Atomkraft in der EU: statt Renaissance ein absteigender Ast

Ein Jahr ohne Atomstrom  – ein voller Erfolg.

Die Lichter sind nicht ausgegangen, der Zubau an Erneuerbaren lag deutlich über der Kapazität  der abgeschalteten AKW, die Kohleverstromung ist parallel auch zurück gegangen, die CO2-Emmission genauso, die Stromkosten haben abgenommen.

Aber die Europawahl rückt näher und immer wieder taucht dabei auch die Behauptung auf, Deutschland sei mit dem Atomausstieg auf einem Sonderweg und bis 2040 würde sich die Bedeutung der Atomkraft in den anderen EU-Ländern erhöhen. Obwohl das in keiner Weise der Realität entspricht. Deshalb tragen wir hier einen Überblick über die Atomprogramme der EU-Mitgliedstaaten zusammen.


Ergänzung 24.05.2024: Die ursprüngliche Fassung dieses Artikels ist vom 15.04.2024. Inzwischen habe sich in Polen und Tschechien neue Planungen ergeben, die in den jeweiligen Atomprogrammen Verzögerungen bewirken und nun in diese aktualisierte Fassung eingearbeitet sind.


Für alle die nicht so lange lesen wollen, zu Erst der Überblick – die Länderdetails unten.

Mehr als die Hälfte der  27 EU-Staaten betreiben derzeit keine  Atomkraftwerke und plant auch keinen konkreten Einstieg. Reaktoren laufen lediglich in 12 Ländern, Spanien will 2035 den letzten Reaktor vom Netz nehmen, Polen den ersten 2040 anschalten.

In der Summe werden in der EU, selbst wenn sich alle angekündigten Pläne zu einer Laufzeitverlängerung technisch umsetzen lassen,  nach derzeitigem Stand bis 2040 in der EU 67 AKW vom Netz gehen.

Demgegenüber stehen 24 AKW, die bei optimistischer Planung bis 2040 ins Laufen kommen. Dabei fehlt aber oft  noch die  Finanzierung und die Zeitplanung  ist meist komplett unrealistische. Legt  man die Erfahrungen der Bauzeiten für die neuen AKW in Großbritannien, Frankreich und Finnland zugrunde, dürfte kaum eines  dieser AKW wirklich bis 2040 Strom produzieren.

Aber auch so wird sich die Anzahl laufender Großreaktoren in Europa um mindestens 43 Reaktoren reduzieren. Also definitiv kein Ausbau!

Anzahl der maximal  in der EU laufenden AKW, wenn alle derzeitigen Neubau und Laufzeitverlängerungspläne ohne Verzögerung umgesetzt werden.

In der Übersicht und in den Betrachtungen unten finden nur Großreaktoren Berücksichtigung.

In  Frankreich, Finnland, den Niederlanden,  Schweden, Bulgarien, Polen, Rumänien, Tschechien und der Slowakei  wird zudem über den Einsatz von sogenannten Small Modular Reaktoren (SMR) nachgedacht.

Dabei sind verschiedene Konzepte in der Diskussion. Für keines davon gibt es bisher eine Pilotanlage, oft sind die Konzepte nicht über eine grobe Darstellung hinaus.  Das Bundesamt für die Sicherheit in der nuklearen Entsorgung lässt regelmäßig den Stand der internationalen Forschung im Bereich der SMR überprüfen.

Bisheriges Resümee:

  • Um dieselbe elektrische Leistung zu erzeugen wie mit herkömmlichen AKW  wäre eine um den Faktor 3-1000 größere Anzahl an Anlagen erforderlich. Es würde also den Bau von vielen tausend bis zehntausend SMR-Anlagen bedeuten.
  • Gegenüber Großreaktoren könnten SMR potenziell sicherheitstechnische Vorteile erzielen. Die hohe Anzahl an Reaktoren  erhöht das Risiko  jedoch wiederum um ein Vielfaches.
  • Die Proliferationsgefahr ist höher als bei herkömmlichen Reaktoren.
  • Es ist nicht mit geringeren Bauzeiten zu rechnen als bei Großkraftwerken.
  • Durch die geringe elektrische Leistung sind bei SMR die Baukosten relativ betrachtet höher als bei Großreaktoren. Ein Einstieg in die Produktion würde sich erst bei dreitausend SMR des gleichen Konzeptes  lohnen.

