Stilllegung des Forschungsreaktors in Geesthacht – HZG im Dialog

Neben dem Vattenfall-Kraftwerk in Krümmel steht in Geesthacht noch eine weitere kerntechnische Anlage. Bereits seit 1958 wurde hier in der GKSS (Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt) Atomforschung betrieben.

2012 heißt man nun nicht mehr GKSS sondern HZG (Helmholtz-Zentrum-Geesthacht) und hat den verbliebenen Forschungsreaktor endgültig abgeschaltet. Im deutlichen Gegenteil zu anderen Reaktorbetreibern will die HZG die Stilllegung und den Rückbau im Dialog mit den AnwohnerInnen und auch den Anti-Atom-Initiativen abwickeln. Dabei soll es nicht nur um das Aufräumen im eigentlichen Sinne und die damit verbundenen Konzepte und Sicherheitsfragen gehen, sondern auch um die Aufklärung – das Aufräumen – mit diversen Ungereimtheiten (Militärische Forschung? / Störfälle im September 1986 / Leukämiehäufung in der Elbmarsch). Wir begrüßen dieses Dialogangebot und bewerten die ersten Schritte positiv.


Öffentliche Veranstaltung „HZG im Dialog“ am 15. Januar 2013; 18:30 Hörsaal der HZG


Nach einigen Treffen der noch provisorischen Begleitgruppe soll es nun eine erste  öffentliche Veranstaltung geben, bei der die HZG ihr Konzept zur Stilllegung vorstellt. Mit Wolfgang Neumann wird ein auch von den Umweltverbänden anerkannter Fachmann das Konzept bewerten. Weitere Termine zu den Themen Strahlenschutz, Endlagerproblematik und auch zu den oben angeführten „Altlasten“ werden in den kommenden Monaten folgen.

Wir als Anti-Atom-Initiative wünschen uns viele Menschen im Publikum, die bei dieser Veranstaltung und im weiteren Dialogprozess  ihre kritischen Fragen stellen.

Weiter Infos zum Dialog finden Ihr hier. Außerdem bietet die HZG Führungen durch ihre Anlagen an (Anmeldung).

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Dokumentation »You can be shure…« aus Rostock nun online!

Das „Medienkollektiv Manfred“ hat seine kurze, aber gute und knackige Dokumentation „You can be shure…“ online gestellt. Es geht um die Atomtransporte über den Rostocker Hafen. Interviews mit dem Atomexperten Wolfgang Neumann und anderen runden dieses exzellente Video ab.

„Mehrmals im Jahr werden atomare Güter, hauptsächlich Unranhexaflourid, über den Rostocker Hafen transportiert. In Zeiten der Energiewende, des Atomausstiegs, wollen wir in einer filmischen Dokumentation zeigen, wie Menschen aus Rostock und anderen Städten mit solchen Transporten umgehen. Dazu haben wir Bürger aus Rostock befragen und auch Expert_innen befragt und dies in einer kurzen Doku zusammengetragen.“ (Quelle: http://mkmanfred.blogsport.de/2012/12/06/you-can-be-shure-online/)

>>> Hier geht’s zum Medienkollektiv und zum Video <<<

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Intensive Diskussion – wenig Ergebnisse

Ein Kommentar von Petra Kruse-Runge

Der Raum war voll, das Interesse am Thema „Vergabe der Stromlieferverträge“ sehr hoch und die Debatte teils sehr hitzig. Trotzdem konnte das Podium mit Andreas Meihsies (GRÜNE), Frau Lukoschek (Stadtkämmerin), Hr. Müller (Controller) und Hr. Mennking (Rechtsberater) keine wirklich zufriedenstellenden Antworten geben.

Zunächst ging es im Vortrag von Fr. Lukoschek um die Abwicklung in der Verwaltung. Sie erläuterte: „Die Verwaltung und der Berater setzen zunächst die Eckdaten fest“. Auf Nachfrage wird deutlich, dass diese hochwichtige Festlegung der Ausschreibungskriterien ohne jede Beteiligung des Rates oder gar der interessierten Öffentlichkeit stattfand. Der Stadtrat wurde über das laufende Verfahren offenbar erst nach Beginn der Ausschreibung informiert. Die Abstimmung ist am Ende dann eher pro forma, da automatisch derjenige Bieter den Zuschlag bekommen MUSS, der das ausgeschriebene Produkt am günstigsten anbietet. So entschieden letztendlich nicht die von den BürgerInnen gewählten Ratsmitglieder über die Art des Stroms, sondern die Verwaltung und ein externer Gutachter. Das Mindeste für die Zukunft ist eine gründliche Diskussion über die Kriterien vorab im öffentlichen Ausschuss und ein breit aufgestellter Beschluss im ratsöffentlichen Verwaltungsausschuss zum eigentlichen Ausschreibungstext.

