der Otto Hahn Foto: Alexander Tetsch (www.neureuters.de)

Neben dem eigentlichen Atomforschungsreaktor befindet sich auf dem Gelände des Helmholtz Zentrums Geesthacht (vormals GKSS) auch der Reaktordruckbehälter der Otto-Hahn, des einzigen deutschen Atomschiffes. Ende der 60er in Betrieb genommen, stellte sich schon gut 10 Jahre später die Idee eine Frachtschiffes mit Atomantrieb als Flop heraus.

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Lagerungsschacht des RDB Foto: Alexander Tetsch (www.neureuters.de)

Der Reaktordruckbehälter war damit Atommüll, der entsorgt werden musste. Wie in anderen Fällen auch wurde jedoch die Entsorgungsproblematik vertuscht. Abgenutzte Brennelemente gingen zur angeblichen Wiederaufarbeitung nach England und Frankreich, Abfälle aus der Urananreicherung werden als Wertstoffe deklariert  und der Reaktordruckbehälter der Otto Hahn wurde zum Forschungsobjekt. Alles mit dem Zweck, das Problem mit dem Atommüll nicht in die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Gut 30 Jahre nach der Einlagerung des Druckbehälters ist die Genehmigungslage spätestens nach Einstellung des Forschungsbetriebes äußerst fragwürdig. Weiterlesen

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Hintergrundinformationen zum HZG-Dialog auf www.lagatom.de neu gestaltet

Fast zwei Jahre ist LAgAtom nun schon Teil der Begleitgruppe im Dialog zum Rückbau der Atomforschungsanlagen des Helmholtz-Zentrum-Geesthacht. Anlass genug, die Hintergründe auf dieser Seite umfangreich darzustellen.

Hier findet Ihr Infos zum:

HZG-Dialog

Stand der Dinge in Stichworten

Stilllegung von Atomanlagen in Geesthacht und anderswo 

Artikel auf www.LAgAtom.de

Begleitgruppe und Dialogprozess

Newsletter, Texte, Vorträge als Downloads

Schaut mal rein und lest euch fest. Wir werden in Zukunft diese Seiten regelmäßig aktualisieren.

 

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Pakt mit der NPD! – Das wahre Gesicht der AfD

Entsetzen löst eine Meldung aus Mecklenburg-Vorpommern aus. Die AFD hat einen Antrag der NPD nicht nur mitgestimmt. Allein dies würde schon jeder unter den demokratischen Parteien verabredeten Linie widersprechen! Ein AFD-Abgeordneter hat einen aktiven Redebeitrag dazu geliefert!! Und er hat sich in der NDR-Sendung damit raus reden wollen, einem Antrag, den er sachlich richtig fände, würde er immer zustimmen. Egal, wer ihn stellt.
Diese Distanzlosigkeit zeigt in aller Klarheit, wes Geistes Kind diese nationalistische Truppe ist, die sich beim Stimmenfang billigster Meinungsmache bedient. Wer die AFD wählt, muss sich für die Zukunft eingestehen, dass dies die Nazis stützt!
Nur der Vollständigkeit halber, denn ein Antrag der NPD ist eigentlich keine Zeile wert: der Antrag greift das seit Jahrhunderten geschützte Recht des Kirchenasyls an! Man mag zu Religion als solches stehen wie man will, aber ohne diesen geschützten Raum unter dem Dach der Kirchen hätte es zum Beispiel die ganze DDR-Bürgerbewegung und letztlich den Mauerfall nicht gegeben. Kirchenasyl hat sich unzählige Male da bewährt, wo kurzsichtiges, bürokratisches Handeln zu menschlichen Tragödien führte!
Dass sich auch die AFD-Führung in Schwerin von diesem unglaublichen Vorgang in Pasewalk nicht distanzieren wollte beweist, dass es bei dieser Partei nicht um einen Aufbruch sondern um einen Rückfall in finsterste deutsche Zeiten handelt!
Petra Kruse-Runge
Hintergrund:

 

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Neuer Newsletter zu HZG-Dialog erschienen

Alle reden über die Kommission um die Endlagersuche. Die reden um den heißen Brei. Aber das eigentliche Problem ist viel größer.

Nicht nur für den hochradioaktiven Müll gibt es keine Lösung. An den Standorten mit AKW-Rückbauten entstehen Berge von schwach- und mittelradioaktiven Atommüll und leicht strahlendem Freimessungsmüll. Und so wirklich weiß man auch hier nicht, wie lange man mit dem Problem noch da steht. Und wenn der Müll abtransportiert ist, ist er ja auch nicht weg  – sondern wo anders.