Und das passt auch zu den Entwicklungen der letzten Jahre. Im April 2023 teilte der internationale Konzern Urenco (Großbritannien, Niederlande USA, Deutschland) mit, dass er aus der Forschung an Mini-Atomkraftwerken aussteigt, da sich abzeichnete, dass das Konzept unwirtschaftlich ist.

Nur zwei Monate später musste der Branchenführer NuScale zugeben, dass die prognostizierten Kosten je Megawattstunde von ursprünglich 58 Dollar auf 89 Dollar steigen und damit schon jetzt fast drei Mal so hoch liegen wie die Produktionskosten für Wind- oder Solarenergie in den USA. In der Folge zogen sich Investoren zurück und der Aktienkurs von NuScale stürzte ab. Im Januar diesen Jahres gab der Konzern bekannt, dass er fast 1/3 seiner Mitarbeiter*innen entlassen musste.

Dennoch ist in der EU der Baubeginn einzelner Pilotanlagen für die erste Hälfte der 30er Jahre angekündigt. Wenn das so eintritt, würden erste SMR in der zweiten Hälfte der 30er laufen.

Selbst wenn man hier sehr optimistisch ran geht, ist nicht damit zu rechnen, dass 2040 mehr als eine Handvoll SMR am Netz sind. Dass daraus dann in den folgenden Jahren ein Boom entstehen wird, bleibt zu bezweifeln.

Für die Schließung der Lücke, die vom Netz gehenden Altreaktoren schlagen werden, sind die Mini-Reaktoren kaum geeignet, denn sie sind vor allem eins: Mini. Die derzeit in der EU diskutierten Konzepte bewegen sich zwischen einer Leistung von 77 (NuScale) und 470 MW (Rolls Royce) Megawatt. Um den Rückgang an nuklearer Stromkapazität zu schließen, müssten bis 2040 also zwischen 100 und 600 SMR gebaut werden und nicht nur einige wenige Pilotanlagen.

Einzelübersicht

Länder ohne Atomprogramm

In  14 der 27 EU-Staaten (Dänemark, Deutschland, Estland, Griechenland,  Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg,  Malta, Österreich, Portugal, Zypern)gibt es derzeit keine laufenden Atomkraftwerke und auch keine konkreten Pläne zum (Wieder-) Einstieg.

Belgien

In Belgien laufen derzeit noch fünf Atomreaktoren. Alle fünf  werden 2025 vom Netz gehen.

Die beiden Reaktoren Doel 4 und Thiange 3 sollen dann bis zum November 2026 nachgerüstet werden, um sie nach dem Neustart nochmals bis 2035 laufen zu lassen.

Der französische Betreiber hat sich garantierte Strompreise zusichern lassen. Fallen die realen Marktpreise unter 81 € pro MWh, springt der belgische Staat ein.  Experten prognostizieren, dass  die Strompreise in den kommenden Jahren deutlich unter diese Schwelle rutschen. Sie gehen von aus, dass die Kosten für den Staat 1,8 Milliarden Euro erreichen könnten.

Pläne für den Neubau von Großreaktoren gibt es in Belgien derzeit nicht. Der Atomstromeinspeisung wird sich in Belgien also zwangsläufig schon ab 2025 wesentlich verringern und 2040 auf Null zurückgegangen sein. So wird er belgische Premier De Croo in Dubai auch damit zitiert, dass er die Verdreifachung der Kernenergie unterstützt „aber nicht in Belgien“.