Im konkreten Fall wurde nur Bezug genommen auf die schwammige Ökostrom-Definition der EU, die eine rechtssichere, „diskriminierungsfreie Ausschreibung“, aber eben keinen „echten“ Öko-Strom in unserem Sinne garantiert. Im Laufe des Abends wurde mehrfach kritisiert, warum nicht hier schon örtlicher Sachverstand etwa seitens des Grünen Energiereferenten, des Solarstromvereines oder Mitglieder vom LAgA hinzugezogen wurde.

Hr. Mennking führte dann weiter Details zum Vergaberecht aus. Es gab einen ganzen Wust von Informationen, die dem überwiegend fachlich versierten Publikum übrigens in großen Teilen bereits bekannt war und wo nicht, doch schnell erfasst wurde. Der Vortrag, der über Strecken in Grundschullehrermanier daher kam, ließ dies ziemlich außer Acht. Auch die deutliche Grundeinstellung des Beraters weckte Erstaunen bis Erschrecken: „was man bestellt, muss auch bezahlt werden“, „der Graustrom ist so eine Sache, man bekommt doch eh den Strom der gerade ansteht“, „eigentlich ändert da der Ökostrom doch sowieso nichts“, „je mehr ich reinschreibe, desto weniger melden sich“. Da saß offensichtlich der falsche Mann mit am Tisch! Einzig positiv waren seine Anregungen zur örtlichen Selbstversorgung, wie sie in Stadt und Landkreis Lüneburg ja auch schon zum Teil auf dem Weg sind (Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden, BHKW in Schulen etc.).

Für aufmerksame ZuhörerInnen waren trotzdem einige wichtige Punkte dabei: es ist einer Kommune durchaus möglich, den von ihr gewünschten Umwelt-Zusatz-Nutzen präziser in den „Wertungsgrundsätzen“ festzuschreiben (z.B. regionale Anbieter zur Verkürzung der Netzdurchleitung). Es ist auch möglich genaue „Gestehungsvorgaben“ zu machen, d.h. festzulegen, WIE der Strom erzeugt werden soll (z.B. die Art der Stromerzeugung oder die Verknüpfung mit dem Bau zusätzlicher Energieerzeugung). Und es braucht Zeit und eine offene Diskussion VOR der Ausschreibung, um all dies rechtssicher in Worte zu fassen. Hier bleibt zu hoffen, dass der Landkreis es bei der anstehenden Vergabe für 2014/15 anders machen wird.

Über all diese Punkte gab es eine teils heftige Diskussion, da sowohl BUND, als auch Solarstromverein oder wir vom LAgA natürlich von der Stadt eine andere Vorgehensweise erwartet hätten. Selbst jetzt kam kein wirkliches Wort des Bedauerns über das Ausschreibungsergebnis von den anwesenden Ausschussmitgliedern der GRÜNEN und der SPD. Es blieb wieder einmal beim Versprechen „Nächstes Mal machen wir es besser.“ Ob dem zu trauen ist, bleibt fraglich. Und die Frage der zukünftigen Mitgliedschaft der Parteien im LAgA steht weiter ungeklärt im Raum.

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Stadt Lüneburg vergibt erneut Stromvertrag an den Atomkonzern EON

Wie das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom über eine anonyme Mail erfahren hat, wurde die Stromversorgung der Stadt Lüneburg in diesem Herbst erneut vom Verwaltungsausschuss hinter verschlossenen Türen an den Atomkonzern EON vergeben. Bereits nach der letzten Vergabe im Jahre 2010 hatte es intensive Diskussionen darüber mit Ratsvertretern von SPD und Grünen gegeben. Umweltverbände und Anti-Atom-Initiativen halten „Ökostrom“-Angebote von EON, ENBW, Vattenfall und RWE und ihrer Tochterunternehmen für  absolute Mogelpackungen. Wir dachten damals, wir hätten die Zusage der Stadt, dass es keinen weiteren Stromvertrag für EON geben wird.