Während das Problem sonst überall von Regierungen und Atomanlagenbetreibern verschleiert wird, hat sich das Helmholtz-Zentrum-Geesthacht (besser bekannt als GKSS) vorgenommen, einen offenen und transparenten Bürgerdialog zu betreiben. Im Rahmen des HZG-Dialogs – LAgAtom ist Teil der Begleitgruppe- ist nun ein neuer Newsletter erschienen.

Schwerpunkt ist diesmal, wie lange der beim Rückbau entstehende Atommüll in Geesthacht bleiben soll und warum es vermutlich dann doch länger dauern wird. Außerdem gibt es Infos zu den laufenden Baumaßnahmen und dem Stand des Genehmigungsverfahrens.

Mehr Infos zur allgemeinen Atommüllmisere bietet die recht neue Seite www.atommüllreport.de

Newsletter „HZG im Dialog“ der Begleitgruppe „Stilllegung Atomanlagen des HZG (ehem. GKSS)” und des Helmholtz-Zentrums Geesthacht download oder hier weiterlesen

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Ab Übermorgen: Anti-Atom-Festival eVentschau 2014

Benefiz für die Kinder von Tschernobyl und Fukushima

Festival-Grundstück von oben

Das Festival-Grundstück in Ventschau bei Dahlenburg von oben

Nach dem Erfolg des e.ventschau-Festivals im August 2013 wird das Anti-Atom-Event, das im vergangenen Jahr 7000 Euro Spendengelder für die Kinder von Tschernobyl brachte, in die zweite Runde gehen. Wo? In Ventschau, einem Dorf bei Dahlenburg. Wer mit dem Auto kommt, sollte Richtung Tosterglope-City anfahren und dann „Zum Bruch 1“ in Ventschau ansteuern.

Die Spendengelder des Benefizes gehen an die Kinder von Tschernobyl und Fukushima. Mit den Einnahmen werden zum Beispiel Familien unterstützt, die aus verstrahlten Gebieten umsiedeln wollen. Spendenempfänger ist auch die Kinderklinik in Fukushima, deren ehrenamtliche Helfer_innen sich der strahlengeschädigten Kinder annehmen und dort kostenlose Nothilfe leisten. Start des e.Vents ist der kommende Freitag 17 Uhr, aufgeräumt wird am Sonntag ab 14 Uhr.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. (BI) gehört zu den Unterstützern des Open Air und sammelt schon seit geraumer Zeit Spendengelder für dieses Projekt. Die BI ist auf der zweitägigen Veranstaltung mit einem Infopunkt und Berichten von den Japan-Reisen ihrer Vorstandsmitglieder präsent.

Musik und Vorträge wechseln einander ab. Unter anderem wird über das sich auswachsende Atommülldesaster und den bröckelnden „Schacht Konrad“ informiert. Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW wird wie auch der Wissenschaftsjournalist Alexander Neureuther über die Situation in den verstrahlten Gebieten von Fukushima informieren. Die BI informiert über das verkorkste Suchverfahren nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle.

Für´s leibliche Wohl und ein Kinderprogramm ist ebenfalls gesorgt, wer möchte, kann auch vor Ort campieren. In diesem Jahr kommen folgende Bands auf die Bühne: am Freitag spielen Heinrich von Handzahm, Satostelamanderfanz, Who Killed Frank, Schwimmer und am Samstag sorgen Soundyard, Lünedrums, Dervjani, Holger Burner, Kolkhorst, Ben Tuner und STOPPOK für das Musikprogramm. Es wird kein Eintrittsgeld verlangt! Die Spendendosen gehen rum.

Line-Up: http://www.widerspass.de/Line-Up.html

(Quelle: Newsletter der BI-Umweltschutz-Lüchow-Dannenberg e.V. – Natürlich gehört das LAgAtom auch zu den Unterstützer_innen des Festivals – warum aber das Rad zwei Mal erfinden, wenn die PM der BI doch so schön ist 😉 )

 

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Die reden mit der Atomindustrie, spinnen die denn? — Chancen der Bürgerbeteiligung im Dialog!

Abschalten und gut? – Risiken beim Rückbau von Atomanlagen!

Nach rund 50 Jahren Forschungsbetrieb hat die GKSS (heute HZG) in Geesthacht den Betrieb ihres Atomforschungsreaktors eingestellt. Wie an vielen anderen AKW-Standorten steht jetzt der Rückbau an.
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Info- und Diskussionsveranstaltung Donnerstag 03.07.14 19:00