Bulgarien

In Bulgarien laufen aktuell zwei Reaktoren mit einer Laufzeit ist 2027 bzw. 2028 Regierung und Betreiber haben angekündigt diese um weitere 20 Jahre zu verlängern.

Es laufen Pläne für den Neubau zweier Atomreaktoren. Für einen davon gibt es bereits einen Baugenehmigung und einen Vertrag mit Westinghouse für den Bau eines AP-1000-Druckwasserreaktors.  Obwohl noch nicht mit dem Bau begonnen wurde, gibt die Regierung 2033 als Betriebsbeginn für den ersten Reaktor an. Die beiden Reaktoren sollen zu einem Festpreis von 14 Milliarden Dollar entstehen.

Sowohl der Zeitplan als auch der Finanzrahmen darf angezweifelt werden. Die beiden baugleichen Reaktoren am Standort Vogtle in den USA haben 35 Milliarden Dollar gekostet, bei einer Bauzeit von 10 bzw. 11 Jahren.

Auch Bulgarien wird nicht zur Verdreifachung der Kernenergie beitragen. Die beiden neuen Reaktoren sollen die alten ersetzen. 2050 wäre man also beim Status Quo.

Finnland

Finnland betreibt derzeit fünf   Atomkraftwerke. 2022 ging der Reaktor Olkiluoto 3 ans Netz, mit einer Bauverzögerung von  14 Jahren und von 3 auf 12 Milliarden Euro  gestiegener  Kosten. Seit dem steht das AKW  mehrfach  unplanmäßig still ( Turbinenstörung, Kurzschluss, unplanmäßig Verzögerung bei der Revision).

Für einen weiteren gab es weitgehende  Planungen  mit dem russischen Staatskonzern Rosatom . Diese wurden 2022 nach dem Angriff auf die Ukraine aber gecancelt.  Pläne für neue Großreaktoren gibt es seit dem nicht mehr.

Stattdessen laufen Machbarkeitsstudien für den Einsatz von SMR. Hier sind gemeinsame Entwicklungen mit Schweden geplant.

Für die Reaktoren am Standort Loviisa wurde die Laufzeit  im letzten  bis 2050 verlängert. Die beiden älteren Reaktoren am Standort Olkiluoto sollen noch bis 2038 laufen.

Frankreich

Frankreich betreibt derzeit 56 Atomkraftwerke. Mit einem Anteil von über 60 % besteht weltweit die größte Abhängigkeit von der Atomkraft. Dabei ist die Reaktorflotte mit durchschnittlich 38,1 Jahren vergleichsweise alt, was in den vergangenen Jahren gleich serienweise zu Stillständen aufgrund von Rostschäden führte. Und auch 2024 traten in französischen AKW neu Risse und Rostschäden auf.

Und auch der Klimawandel bereitet den Alt-Reaktoren Probleme. Zum Beispiel gehen Fachleute davon aus, dass die Rhone bis 2050 im Schnitt bis zu 40 Prozent weniger Wasser tragen wird. Macron kündigte daraufhin Umbaumaßnahmen bei den AKW an, die sein eigenes Umweltministerium postwendend als unrealistisch einschätzte, weil kein Geld für mögliche Umbauten eingeplant sei und die Kosten „exorbitant und der Nutzen gering“ wäre.

Nichts desto trotz plant die französische Regierung die Laufzeit der bestehenden AKW auf 50 Jahre zu verlängern. Selbst wenn das so bei allen Reaktoren umgesetzt würde, müssten in den nächsten 10 Jahren 31 AKW abgeschaltet werden; bis 2040 weitere 15 Meiler.

Gebaut wird derzeit an einem Reaktor in Flamanville ursprünglich war die Inbetriebnahme für 2012 geplant. Nun ist sie nach einer Bauzeit von dann 17 Jahren für diesen Sommer angekündigt. Aktuelle Kostenschätzung: 19 Milliarden Euro bei ursprünglich 3,3 Milliarden.

