Jochen Stay ist verstorben

Mit tiefer Betroffenheit und Trauer nehmen wir Abschied von Jochen Stay. Sein unermüdlicher Kampf für eine Welt ohne Waffen und Atom hat auch im Landkreis Lüneburg viele Menschen berührt und im wahrsten Sinne bewegt.

Immer wieder hat er als Redner Menschen in den Bann gezogen. Der Bogen spannt sich dabei vom März 2001 auf der Auftaktkundgebung  im Clamartpark anlässlich des anstehnden Castortransportes,   mit über 18.000 Teilnehmer*innen die größte Demonstration in Lüneburg überhaupt, bis zur E-Ventschau 2018 auf der er über seine Sicht auf die Suche nach einem Atommülllager berichtete.

Im März 2001 hat er als Sprecher der Initiative X-tausendmal quer in Wendisch Evern eine Sitzblockade auf der Castor-Transportstecke von Lüneburg ins Wendland mitorganisiert. Das gewaltfreie Aktionskonzept lud Menschen ein, sich am Protest gegen die Castor-Transporte auch im eigenen Landkreis zu beteiligen. Viele Lüneburger*innen haben sich dem damals angeschlossen.

2009 nach der atompolitischen Rolle rückwärts mit der Laufzeitverlängerung, regte sich bundesweit der Unmut gegen die Pläne der damaligen Bundesregierung. Aber erst Jochens Vision, einer 120 Kilometer langen Menschenkette vom AKW Brunsbüttel bis zum Pannenmeiler Krümmel, schaffte den Rahmen, um aus diesem Unmut auch politischen Druck entstehen zu lassen. Wie sehr er mit dieser Idee richtig gelegen hat, haben wir als Organisatoren des „Lüneburger Abschnitts“ daran gemerkt, dass wir ständig neue Busse zu unserem Sammelpunkt bei Geesthacht anmieten mussten, weil uns die Tickets quasi aus der Hand gerissen wurden.

Als politischen Streiter zeichneten ihn eben diese visionären Ideen für Aktionsformen, seine Hartnäckigkeit, sein rhetorisches Talent und sein großer fachlicher Sachverstand aus.

Vor allem wird er aber allen, die ihn persönlich kannten, mit seiner positiven oft ungestümen Kraft in Erinnerung bleiben. Auch als mit dem Ende der Hochrisikotechnologie in Deutschland nicht zu rechnen war, hat er an einen Erfolg der Anti-Atom-Bewegung geglaubt. Er sah in diesem Erfolg den Beweis, „dass, wenn sich die scheinbar Ohnmächtigen zusammenschließen und sich wehren, es die scheinbar Mächtigen unendlich schwer haben, ihre Pläne durchzusetzen“.

Mit dem Abschalten der letzten drei Atomkraftwerke zum Ende diesen Jahres ist ein Meilenstein seines lebenslangen Kampfes erreicht. Wie bitter, dass wir das nun ohne Dich feiern müssen.

Ich persönlich habe in den zurückliegenden Corona-Monaten vielen Stunden mit Jochen in Videokonferenzen verbracht. Es wurde fasst schon zur vertrauten Gewohnheit, wenn sein Bild in der Kachel aufleuchtete. Endlagersuche, das Risiko der Zwischenlagerung, die KONRAD-Kampagne, die  Anti-Atom-Radtour für den Sommer 2022. So viele Themen, die wir gemeinsam besprochen haben, an der wir weiter politisch arbeiten wollten. Wie schön war es, wenn man sich wie bei der BI Gründung in Bahlburg einmal in echt und nicht nur auf dem Bildschirm sehen konnte.

Jochen, Du wirst der Anti-Atom-Bewegung und mir ganz persönlich fehlen!

Bernd Redecker für das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom

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