Wagenplatz Wienebüttel, Lüneburg

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Aber sind damit alle Probleme aus der Welt? Wir als Anti-Atom-Inititative denken nein: Zerlegungsarbeiten, Dekontamination, Konditionierung, Atomtransport ins Ausland, unsicher Endlagerung und vor allem die Praxis der Freimessung bergen neue Risiken und Gefahren, die im Gegensatz zum Leistungsbetrieb wenig im Blick der Öffentlichkeit sind. Daran möchten wir mit einer Infoveranstaltung am 03.07.2014 ab 19:00 auf dem Wagenplatz Wienebüttel etwas ändern.
An allen Rückbaustandorten gibt es derzeit die Forderung nach einer umfassenden Bürgerbeteiligung. Die GKSS /HZG hat vor knapp 3 Jahren offensiv das Angebot eines Dialogs auf Augenhöhe gemacht. Seit dem sitzt auch Bernd Redecker für LAgAtom mit in der Begleitgruppe zur „Stilllegung der Atomforschungsreaktors“ und redet mit der Atomindustrie. Ja spinnt der denn? Wir denken nicht und halten den bisherigen Dialogprozess für eine Möglichkeit, Einfluss zu gewinnen, um damit die bestehenden Risiken zu minimieren. Um dabei aber nicht betriebsblind zu werden, wünschen wir uns eine kritischen Diskussion des Dialogprozesses.  Denn die Beispiele für Mediationsprozesse, die letztlich nur der Einbindung und Einschläferung des Widerstandes dienten, sind zahlreich. In diese Falle möchten wir nicht tappen und sind gespannt auf Eure  Anregungen und Fragen am 03. Juli.

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Gewinne einstreichen — Kosten und Verluste sozialisieren?

Nicht mit uns!

Das Thema scheint gerade wieder vom Tisch zu sein. Aber wir kennen es: Die Salamitaktik beherrscht das politische Geschehen… Im Mai noch als Versuchsballon gestartet, wird nun hinter verschlossenen Türen ausgekungelt und in ein paar Monaten kommt das Thema dann mit neuer Kraft auf den Tisch…

Die Atom-Industrie kann rechnen und sie verfährt mit allen Risiken, wie eh und je: Sie wollen sie abwälzen auf die Bevölkerung. Das war schon mit den gesundheitlichen und Umwelt-Risiken seit Anbeginn der Atomkraftnutzung so und nun soll es mit dem Rest auch so kommen.
Die Atomkraftwerke liefen nie wirklich rentabel, für die Atomindustrie war das aber zu keinem Zeitpunkt ein Problem: Strichen sie doch von Anfang an astronomische Subventionen ein, durch deren Hilfe Atomkraftwerke zu Goldeseln mutierten.

Nun mit den Veränderungen auf dem Energiemarkt, seit dem Mehrfach-SuperGAU in Fukushima Daiichi und dem daraufhin beschlossenen und bislang geplanten Umbau der Energiewirtschaft, sowie den Mechanismen der Strombörse geriet die Atomkraft zunehmend in Bedrängnis und warf nicht mehr jene Profite ab, die sich die drei großen Energieunternehmen davon erhofften.
Auch versäumten diese Unternehmen die Investitionen in den Markt der erneuerbaren Energien, so dass plötzlich nicht nur das Atomgeschäft, sondern die gesamte Konzernstruktur wackelt.
Was liegt da näher, als sich dessen zu entledigen, was bereits am Horizont aufscheint: Die Milliarden teuren Abwicklungen, Abbauten und nicht zuletzt die „Endlagerung“ der strahlenden Hinterlassenschaften.

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BUND zur Entscheidung in die Endlagersuchkommission zu gehen und Erwiderung von Initiativen

Wir stellen hier die Presseerklärung des BUND als Begründung für ihre Entscheidung in die Endlagersuch-Kommission zu gehen, der Erwiderung durch ContrAtom entgegen. Da es beide Sichtweisen im LAgAtom gibt – ohne sie jeweils zu quantifizieren – wollen wir hiermit einen Beitrag zur weiteren Bewertung und Diskussion dieses Themas leisten. Denn Eins ist uns als Bündnis vieler Gruppen wichtig, der Gegner bleibt die Atom-Industrie und ihre Lobby. Eine Spaltung in die „Guten“, die sich nicht an der Kommission beteiligen, und dem „bösen“ BUND darf es nicht geben, auch wenn sich die Beteiligung des BUND vermutlich als Fehler erweisen wird.