Ab 2027 sollen an sechs neu Reaktoren an drei Standorten in Bau gehen. Für die ersten drei Reaktorpaare sieht der Plan der Regierung die Jahre 2035 – 2036, 2039 – 2040 und 2043 – 2044 für die Inbetriebnahme vor. Das ist aber nur das Best Cast Szenario. EDF hat auch ein „stärker verschlechtertes“ Szenario  vorgestellt, bei dem der erste Reaktor 2042 ans Netz gehen würde, der sechste erst 2051.

Perspektivisch sind danach (!)  8 weitere geplant.

Dabei spielen die Kosten eine zentrale Rolle, denn der französische Staatskonzern ist aufgrund  der Kostensteigerungen seiner  AKW-Bauprojekte in Finnland, England und Frankreich und aufgrund der hohen Kosten der Reparaturen an den Altreaktoren stark verschuldet. Alleine die Reparaturen sollen laut französischen Rechnungshof 100 Milliarden Euro kosten.

Zentrale Engstelle sind bei der Zeitplanung die Personalkapazitäten alleine in Frankreich fehlen für den Bau der geplanten sechs Reaktoren 100.000 Fachkräfte.

Unter dem Strich würden 2040 in Frankreich also nach den derzeitigen Regierungsplänen 2040 15 satt jetzt 56 AKW laufen.

Niederlande

In den Niederlanden läuft aktuell ein Atomkraftwerk. Für diese hat die Regierung die Laufzeit gerade um zehn Jahre bis 2033 verlängert.

Für die Zeit danach sollen zwei Reaktoren gebaut werden. Das Beteiligungsverfahren für die Standortfindung hat frisch begonnen.  Bis 2028 soll die Genehmigung stehen, dann plant man mit eher unrealistischen sieben Jahren Bauzeit und einer Inbetriebnahme 2035.  Zwei weitere Reaktoren sollen bis 2050 folgen.

Polen               

Polen ist das einzige Land in der EU, das einen Einstieg in die Atomkraft plant. Pläne dazu gab es bereits in den 70er die wurden aber immer wieder verworfen. Nun sollen sechs AKW an zwei Standorten entstehen. Ursprünglich war geplant einen Block 2033 an Netz zu bringen  und dann alle zwei Jahre einen weiteren, den letzten 2043. Derzeit gibt es ein Vertrag mit Westinghouse für drei Reaktoren. Die anderen möchte der koreanische Konzern Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP) bauen.

 Schon mit der esrten Ankündigung des Zeitplanes wurden Zweifel laut, ob dieser in einem Land ohne Erfahrung in der Kerntechnik zu halten ist. Im Mai 2024 hat die polnische Regierung eine neue Einschätzung der Zeitplanung bekannt gegeben. Nun wird mit dem ersten Reaktor 2040 gerechnet.

Rumänien

In Rumänien laufen derzeit zwei Atomkraftwerke. Für beide wurde die  Laufzeit vor zwei Jahren auf 60 Jahre verlängert. Bereits 2022 hat die Regierung entschieden, am gleichen Stand zwei weitere AKW zu bauen. Obwohl es noch keinen offiziellen Zeitpunkt für den Baustart gibt, sollen die Reaktoren 2030 bzw. 2031 in Betrieb gehen.

Schweden

In Schweden laufen derzeit sechs Reaktoren, die alle bis 2040 vom Netz gehen sollen.

Konkrete Bauplanungen gibt es derzeit für zwei Reaktoren: Inbetriebnahme 2035.

Für die Zeit danach gibt es grobe Pläne, die sich nicht auf Reaktorkonzepte und Zeitpläne festlegen, bis 2045 will man demnach Kapazitäten für 10 Großkraftwerks-Äquivalente schaffen. Dabei gibt es weder Aussagen darüber, ob  das wirklich 10 Großkraftwerke werden sollen oder  40 Mini-AKW, oder gar in welchem Jahr diese ans Netz sollen.

