„Pleiten, Pech und Pannen oder gewollt“, diese Frage stellte sich am zweiten Tag der Auftaktveranstaltung. Vieles, wenn nicht gar alles, lief bei den vielen Abstimmungen am Sonntag schief. Eine Bewertung der Konferenz nehmen wir für LAgAtom hier vor.
An dieser Stelle versuchen wir einige „Highlights“ zusammenzustellen. Das klingt in der Rückschau zum Teil lustig, war es aber am Sonntag nicht: das vorherrschende Gefühl vor dem Rechner war Ohnmacht.
Die Fragestellungen, über die entschieden werden sollten, wurden am Samstagnachmittag zum Ende der Veranstaltung erstmals genannt. Wer nicht schnell mitgeschrieben hat, konnte sie nirgends wiederfinden. So war man dann mehr oder weniger überrascht, wozu man sich eine Meinung bilden sollte. Zur Abstimmungsmethode gab es gar keine Vorerläuterung. Die änderten sich auch von Fall zu Fall. Spontanität war gefragt.
An verschiedenen Stellen durften TeilnehmerInnen am Sonntag per Videotelefonie ihre Meinung abgeben. Das war technisch schlecht gelöst, ruckelte beständig oder fror ein.
Zur ersten Frage gab es noch eine ausführliche Möglichkeit sich zu äußern. Nach der Kritik, dass am ersten Tag die Anmerkungen und Fragen von den Moderatoren umformuliert wurden, gab es hier eine Phase, in der fast alle Chatbeiträge vorgelesen wurden. Das hat lange gedauert, war aber richtig so. Dann ist dem Moderationsteam aber wohl klar geworden, dass der Zeitplan so nicht zu halten ist und es wurde in immer kürzeren Sequenzen abgestimmt.
Die Abstimmung lief jeweils so, dass es vorgefertigte Optionen gab und die Rubrik „Ich habe einen eigenen Vorschlag“. Bei der ersten Frage sollte man klären, wie denn die Inhalte der kommenden Termine bestimmt werden. Dafür gab es die Möglichkeit a) „Entlang des Zwischenberichtes (Februar Ausschlusskriterien; April Mindestanforderungen; Juni Abwägungskriterien)“ b) Bildung einer Arbeitsgruppe c) Online-Konsultation d) eigener Vorschlag. Das ist schon alleine von der Gliederungslogik schräg, denn a) ist eine inhaltliche Aussage, b) + c) sind Methoden.
Relativ viele Menschen hatten bei dieser Abstimmung dann „eigener Vorschlag“ angeklickt. Das wurde so aufgenommen, dass man innerhalb weniger Sekunden den „eigenen Vorschlag“ in ein Stichwort bringen musste (32 Zeichen). Die Stichworte wurden im Anschluss präsentiert (es waren nach unserer Erinnerung deutlich über 50) und man hatte wiederum sehr wenig Zeit, um drei Vorschläge zu wichten.
Das Ergebnis stellte auch die Moderatoren vor eine Herausforderung, denn manche Stichworte waren doppelt, andere waren nicht eindeutig. Im Ergebnis wurden dann drei Optionen neu von den Moderatoren interpretiert und mit den Ursprünglichen zu Abstimmung freigegeben.
Nach der Abstimmung stellten die Moderatoren fest, dass auch hierbei gleich mehrere Optionen so ähnlich waren, dass das reine Wahlergebnis uneindeutig war und eine erneute Abstimmung nötig wurde. Die war technisch aber nicht so schnell zu erreichen. Daher wurde die Frage nach hinten gestellt und stattdessen über Anderes abgestimmt, obwohl immer klarer wurde, dass eine Beantwortung von Frage 2, 3 oder 4 in Abhängigkeit zu der ersten Entscheidung steht.
Nicht das hier der Eindruck entsteht, die Menschen im digitalen Raum hätten einen Überblick gehabt. Alle Abstimmungen verschwanden sofort ins Off und konnten auch nicht im Chat oder im Downloadbereich angesehen werden. Deshalb ist das hier ein kollektives LAgAtom Gedächtnisprotokoll.
Eine weitere Frage sollte klären, wie den die TeilnehmerInnen für die Februartagung ausgewählt werden, „per Los“ oder nach dem „Windhundprinzip“. Die Forderung, dass er keine Beschränkung gibt, wurde als unpraktikabel vom Tisch gewischt und nicht weiter diskutiert. Stattdessen folgte eine absurde Diskussion, ob es Quote nach Alter oder Region geben solle. Über allem schwebte die Möglichkeit, diese Frage in die Vorbereitungs-AG zu verschieben. Die gab es aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht, weil die Abstimmung, ob es sie geben soll, auf nach der nächsten Pause vertagt war.
Zum Abschluss des Abstimmungswahnwitz wurden die TeilnehmerInnen aufgefordert, für diese Arbeitsgruppe zu kandidieren. Dafür hatten sie 15 Minuten Zeit, einen Text zu schreiben. Sehr spontan! Kein Wunder, dass es Proteste hagelte. Dabei tauchten gleich mehrere Statements mit dem Inhalt „Ich lehne diese überfallartige Wahl ab“ auf, die seltsamer Weise vom Online- Tool als Kandidatur interpretiert wurden.
Als nächster Schritt hatten die TeilnehmerInnen wieder etwa 15 Minuten Zeit, sich die Kandidaturen durchzulesen. Dabei wurden sie vorher schon darauf hingewiesen, sich aufzuschreiben, wenn man wählen will, da die Texte mit dem Start des Abstimmungstools verschwinden. Und so war es dann auch. In den vier Kategorien, Verwaltung, Wissenschaft, zivilgesellschaftlichen Gruppen und BürgerInnen konnte man jeweils drei wählen, sah aber nur noch den Namen und nicht mehr, was die Person genau zu sich geschrieben hatte.
Das galt auch für gleich mehrere VertreterInnen von Umweltverbänden, die eigentlich geschrieben hatten, dass sie die Wahl ablehnen. Trotzdem hatten sie sich unter die KandidatInnen verirrt und man konnte auch für sie stimmen, was wir von LAgAtom so gemacht haben. Ob das für unseren Humor oder Widerstandsgeist spricht, kann man glaube ich offen lassen.
Die Wahl wurde in einfacher Mehrheit ohne Stichwahl durchgeführt, in einem Fall hatte die vierte Kandidatin eine Stimme weniger als die Kandidatinnen 2 und 3 und schied so knapp aus. Im Chat beschwerten sich gleich diverse Menschen, dass ihre Kandidatur nicht auftauchte. Darauf wurde aber nur in einem Fall eingegangen und die Abstimmung bei den WissenschaftlerInnen wiederholt.
Auch die Liste der gewählten VertreterInnen ist sofort im digitalen Off verschwunden und war später nicht mehr einzusehen.
Nach der Wahl gab es keine Frage an die Gewählten, ob sie die Wahl annehmen (Das ist doch eigentlich schon bei jeder Elternratswahl im Kindergarten so).
Eine der letzten Fragen ging um den Arbeitsauftrag für die Gruppe, den die TeilnehmerInnen absegnen sollten. Dieser war vorformuliert und so schnell wieder verschwunden, dass es uns bei der LAgAtom-Nachbesprechung nicht gelungen ist, ihn zu rekonstruieren.
Im Chat wurde immer wütender Rückgemeldet, dass es so nicht geht. Wirklich geändert hat das nichts. … to be continued