Warum der BUND in die Endlager-Kommission geht
Nach einer breiten, intensiven, teilweise kontroversen Diskussion hat der Gesamtrat des BUND – in dem die VertreterInnen der Landesverbände, des wissenschaftlichen Beirates und der Bundesvorstand sitzen – am 12. April mit großer Mehrheit entschieden, einen der beiden Plätze in der Kommission zum Endlagersuchgesetz zu besetzen. Diese Entscheidung hat im Verband viele Fragen und Kritik ausgelöst. Weshalb der Schritt aus niedersächsischer Sicht richtig ist, möchten wir hier erläutern.Der BUND fordert auf allen Ebenen die Verbändebeteiligung und die Bürgerbeteiligung. Das muss auch für die Suche nach einem Atommülllager gelten. Wir haben in Niedersachsen unsere leidvollen Erfahrungen, was geschieht, wenn durch Tricksereien, Vertuschungen und durch falsche Sicherheitsversprechungen angeblich alle Fragen beantwortet werden. Gorleben, Morsleben, Asse und Schacht Konrad sind hinreichend Beispiele dafür.Deshalb müssen wir denen, die Entscheidungen über die Sicherheit für eine Million Jahre (!) fällen, eindringlich auf die Finger schauen, denn Niedersachsen wird auch von der zukünftigen Suche nach einem Lager betroffen sein. Deshalb müssen wir von Anfang an dabei sein und für Transparenz und Öffentlichkeit sorgen, nicht von außen, sondern von innen, aus der Kommission heraus.Wir wollen verhindern, dass das sogenannte Standortsuchgesetz als „Gorleben-Absicherungsgesetz“ missbraucht wird, um Gorleben gerichtsfest zu machen. Wir müssen deshalb mit am Tisch sitzen und unserer Forderung nach einer Evaluierung des Gesetzes deutlich Nachdruck verleihen. Die Novellierung des Gesetzes wird der erste Test, ob alle Beteiligten daran interessiert sind, aus dem parteipolitischen Konsens einen gesellschaftlichen Konsens mit einer breiten Öffentlichkeitsbeteiligung zu machen. Das ist mehr als eine einfache Anhörung.

Wir sind sicher, dass es richtig ist, sich hier nicht zu verweigern, sondern Einfluss auf die Diskussion in der Kommission zu nehmen. Nur so können wir beurteilen, ob die richtigen Wege beschritten werden. Die Bundesversammlung des BUND wird 2015 überprüfen, ob es einen ernsthaften Neuanfang gibt oder eine neue Mogelpackung entsteht. Ganz klar ist: Für Letzteres steht der BUND nicht zur Verfügung.

Renate Backhaus, atompolitische Sprecherin des BUND Niedersachsen
Heiner Baumgarten, Landesvorsitzender des BUND Niedersachsen

Quelle: Presseerklärung des BUND vom 30.04.2014

Anti-Atom-Gruppen lehnen Beteiligung an Atommüll-Kommission ab
Nachdem es eine breite Diskussion über die Teilnahme von Umweltverbänden an der „Endlager“-Kommission innerhalb der Bewegung gab, die in einer geschlossenen Ablehnung einer Teilnahme endete [1], ist der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) aus der Runde ausgestiegen und hat im Alleingang seine Teilnahme beschlossen. Es ist sehr bedauerlich, dass der BUND durch seine Beteiligung an der Kommission nun die „Endlagersuche“ unter wissenschaftlich und politisch völlig untragbaren Bedingungen legitimieren wird. Durch die Teilnahme von Umweltverbänden wird in der Bevölkerung der Anschein erweckt, dass dort unvoreingenommen nach einer Lösung gesucht werden soll. Das dies nicht der Fall ist, haben die Umweltverbände in ihren Stellungnahmen deutlich gemacht. [2]
Aus Sicht vieler Anti-Atom-Initiativen ist Vertrauen in die Politiker*innen, die Atomkraftwerke bis 2022 weiter betreiben wollen und gleichzeitig den unbefristeten Weiterbetrieb von Atomfabriken in Gronau und Lingen und damit eine weitere Produktion von Atommüll ermöglichen, fehl am Platz. Die Eile, die von Seiten der parlamentarischen Ebene in Sachen des hochradioaktiven Atommülls an den Tag gelegt wird, ist nach Ansicht der Atomkraftgegner*innen hinsichtlich eines Atomausstiegs auf ganz anderen Ebenen geboten. Die geplante Restlaufzeit der Atommeiler sowie der Export von Atomtechnologie bergen erhebliche Risiken, die eine sofortige Abschaltung erforderlich machen. Auch bei der Urananreicherung, dem weltweiten Vertrieb von Kernbrennstoffen und nicht zu Letzt der Suche nach einem weniger schlechten Umgang mit Atommüll ist schnelles Handeln gefragt.Unserer Ansicht nach dient diese Kommissionen, in der Politiker*innen und Atomwirtschaft die Diskussionsbedingungen diktieren, nur als Feigenblatt und letztendlich zur Durchsetzung des ungeeigneten Lagers in Gorleben.Wir, als Anti-Atom-Initiativen sind überzeugt davon, dass es kein sicheres „Endlager“ geben kann, da niemand über Millionen Jahre voraus planen kann. Bestätigt wird diese Position von den vielfältigen Problemen im einzigen „Versuchs-Endlager“ Asse. Dieses Lager ist bereits nach dreißig Jahren havariert und muss mit Milliardenaufwand über Jahrzehnte geräumt werden. Wahrscheinlich gibt es einen weniger schlechten Umgang mit Atommüll, aber ein „Endlager“ wird eine Illusion bleiben.Daher möchten wir betonen, dass die Teilnahme des BUND an der Kommission nicht in unserem Namen erfolgt. Die Kriterien für die Standortsuche, die von dem Gremium entwickelt werden, werden nicht unsere sein und wir stellen bereits jetzt klar, dass wir uns ihnen nicht verpflichtet fühlen werden.