In Schweden durchaus nicht unumstritten ist dabei die Finanzierung dieses Projektes, denn selbst die abgeschriebenen Altreaktoren lagen im Sommer 2023 mit Kosten von 2,1 bis 3,3 Eurocent pro Kilowattstunde laut  Svenska Dagbladet  zeitweise über den durchschnittliche Marktpreisen von  3,2 Eurocent pro Kilowattstunde. Für die schwedischen AKW-Neubauten werden Produktionskosten von 4,2 bis 5,5 Eurocent pro Kilowattstunde errechnet.

Für unsere Kalkulation ab 2035 sind die schwammigen Pläne in Schweden schwer zu greifen. Für die Tabelle oben gehen wir davon aus, dass die Regierung die 10 Großkraftwerks-Äquivalente bis 2045 gleichmäßig verteilt, also 2035 – 2040 fünf und 2040-2045 weitere fünf.

Slowakei

In der Slowakei laufen derzeit 5 AKW an zwei Standorten. Ein weiteres befindet sich seit 1987 in Bau und soll 2024 den Betrieb starten. Obwohl die Regierung auf Atomkraft setzt, sind darüber hinaus keine Großkraftwerke geplant, was daran liegen mag, dass auch bei den slowakischen AKW die tatsächlichen Kosten deutlich über den ursprünglichen Erwartungen lagen.

Slowenien

In Slowenien soll es in diesem Jahr eine Volksbefragung über den Bau eines  weiteren  AKW geben. Bei einer positiven Abstimmung würde der Bau dann 2028 beginnen.

Das derzeit einzige AKW Krsko hat eine Laufzeit bis 2042 und würde dann von diesem AKW ersetzt.

Angaben zur geplanten Inbetriebnahme gibt es nicht, in Anbetracht des  Baubeginns und es derzeitigen Planungsstandes ist es aber unwahrscheinlich, dass der wesentlich vor dem Abschalten des derzeitigen AKW liegen würde.

 Spanien

In Spanien laufen derzeit noch  sieben Reaktoren. Im vergangen Jahr hat die Regierung noch einmal die Ausstiegsentscheidung bestätigt und eine Zeitplan vorgelegt. Drei Reaktoren gehen  2027 vom Netz, die restlichen vier folgen 2035.

Tschechien

In Tschechien laufen derzeit sechs Atomkraftwerke. Die Laufzeit der vier älteren Meiler würde zwischen 2025 und 2027 ablaufen. Die tschechische Regierung hat aber eine Laufzeitverlängerung um weitere 20 Jahre angekündigt. Dafür sind Um- und Ausbaumaßnahmen geplant, die mit 2,3 Milliarden US-Dollar veranschlagt werden.

Zusätzlich sollen vier weitere AKW an den gleichen Standorten gebaut werden. Als Betriebsbeginn für den ersten Reaktor wird 2036 angepeilt. Wie bei allen Ausbauplänen steht die Finanzierung auf sehr wackligen Füssen. Tschechische Analysten gehen von einer enormen Spanne der Gesamtkosten für die vier Reaktoren von  30 Milliarden bis hin zu fast 80 Milliarden Euro aus. Es sei daher zweifelhaft, ob sich der Ausbau überhaupt rechne.

Das hat inzwischen auch zu einem Umdenken beim möglichen Betreiber geführt. Mitte April 2024 hat der Energiekonzern CEZ angekündigt, die AKW-Neubaupläne am Standort Temelin nicht mehr weiter zu betreiben, weil er sich ohne staatliche Garantien nicht rechnen wird. Man wolle den Schwerpunkt auf den Standort Dukovany legen, hier die Umbauten für die Laufzeitverlängerung umsetzen und plant weiterhin den Bau eines AKW an diesem Standort. Die tschechische Regierung hat weiterhin Interesse an dem Ausbau und will nun bis Ende des Jahres ein Plan vorlegen, wie man den Ausbau der Kernkraft im Rahmen der staatlichen Energiepolitik realisieren könnte.