Der von der Stadt gekaufte Strom kommt von einem 60 Jahre alten und längst abgeschriebenen Wasserkraftwerk. Bevor es einen Markt für „Ökostrom“ gab, wurde diese Wasserkraft gemeinsam mit Atomstrom, Gas, Kohle, Wind und Sonne in einem Mix verkauft. Nun bietet EON einen „Ökostromtarif“ für KundInnen an, die auf Atomstrom verzichten wollen. Alle anderen bekommen einen hö­he­ren Anteil Atom- oder Kohlestrom. Zu einem Ausbau an Regenerativen Kraftwerken ist EON dabei nicht verpflichtet. Echter Ökostrom kann also nur von Anbietern kommen, die nicht gleichzeitig mit Atomstrom handeln, z.B. EWS, Naturstrom, Greenpeace Energy. Durch Rechenspielertricks den Energiemix hier im eigenen Unternehmen zwischen unterschiedlichen Tarifen hin und her zu schieben, reicht uns einfach nicht.

EON ist ein Unternehmen, das mit intensiver Lobbyarbeit den Atomausstieg ständig torpediert. Ganz aktuell hat EON gemeinsam mit Vattenfall angekündigt, dass Wideranfahren des Pannenreaktors Krümmel gerichtlich durchzusetzen. Wie kann eine Stadt, die Resolutionen für das Abschalten dieses Reaktors beschließt, gleichzeitig bei seinem Betreiber den Strom beziehen?

Eine Hauptursache der verfahrenen Energiepolitik in Deutschland ist das Quasi-Monopol, der  vier Unternehmen mit 80 % Marktanteil. Sie sammeln eine unbeschreiblich große Macht über einen so existentiellen Wirtschaftszweig bekommen haben. Dass das unabhängig von der Frage Atomstrom ja oder nein wichtig ist, zeigt die aktuelle Praxis der Bundesregierung, auf der einen Seite Offshore-Windkraftanlagen massiv zu fördern, während alle anderen regenerativen Energieformen begrenzt werden sollen. Inhaltlich lässt sich diesen kaum begründen, denn Offshore ist im Verhältnis zu anderen Techniken nicht so ausgereift und benötigt deutlich mehr der derzeit nicht ausreichen vorhandenen Hochspannungstrassen. Andererseits sind  aufgrund der Größe und der Investitionskosten von Offshore-Anlagen  wieder die großen vier am Hebel. Hier darf man nicht von der einen Abhängigkeit in die nächste rutschen.

Nur wenn der Ausbau von dezentralen Versorgungssystemen wie Solar-Genossenschaften, Kraft-Wärme-Kopplung und Bürger-Windparks jetzt gefördert und  innovativ kombiniert wird, ist eine wirklich unabhängige Versorgung sichergestellt und verringert dabei sogar die Netzverluste beim Transport von Strom. Das heißt der Fokus der Politik muss auf Dezentralisierung gerichtet sein. Wann will die Stadt hier endlich die Weichen für eine bürgernahe Energiewende stellen?

Dennoch wurde erneut von der Stadt Strom bei EON eingekauft und wiedermal deren marktbeherrschende Stellung gestärkt. Die interessierte Öffentlichkeit wurde in keiner Weise mit einbezogen. Die Möglichkeit, sich mit anderen Gemeinden und Städten zu beraten oder sich an positiven Beispielen zu orientieren, wurde leider nicht genutzt.

„Die Grüne“ Ratsfraktion hat nun für den19.11.zu einer öffentlichen Fraktionssitzung zum Thema „Stromversorgung der Stadt Lüneburg“ eingeladen und auch SPD PolitikerInnen haben ihre Anwesenheit angekündigt. Für uns als LAgA muss an diesem Abend geklärt werden, wie Forderungen nach Transparenz und  Bürgerbeteiligung (Partizipation) auf der einen Seite und Energiewende und Atomausstieg auf der anderen Seite mit der Vergabe des Stromvertrages an einen Atomkonzern und der Umgehensweise mit den Umweltverbänden zusammen passen. Die Rahmenbedingungen solch einer Vertragsgestaltung, wie Ausschlusskriterien, Beschaffungsrichtlinien usw. müssen hier mit allen Gruppen offen und auf Augenhöhe diskutiert werden.