Dies ist eine gemeinsame Pressemitteilung folgender Initiativen:
Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ e.V.
AKU Wiesbaden
Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
BI Kiel gegen Atomanlagen
ContrAtom
AntiAtomGruppe Freiburg
Anti-Atom-OWL
anti-atom-plenum Berlin
Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt am Main
anti-atom-büro Hamburg
Systemoppositionelle Atomkraft Nein Danke Gruppe Hamburg (SAND)
FelS – Für eine Linke Strömung (iL)
BI AntiAtom Ludwigsburg
AntiAtomPlenum Göttingen
Anti-Atom-Initiative Göttingen
atomkraftENDE.darmstadt*
Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
Meßstelle für Arbeits- und UmweltSchutz, Bremen (MAUS e.V.)
Initiative für den Sofortigen Atomausstieg, Münster (SofA)
Aktion 3.Welt Saar
Anti_Atom_Plenum Köln
Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom (LAgA)
WAAG – Wolfenbütteler AtomAusstiegsGruppe
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Stilllegung von Atomanlagen in Geesthacht und anderswo

Rückbau von Atomanlagen ein Thema, dass plötzlich in aller Munde ist, spätestens nach dem Vorstoß der Energieversorger, die Kosten und Risiken auf die Allgemeinheit abzuwälzen.

1. Festlegung der Stilllegungsstrategie

Der erste Schritt im Stilllegungsverfahren ist die Festlegung der Stilllegungsstrategie. Zwei Optionen und eine Mischform sind hier zu prüfen – „Sicherer Einschluss“ versus „sofortiger Rückbau“. Beide Bezeichnungen sind dabei  irreführend  – weder ist der „sichere Einschluss“ besonders sicher, noch beginnt der „sofortige Rückbau“ sofort.

Bei der ersten Variante werden alle Zu- und Abwege zum Reaktor verschlossen und dieser in einen wartungsfreien Zustand überführt. So können dann Nuklide mit einer kurzen Halbwertszeit abklingen. Die Strahlenbelastung, insbesondere auch für die Arbeiter, wird dadurch reduziert. Da derzeit völlig unklar ist, wohin mit dem strahlenden Müll und wie er später „verpackt“ werden soll, gewinnt man so zusätzlich an Zeit, für eine vernünftige, bedachte Suche nach einem Endlager. Der eigentliche Rückbau erfolgt erst in  mehreren Jahrzehnten. Derzeit befindet sich z.B. AKW Lingen I im sicheren Einschluss. Beim sofortigen Rückbau wird nach einer mehrjährigen Genehmigungsphase mit dem Rückbau begonnen, ohne die Abklingzeit der kurzlebigen Nuklide abzuwarten.

Schon vor Beginn des Dialogprozesses hatte sich die  HZG für diese Stilllegungsvariante entschieden. Die Anti-Atom-Bewegung fordert für jeden Standort eine spezifische, individuelle und nachvollziehbare Entscheidung für die jeweilige Stilllegungsvariante.

Reaktorbecken Foto: Alexander Tetsch www.Neureters.de

Die Begleitgruppe hatte deshalb gleich zu Beginn des Dialogprozesses die Begutachtung des Antrages durch den neutralen Gutachter Wolfgang Neumann gefordert. Aufgrund dessen Ergebnissen hat dann die Begleitgruppe dem Stilllegungsantrag zugestimmt. Hauptargument war dabei, dass der Atomforschungsreaktor in Geesthacht –im Gegensatz zu Leistungsreaktoren– kein geschlossenes Containment hat – es gibt hier keinen Reaktordruckbehälter sondern der Reaktor „schwimmt“ in einem Schwimmbecken. Damit ist es ohne größere Umbauten nicht möglich, die Anlage in einen „sicheren Einschluss“ zu überführen. Ob gegebenenfalls ein Teileinschluss des Reaktorbeckens sinnvoll wäre, wird noch geprüft.

2. Entfernung der Kernbrennstoffe

Savannah River Site Foto: www.srswatch.org

Vor Beginn der eigentlichen Rückbaumaßnahmen muss die Anlagen kernbrennstofffrei sein. Das ist eine zentrale Forderung der Anti-Atom-Bewegung, die leider z.B. beim Rückbau des AKW Obrigheim nicht umgesetzt ist. Hier liegen die Brennelemente noch im Nasslager, während auf dem Gelände schon der Rückbau läuft.