 Ungarn

In Ungarn laufen am Standort Paks seit den 70ern vier Reaktoren. Derzeit ist die Laufzeit auf die Jahre 2032 – 2037 beschränkt. Eine Verlängerung um weitere zehn Jahre ist in Vorbereitung. Das Energieprogram Ungarns sieht eine Beibehaltung des Atomstromanteils vor. Geplant ist daher die Errichtung zweier neuer Reaktoren am gleichen Standort.

Ein Baubeginn ist für 2024 bzw 2025 geplant, die Inbetriebnahme für die erste Hälfte der 30er Jahre. Im Gegensatz zu allen anderen Reaktoren ist hier eine Zusammenarbeit mit dem russischen Staatskonzern Rosatom geplant. Zweifel an Umsetzung und Zeitplan werden in Ungarn durch einem Störfall an einem baugleichen, frisch errichteten AKW in Belarus wach. Dieses musste im Testlauf gestoppt werden, weil Harz in den Primärkreislauf gelangte und kritische Komponenten zu blockieren drohte. Immer wieder war es auch dort zu Verzögerungen und Lieferengpässen gekommen.

Bei den  Brennelementen der Altreaktoren ist man bereits dabei, nach Alternativanbietern zu suchen. Kritische Stimmen in Ungarn sehen darin und in den Laufzeitverlängerungsplänen eine Andeutung für den Ausstieg aus den Plänen für die beiden neuen Blöcke.

Vor Ort am Standort selber macht man sich zudem Gedanken, ob bei sinkenden Pegelständen der Donau ein AKW-Betrieb langfristig machbar ist.

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Reaktorleiter erteilt Überlegungen  zur Wiederinbetriebnahme des AKW Krümmel eine klare Absage

Neun Monate nach Abschalten der letzten Atomkraftwerke in Deutschland reißt die Debatte um einen Wiedereinstieg nicht ab, obwohl es keinen Blackout gab, die Strompreise gesunken sind, zusätzlich auch die Kohleverstromung auf einen historischen Tiefpunkt zurück gegangen ist und auch die Stromimporte zu mehr als der Hälfte aus Windenergie, vor allem aus Dänemark, bestanden. Keines der Argumente aus der Mottenkiste der Atomlobby hat gegriffen.

Dennoch wird in konservativen Medien und aus der Politik, die Wiederinbetriebnahme der  abgeschalteten AKW gefordert. Herr Söder und Herr Dobrindt wollen die bayrischen AKW reaktivieren. Und die Freien Demokraten für Kernkraft rufen ihre Partei auf, sich für die energiepolitische Rolle rückwärts einzusetzen. In deren Liste mit sieben Wiedereinstiegskandidaten befindet sich auch das AKW Krümmel.  

Dem erteilt der Reaktorleiter Torsten Fricke nun in einer öffentlichen Veranstaltung eine klare Absage.

In der Reihe Energiewende Konkret informiert der Betreiber Vattenfall über die Veränderungen am Standort des AKW Krümmel. Unterbrochen durch die Pandemie fand am 11.01.2024 im Oberstadttreff in Geesthacht zum ersten Mal  wieder eine Infoveranstaltung für die breite Öffentlichkeit statt. (Hier findet sich der Bericht des Betreibers mit den Vortragsfolien)

Was viele verwundern mag; auch wenn bereits am 25.08.2015 ein Antrag auf Stilllegung- und Abbau gestellt wurde, gibt es noch keine Genehmigung der Atomaufsicht in Kiel. Ein erster Entwurf ist nun für Ende März angekündigt.

Zum Vergleich für das AKW Grohnde wurde durch den Betreiber Preußen Elektra am 26.10.2017 der entsprechende Antrag gestellt. Am 11.12.2023 erteilte die Atomaufsicht in Hannover die Genehmigung zum Rückbau. Warum man in Schleswig-Holstein für einen Entwurf 2 ½ Jahre länger braucht als  Niedersachsen für die fertige Genehmigung lässt sich nur mit norddeutscher Gelassenheit erklären. Vielleicht ist das auch das neue Schleswig-Holstein-Tempo.