Unsere Minimalforderung ist jedoch völlig klar: der nächste Stromvertrag darf nur an einen echten Ökostromanbieter gehen. Wie ein derlei verantwortungsbewusstes Ergebnis nun vertragsrechtlich zu erreichen ist, haben uns andere Städte längst vorgemacht.

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Baustopp in Gorleben: „Die Sensation ist da, nur keiner hat´s gemerkt“

Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. vom 13.11.2012:

„Nun gibt es einen Baustopp in Gorleben, aber die Ankündigung dieser Sensation findet sich versteckt auf der Homepage des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) (siehe PM gestern Abend).
BI-Sprecher Wolfgang Ehmke fasst es in die Worte: „Die Sensation ist da, nur keiner hat´s gemerkt“. Wieder einmal, so die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI), seien es nicht die politischen Entscheidungsträger gewesen, sondern engagierte Bürgerinnen und Bürger, die mit ihrer Klage zumindest den Weiterbau in Gorleben angehalten haben.
„Wir erwarten jetzt ein Handeln der politischen Klasse. Dieser Vorgang belegt, wie wichtig es ist, dass die interessierte Öffentlichkeit substantiellen Einfluss auf die Entscheidungsträger haben muss, wenn es um die Lagerung des Atommülls geht. Außerdem wird deutlich, dass bei einem neuen Gesetz die Klagemöglichkeit in einem verwaltungsrechtlichen Verfahren erhalten bleiben muss“, so Ehmke.
Die BI sieht bekanntlich als Vorbedingung für die Suche nach einer unterirdischen Atommülldeponie den konsequenten Ausstieg aus der Atomenergie und die Aufgabe des verbrannten Standorts Gorleben sowie eine öffentliche Debatte, in der die Ergebnisse der parlamentarischen Untersuchungsausschüsse zur Asse II und Gorleben einfließen müssen. „Die Salzlinie ist dermaßen diskreditiert, dass schon deshalb ein Festhalten an Gorleben überflüssig ist“, so Ehmke.“

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IPPNW-Expertin bei Katastrophenschutzübung rüde abgewiesen

IPPNW Expertin für Katastrophenschutz Dr. Angelika Claussen wurde heute von der presseöffentlichen Informationsveranstaltung mit der Androhnung einer Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch ausgeschlossen. Sie wollte sich unter anderem für das IPPNW Magazin FORUM über den aktuellen Katastrophenschutz in Niedersachsen am Fallbeispiel AKW Grohnde informieren. Rüde wurde sie durch Polizist Althaus des Grundstücks verwiesen.

„Wir haben jetzt November 2012, im März/April 2012 wurde eine wichtige BfS Studie veröffentlicht, die im November 2011 fertig gestellt wurde. Fukushima war März 2011. Deutsche Atomkraftwerke laufen ungestört weiter und niemand ändert den Katastrophenschutz. Selbst das Bundesamt für Bevölkerungsschuz und Katastrophenhilfe musste kürzlich eingestehen, dass es prinzipiell keinen funktionsfähigen Schutz zur Evakuierung der Bürger gibt. Die Behörden wären im Katastrophenfall hoffnungslos überfordert.“ Die bürokratische Schutzübung im Landkreis Hameln-Pyrmont erfolgt unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ersetzt keine praktische Übung unter Einbeziehung der Bewohner und breitflächiger Bürgeraufklärung.

Die Regionalkonferenz Grohnde Abschalten, die IPPNW sowie weitere Umweltverbände fordern, das Abschalten der Atomkraftwerke, solange nicht die absolute Sicherheit der Menschen und Umwelt gewährleistet ist. „Die Bürger tragen schon seit Jahren nicht mehr die Risiken mit der Atomenergie, aber sollen für die Schäden und Entsorgungkosten aufkommen. Die Asse allein wird mindestens 4 Mrd kosten. Es gibt aber auch noch Gorleben, Morsleben, die Wissmut usw. Das ist einfach inakzeptabel.“ so Claussen abschliessend.