Der Atomforschungsreaktor in Geesthacht ist bereits seit dem  24. Juli 2012 kernbrennstofffrei. Die letzten Brennelemente wurden über Nordenham an das US Department of Energie geliefert. In der Anlage Savannah River Site in  South Carolina. Hier befindet sich eine Anlage zur Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen aber auch eine wichtige US-Atomwaffenschmiede. Eine Studie von 2007 belegt, dass Mitarbeiter von Savannah River Site signifikant häufiger an Lungenkrebs und Leukämie erkranken als die Normalbevölkerung (http://www.cdc.gov/niosh/oerp/savannah-mortality/). Was mit den Brennelementen der HZG konkret geschieht, entzieht sich derzeit unserer Kenntnis. Aber hier sehen wir im weiteren Dialogprozess die Notwendigkeit, dass die HZG  Verantwortung für ihre Hinterlassenschaften übernimmt. Weitere Brennelemente wurden in früheren Jahren in die Wiederaufarbeitungsanlage Dounreay transortiert. Dort lagern die flüssigen, radioaktiven Reststoffe bis heute in einem unterirdischen Tank. Als Konditionierungsverfahren ist eine Zementierung in 560 Liter Fässern vorgesehen.  Die Rücklieferung nach Deutschland muss zwischen 2018 und 2022 abgeschlossen sein.

3. Genehmigungsverfahren

Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren für die Stilllegung. Zuständige Behörde ist hier das MELUR in Kiel. In einem etwa 3-5 Jahre dauernden Verfahren werden die eingereichten Pläne geprüft. Als externe Gutachter wurde der TÜV Nord SysTec vom Land Schleswig Holstein beauftragt. Im Beantragungsverfahren für die Stilllegungs- und Abbaugenehmigung (SAG) ist eine Bürgerbeteiligung vorgesehen. Allerdings lässt das Gesetz auch eine Aufteilung in mehrere SAGen zu. In diesem Fall ist eine Bürgerbeteiligung nur für die 1. SAG notwendig. In Obrigheim hat das dazu geführt, dass in der 1. SAG, nur relativ oberflächlich, die geplanten Arbeitsschritte beantragt wurden. Es gibt keine radiologische Charakterisierung und keine Störfallszenarien.  Für die derzeit laufende 2. SAG gibt es keine Bürgerbeteiligung. Dagegen klagt die BI vor Ort.

Infos: www.atomerbe-obrigheim.de

Im Stilllegungsverfahren für die HZG-Anlagen hat diese keine Aufsplittung  in mehrere SAG-Anträge vorgenommen.

4.  Rückbau,  Konditionierung, Freimessung

Liegt dann die atomrechtliche Genehmigung vor, können die eigentlichen praktischen Arbeiten beginnen – und damit die Punkte, bei denen es gefährlich wird. In Geesthacht wird es bis dahin vermutlich noch mindestens drei Jahre dauern. Im Rahmen des HZG-Dialoges nähern wir uns gerade langsam den Detailfragen.

Der Atommüll muss für die Endlagerung verpackt und dafür vorher behandelt werden, um das Volumen zu reduzieren. Man spricht dabei von Konditionierung. Aber ist wirklich jeder Arbeitsschritt sinnvoll, notwendig und sicher? Wir denken: Nein. Durch die Konditionierung werden zig Atomtransporte mit den damit verbundenen Unfallrisiken notwendig. Mit dabei auch so wahnwitzige Unterfangen, wie den strahlenden Stahlschrott ins schwedische Studsvik zu verschiffen. An den Standorten mit Konditionierungsanlagen kommt als besonderes Problem hinzu, dass mit dem Abriss einer so großen Zahl von Atomanlagen auch große Mengen zu konditionierender Müll entstehen.

GNS-Hall Angershausen- Duisburg Fotomontage: www.duisburg-atomfrei.de

In Duisburg hat die GNS eine Genehmigung, 3300 Tonnen Atommüll jährlich zu bearbeiten – und das 100 m vom nächsten Supermarkt, 200 vom nächsten Mehrfamilienhaus, 400 m vom nächsten Kindergarten.

Infos: www.duisburg-atomfrei.de

In Braunschweig entsteht bei der Firma Eckert & Ziegler Nuclitec ein europaweites Zentrum zur Verarbeitung von Atomabfällen. Im Jahr 2010 befand sich etwa das 15-fache des Strahlungsinventars der Asse auf dem Betriebsgelände von Eckert & Ziegler. Wie in Duisburg alles in Nähe eines Wohngebietes und direkt neben Schulen, Kindergärten und einem Jugendzentrum. Die Direktstrahlung am Zaun in Braunschweig darf 15fach höher sein als die am Zwischenlagerzaun in Gorleben. Die zulässigen Ableitungswerte der Anlagen in Braunschweig für Americium und Jod sind übersteigen die Grenzwerte der Strahlenschutzverordnung um das 250 bzw. 500-fache.