Dass auch ohne Genehmigung schon viele Vorarbeiten möglich sind, wurde auf der Infoveranstaltung anhand verschiedener Beispiele präsentiert: so wurden in einzelnen Bereichen der Anlage Dämmmaterialien entfernt, nicht mehr benötigte Notstromdiesel abgebaut und verkauft, die Lagergestelle für die Brennelemente ausgebaut,  an einzelnen Bauteilen Kratzproben für die radiologische Charakterisierung entnommen, mit der Zerlegung der Turbine begonnen und der Reaktordruckbehälter von den Zuleitungen getrennt.

Auf direkte Nachfrage zu anderslautenden Presseberichten macht Herr Fricke klar, dass eine Wiederinbetriebnahme technisch nicht machbar sei. „Den Reaktordruckbehälter können Sie nur noch wegschmeißen“ und „Für die Bauteile, an denen wir Kratzproben entnommen haben, könnten wir keinen, für Wiederanfahren notwendigen, Sicherheitsnachweiß erbringen.“

Für die Region ist das eine gute Nachricht, für die Diskussion um das Wiederanfahren sicher nicht das Ende. Denn in der Liste der möglichen Kandidaten befindet sich auch das AKW Gundremmingen C. Dort hatte der Reaktorleiter sich schon im März 2023 sehr ähnlich geäußert, ohne dass zu einem Ende der Debatte geführt hätte.

Letztlich geht es hier nicht um rationale energiepolitische Entscheidungen, sondern um ein ideologisches Festhalten  an einer gefährlichen und unwirtschaftlichen Technologie, mit deren strahlenden Hinterlassenschaften noch Generationen nach uns beschäftigt sein werden.

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Scheinriese Atomausbau: Eine Gegenrede zu „Die neuen Freunde der Kernkraft“

In einem extrem schlecht recherchierten Artikel vom 08.12. sitzt die Lüneburger Landeszeitung der immer wieder auftauchenden Mär der Renaissance der Atomkraft auf. Während weltweit der Atomstrom immer mehr abnimmt, versucht die Atomindustrie, bzw. interessierte politische Kreise aus FDP und CDU, deren Aufschwung herbeizureden. Und die LZ merkt nicht, dass da keine Substanz vorhanden ist.

Wir möchten hier dezidiert am Artikel von Matthias Koch (Texte in schwarz) einen Realitätscheck  (Texte in blau) machen.

Die neuen Freunde der Kernkraft

Von Matthias Koch (RND)

Der Klimaschutz verändert die Sichtweise. Die Atomkraft, in Deutschland totgesagt, findet derzeit weltweit verblüffend viele neue Freunde – sogar in ehemaligen Ausstiegsstaaten wie Schweden. Beim UN Klimagipfel in Dubai haben 22 Staaten soeben vereinbart, ihre AKW-Kapazitäten bis zum Jahr 2050 zu verdreifachen.

Realitätscheck  

Grundsätzlich stimmt der Blick auf jene „Dubai-Connection“ so. Diese Vereinbarung gibt es. Nur neu sind die Freude nicht, sondern die alten Verdächtigen. Und was sich Herr Koch aber gespart hat, ist sie auf ihren Realitätsgehalt zu prüfen. Wäre der Ausbau der Atomkraft, wie ihn die Vereinbarung vorzeichnet, überhaupt möglich?

Hier lohnt ein Blick in die Statistik der IAEA und den, in dieser Woche erschienenen, World Nuclear Industry Status Report.

Demnach geht der Anteil der Atomkraft an der globalen Stromproduktion seit 1996 kontinuierlich zurück, auf nun 9,2 %. Ein zukünftiger Anstieg ist nicht in Sicht. Denn es werden kaum Neubauten gestartet. Und die Inbetriebnahme dauert durchschnittlich 10 Jahre.