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IPPNW: Das wahre Ausmaß der gesundheitlichen Folgen untersuchen

Presseinformation der IPPNW vom 5. November 2012

Brief an WHO-Generalsekretärin Margret Chan

Die deutsche Sektion der IPPNW hat in einem Brief an die Weltgesundheitsorganisation appelliert, die medizinische Forschung über die Gesundheitsfolgen der atomaren Katastrophe von Fukushima erheblich auszuweiten. Die von United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation (UNSCEAR) für 2013 geplante Studie soll ausschließlich grobe Abschätzungen verschiedener japanischer und internationaler Experten berücksichtigen, aus denen dann die zu erwartenden Gesundheitseffekte theoretisch abgeleitet werden. Dringend notwendig seien jedoch unabhängige epidemiologische Studien sowie die baldige Einrichtung eines umfassenden Registers, in dem alle Menschen erfasst werden, die aufgrund der Katastrophe von Fukushima vermutlich mehr als 1 mSv Strahlung durch unterschiedliche Quellen ausgesetzt waren.

„Diese Studien dürfen nicht auf das Schilddrüsen-Screening der Kinder begrenzt werden, sondern müssen umfangreiche Untersuchungsdaten auch für andere mögliche Erkrankungen wie sie nach der Tschernobylkatastrophe beobachtet wurden, umfassen“, heißt es in dem Brief. Insbesondere sollte systematisch nach Fehlbildungen, Totgeburten, Fehlgeburten und nach dem Phänomen der „verlorenen Mädchen“ geforscht werden, da sich diese Auswirkungen auf die reproduktive Gesundheit in den verstrahlten Gebieten von vielen europäischen Ländern gefunden hätten.

Die deutsche Sektion der IPPNW kritisiert zudem, dass Prof. Shunichi Yamashita, oberster Gesundheitsberater der Präfektur Fukushima, die Ergebnisse aus seiner Forschungsgruppe vom April 2011, dass 35% der mit Ultraschall untersuchten Kinder aus der Fukushimaregion Schilddrüsenknoten und Schilddrüsenzysten aufweisen, verharmlost. Die Kinder sollen erst wieder in zweieinhalb Jahren zur Routinekontrolle kommen. Mehrere Mütter aus der Präfektur Fukushima, die sich mit der Bitte um eine Zweitmeinung an andere Ärzte gewandt haben, wurden abgewiesen. Im September 2012 veröffentlichte Prof. Yamashita eine zweite Studie mit den Ergebnissen von weiteren 42.060 mit Ultraschall untersuchten Kindern aus der Stadt Fukushima. Erneut wiesen 43,1 % der kindlichen Schilddrüsen Knoten und Zysten auf.

Die deutsche Sektion der IPPNW befürchtet eine Zunahme von Schilddrüsenkrebs bei Kindern in der Präfektur Fukushima. Ein erster Fall von Schilddrüsenkrebs wurde am 11. September 2012 bekannt. Bestätigt sehen die IPPNW-Ärzte diese Sorge durch die Untersuchungen von Dr. Matsuzaki Hiromichi, Leiter der Abteilung für Innere Medizin im Allgemeinen Städtischen Klinikum der Stadt Fukagawa. Er verglich die Befunde der Gesundheitsstudie von Fukushima mit früheren Studien. So ergab eine Studie aus dem Jahr 2000 an 250 sieben- bis 14-jährigen Kindern aus der Präfektur Nagasaki, dass lediglich 0,8 Prozent Schilddrüsenzysten hatten. In einer Arbeit von Mazzaferri et. al. aus dem Jahr 1993 wurde festgestellt wurde, dass US-amerikanische Kleinkinder praktisch keine Schilddrüsendeformationen aufwiesen. Knoten und Verhärtungen nahmen erst mit einem höheren Lebensalter zu.