Infos: www.biss-braunschweig.de

Ziel von LAgAtom im Rahmen des HZG-Dialogs wird es sein, die Atomtransporte in externe Konditionierungsanlagen auf ein Mindestmaß zu reduzieren und damit das Unfallrisiko und die Strahlenbelastung von Anwohnern von Konditionierungsanlagen zu minimieren.

Aber der Großteil des beim Rückbau entstandenen Mülls soll gar nicht konditioniert und als Atommüll behandelt werden. Mit Hilfe der sogenannten „Freimessung“ nach der Strahlenschutzverordnung wird ermöglicht, dass aus Atommüll „normaler“ Müll wird, der dann dem Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz unterliegt. Er kann dann, je nach der Höhe der radioaktiven Belastung, auf Deponien gelagert oder als Müll verbrannt werden oder zur freien Verwertung in den Wirtschaftskreislauf zurückkehren. Unter der damaligen Umweltministerin Angela Merkel wurde diese Möglichkeit 2001 in die Strahlenschutzverordnung aufgenommen. Ziel war es die Probleme der Betreiber bei der Entsorgung zu reduzieren und Kosten minimieren. So gibt E.On beispielsweise zu, dass die Möglichkeit, Metallschrott zu rezyklieren, statt ihn als Atommüll zu behandeln, eine Ersparnis von 4 Milliarden Euro bringt. Aber mit welcher Konsequenz? Im Rahmen des Rückbaus von Atomanlagen werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zigtausende Tonnen von leichtstrahlenden Materialien in die Umwelt entlassen. Im Falle der HZG rechnet der Betreiber mit 33.900 Tonnen. Darunter ist der Bauschutt des Bürogebäudes – aber auch Materialen aus dem Kontrollbereich, der zunächst gewaschen und geputzt werden muss, um die Kontamination unter den Grenzwert zu bekommen.

Abbildung verändert nach HZG

Dieser Grenzwert ist in der Fachwelt äußerst umstritten. Das zugrunde liegende 10-μSv-Konzept geht davon aus, dass auf 100 Millionen Menschen (männlich, erwachsen, gesund!), die ein Jahr lang dieser Strahlung ausgesetzt werden, 10 zusätzlich Krebstote pro Jahr zu beklagen sind. Materialien, die diesen Wert nicht überschreiten, dürfen nicht freigegeben werden. Die Inkaufnahme von 10 Toten ist schon für sich zynisch, jedoch kommen moderne Studien zu deutlich höheren, prognostizierten Sterberaten und heben zusätzlich die anderen aus der Strahlenbelastung resultierenden, nicht tödlichen Erkrankungen hervor (mehr im Strahlentelex Nr.662-663).

Insbesondere kritikwürdig ist zudem die unbeschränkte Freigaberegelung, bei der es nicht einmal vorgeschrieben ist, was mit den Materialien geschehen soll, noch wo sie verbleiben. So ist im Nachhinein in keiner Weise nachvollziehbar, ob z.B. auf der Deponie X schon leichtstahlender Müll aus AKW Y lagert, wenn der AKW-Betreiber Z seinen oben draufwerfen will. Die Strahlenbelastung für die AnwohnerInnen ist damit nicht kalkulierbar.

Mehr zur Problematik des Freimessens findet sich in einer neuen Studie des BUND.

Erste unangenehme Erfahrungen haben die Menschen in und um das im Rückbau befindliche AKW Obrigheim gemacht. Hier sollen 99% des Rückbaumaterials freigegeben werden und auf Normalmülldeponien der Umgebung landen (PM der Initiative AtomErbe Obrigheim zur Freimessung). Für den HZG-Dialog ist das Thema „Freimessung“ noch über Jahre nicht dran  – es wird dann aber sicher eines der prägenden Diskussionsthemen sein.

5. Endlagerung

Und dann – ab ins Endlager?