Den vollständigen Brief an die WHO finden Sie unter http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/who_letter_chan2012_deutsch.pdf (deutsch), http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/who_letter_chan2012_englisch.pdf (englisch), http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/who_letter_chan2012_japanisch.pdf (japanisch)

Eine Analyse des WHO-Berichts zur Katastrophe von Fukushima von Dr. Alex Rosen finden Sie unter http://www.fukushima-disaster.de/fileadmin/user_upload/pdf/deutsch/ippnw_analyse_who_report_fukushima_011012.pdf

Pressekontakt:
Angelika Wilmen, Pressesprecherin,
Tel. 030 – 698 074 15,
Mobil 0162 – 205 7943

Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW)
Körtestr. 10
10967 Berlin
www.ippnw.de

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Ja ja, die Ökostromer sind die Schuldigen…

Bereits bei den ersten medialen Zuckungen nach dem Beschluss zur so genannten „Energiewende“ kam dem LAgA der Verdacht: Hier soll mit dem Hebel der „unglaublich steigenden Energiepreise“ wieder zurück gesteuert werden! Und traraaa: Am Ende wird es die billig geredete Atomkraft sein, die uns den finanziellen Kragen retten soll…

Gerade so wirkt das, was sich derzeit mit viel medialem Rummel abspielt. Da titelt „DIE WELT“ am vergangenen Sonntag „So rechnet die Ökobranche die Energiewende schön„. Der Artikel bemäntelt sich mit scheinbarer Sachlichkeit und Know-How – ist aber in Wirklichkeit eine Kampfschrift der Atomlobbyisten.

Wir veröffentlichen hier lieber eine Stellungnahme der „Ökobranche“, die mit deutlich mehr Sachverstand die Hintergründe der exorbitant steigenden Kosten für elektrische Energie verdeutlicht. Darunter sind einige sehr interessante Links zu weiteren Hintergrundartikeln zu finden. Weiterlesen

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Rückblick: Solidarität mit den „Müttern von Fukushima“

Seit dem Jahrestag der atomaren Katastrophe von Fukushima am 11. März 2012 haben 12 Frauen aus Lüneburg und Umgebung die Idee verfolgt, der Selbsthilfeorganisation „Mütter von Fukushima“ in Japan Unterstützung und Solidarität zu vermitteln. Denn wir wissen: Es ist nur Zufall, welche Menschen von dem Atomwahnsinn geschädigt werden. Die Welt ist diesbezüglich sehr klein und Fukushima ist überall.

Wir haben unsere Talente zusammengepackt und am 29. September 2012 eine Benefizveranstaltung durchgeführt. Von 10 bis 16:00 h konnten wir unsere erarbeiteten Sachen und unsere Fähigkeiten zur Gesundheitsförderung in der Ev. Familien- Bildungsstätte anbieten. Es war möglich, Shiatsu oder Klangschalen kennen zu lernen, Selbstgemachtes aus Papier, Stoff, Wolle und Früchten auszuwählen oder Kaffee und Kuchen zu verzehren – alles gegen Spende.

Draußen und drumherum wuselte das Veranstaltungsleben der Sülfmeistertage, es war dadurch eine abwechselungsreiche und ausgelassene Stimmung.

Insgesamt kamen 610 € an diesem Tag für den Zweck zusammen.

Wir danken auf diesem Wege allen Spenderinnen und Spendern. Insbesondere auch ein freundliches Dankeschön an den Leiter der Ev. Familien-Bildungsstätte. Durch seine Unterstützung können wir 100% der Spende nach Japan schicken.

 

Atomenergiefreie Grüße
Lisa Michaelis


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Infotour Uranfabrik Gronau stilllegen!

Unglaublich aber wahr! Obwohl Deutschland angeblich den Atomausstieg beschlossen hat, wird der das Uranbrennstoff   für jedes 10. Atomkraftwerk in der Welt im westfälichen Gronau angreichert. Ein Ende ist hier nicht abzusehen. Die Urananreicherungsanlage wurde in den schwarz-gelben Ausstiegsplänen glatt „vergessen“. Statt dessen gibt es sogar eine staatliche Förderung.

In der Öffentlichkeit wird dieser Part der Atomindustrie gerne übersehen. Grund genug für Robin Wood, um mit einer Info-Tour darauf Aufmerksam zu machen. Am 18.10. sind die Robin Wood-AktivistInnen von  14:00 bis 19:00 Uhr auf dem Lüneburger Marktplatz.

Weitere Infos zu Gronau unter http://www.robinwood.de/ROBIN-WOOD-Info-Tour-URANFABRIK-GRONAU-stilllegen.843.0.html.

Eine Unterschriftenkampagne für die Stilllegung findet ihr hier.

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