Reaktorbecken Foto: Alexander Tetsch www.neureuters.de

Die  HZG muss die Behälter mit Atommüll in der Transportbereitstellungshalle so lange lagern, bis das Bundesamt für Strahlenschutz den Abtransport anordnet. Die Entscheidung, wie lange der Atommüll in der Transportbereitstellungshalle verbleibt, liegt also nicht beim HZG. Der Begriff „Transportbereitstellungshalle“ erweckt dabei bewusst den Eindruck, dass es sich hierbei um kurze Zeiträume handelt, um zu verschleiern, dass daraus auch mal schnell Jahre oder Jahrzehnte werden können. Als Endlager vorgesehen ist der „Schacht Konrad“.  In dem ehemaligen Erzbergwerk bei Salzgitter wurde der Erzabbau 1976 schon nach 10 Jahren aus Kostengründen eingestellt. Auf der Suche nach neuen Optionen kam damals unter anderem der Betriebsrat auf die Idee, man könne das Bergwerk als Lagerungsstätte für Problemabfälle nutzen und ausbauen. Es begannen unter Leitung der bundeseigenen Gesellschaft für Strahlenschutz Erkundungsarbeiten für die Eignung der Grube als Endlager für schwachradioaktive Abfälle und Großkomponenten aus dem Abriss von Atomkraftwerken.

Von Beginn an wurde die Erkundung von Protesten aus der Bevölkerung begleitet. Im Juni 2002 wurden dann, trotz aller geäußerten Bedenken, der Planfeststellungsbeschluss erteilt, ohne das z.B. die Frage der Risiken durch die entstehenden Atomtransporte berücksichtigt wurden. Eine Klage der Stadt Salzgitter, der Gemeinden Vechelde und Lengede sowie einer Landwirtsfamilie gegen die Genehmigung wurde vom Bundesverfassungsgericht im Februar 2008  abgelehnt.

Schacht Konrad Foto: Alexander Tetsch www.neureuters.de

Der Kritik am Auswahlverfahren und der Eignung des Schachtes für die Atommülllagerung hat dies keinen Abbruch getan. Im Februar 2013 formuliert die niedersächsische Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag: „Für die rot-grüne Koalition steht daher fest, dass gravierende Fehler insbesondere bei der wissenschaftlichen Analyse, den defizitären Sicherheitskriterien und der mangelnden Bürgerbeteiligung tiefgreifende und langfristige schädigende Auswirkungen haben können.“ Der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel fordert genau wie die Stadt Salzgitter, die dortige IG Metall (mit vielen Tausend Beschäftigten bei VW, den dortigen Stahlwerken etc.), dem Verein Landvolk Braunschweiger Land und der Bürgerinitiative AG Schacht KONRAD, dass sich die Kommission für die Auswahl eines Bundesendlagers für hochradioaktiven Atommüll auch um die Problematik der Lagerung von schwach- und mittelradioaktivem Müll kümmern solle und damit der „Schacht Konrad“ erneut auf den Prüfstand kommt. Wir als LAgAtom schließen uns, mit anderen Initiativen aus der Begleitgruppe, dieser Forderung an.  Es kann auch für die Menschen an den Standorten, mit Atomanlagen im Rückbau, nicht heißen „aus den Augen aus dem Sinn„. Wir tragen auch Verantwortung für die Orte, an denen der Atommüll dann landen soll.

Infos: www.ag-schacht-konrad.de

Aber auch ohne diese eher politischen, genehmigungsrechtlichen Probleme wirft das Konzept „Schacht Konrad“ für die Begleitgruppe folgende wesentlichen Fragen auf: Ursprünglich war die Inbetriebnahme für 2014 geplant. Doch immer wieder stießen die Betreiber bei den Ausbaumaßnahmen auf unerwartete technische Probleme. Aufgrund „erheblichen Sanierungsbedarfs bei den Schächten und der Hauptstrecke unter Tage“ bestätigte das Bundesumweltministerium im Mai 2013 eine Verzögerung bis mindestens 2021. Als neuen berechneten Termin für die Inbetriebnahme des Endlagers hat die DBE das Jahr 2022 angegeben. Dieser Termin sei nach Einschätzung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) jedoch mit Unsicherheiten behaftet. Und selbst wenn es ein Endlager geben wird, ist mit erheblichen logistischen Verzögerungen zu rechnen, denn alle Standorte wollen ihren Atommüll loswerden und mindestens für die staatlichen Einrichtungen muss vom BUND das Geld zur Verfügung gestellt werden. Dass Geesthacht dann als Erstes dran ist, bezweifeln wir. Die  Begleitgruppe geht daher von einer jahrelangen, ja eventuell sogar jahrzehntelangen Lagerung der Atommüllbehälter in der so genannten Transportbereitstellungshalle aus. Wir fordern ein Höchstmaß an Sicherungs- und Überwachungsmaßnahmen, um eine Gefährdung auch bei solch langen Lagerungsdauern auszuschließen. Die HZG reagiert bisher auf diese Forderung mit der Aussage, man stelle bei allen Vorhaben die Sicherheit an erste Stelle, das Forschungszentrum werde für einen maximalen Schutz der Mitarbeiter und Bevölkerung sorgen.

Stand 28.09.2014

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