Tabelle: Jährlicher Baubeginn und Inbetriebnahme von AKW weltweit

 BaubeginnInbetriebnahme
201226
201343
201452
2015109
2016103
201745
201895
201965
202055
2021610
202268
202344

Und Realität ist auch das hohe Alter der Reaktoren. Selbst mit einer Laufzeitverlängerung auf 50 Jahre, wie jetzt in Frankreich beschlossen, müssen bis 2050 weltweit 270 AKW ersetzt werden. Alleine in Frankreich 54 der jetzt laufenden 56 Reaktoren.

Daraus ergibt sich eine einfache Rechnung: Derzeit sind weltweit 412 Reaktoren im Betrieb. Es müssten also 824 zusätzliche gebaut werden. Hinzu kommen die 270 Reaktoren, die aus Altersgründen vor 2050 vom Netz gehen werden. Das macht zusammen 1094 zusätzliche AKW. Um die 2050 am Start zu haben, müsste der letzte Baustart 2040, in 17 Jahren, erfolgen.

Um bis 2050 den Atomstromanteil zu verdreifachen müssten also jährlich 64 Atomkraftwerke in Bau gehen.

64 statt, wie in diesem Jahr, 4.

Wie unrealistisch das ist, zeigt das Beispiel Frankreich. Dort hat  Herr Macron den Bau von sechs Reaktoren angekündigt. Kurze Zeit später teilte der Staatskonzern EDF mit, dass man dafür gar nicht die kurzfristige Kapazität habe. Der erste Reaktor werde 2039 ans Netz gehen, der letzte 2050 (Alle Daten aus dem Frankreich Kapitel im WNISR 2023).

Zentrale Engstelle sind dabei die Personalkapazitäten alleine in Frankreich fehlen für den Bau der geplanten sechs Reaktoren 100.000 Fachkräfte.

Wer soll denn die 64 Reaktoren pro Jahr bauen?

Atomkraft? Viele Deutsche wollen davon am liebsten gar nichts mehr hören. Sie sind froh, dass Bundeskanzler Olaf Scholz die Sache im September dieses Jahres für erledigt erklärt hat: „Das Thema Kernkraft ist in Deutschland ein totes Pferd.“
Die Welt um uns herum sieht es allerdings ein bisschen anders.

Realitätscheck

Zur Welt um uns herum gehören aber auch alleine  in Europa Länder wie Norwegen, Dänemark, Irland, Luxemburg, Portugal, Griechenland, Italien, Österreich, Estland, Lettland, Island, die ganz gut auf Atomkraft verzichten können. Mehr als die Hälfte der EU-Staaten ist frei von Atomkraft. Wenn von weltweit knapp 200 Ländern nur 34 Atomstrom nutzen, fragt man sich, wer da auf einem Sonderweg unterwegs ist.

Beim UN Klimagipfel in Dubai zum Beispiel zeigte sich dieser Tage das tote Pferd verblüffend lebendig. Da verabredeten 22 Staaten der freien Welt, ihre AKW-Kapazitäten bis zum Jahr 2050 zu verdreifachen. Anders, heißt es in der gemeinsamen Erklärung, sei die geforderte Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes nicht zu schaffen.
Zu den Unterzeichnerstaaten gehören die USA, Kanada, Japan, Südkorea, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Polen, Schweden, Finnland, Tschechien, Ungarn und Rumänien. Sie alle schielen jetzt auf Kredite der Weltbank. Russland und China investieren ohnehin seit Langem beträchtliche Summen in die Atomenergie. Peking plant derzeit sechs bis acht neue Reaktoren pro Jahr. 55 sind schon am Netz.

Realitätscheck

In der Realität liegt der Atomstromanteil in China nur bei 5 %.  Erneuerbare Energie machen in China hingegen 15,4 % der Stromproduktion aus, also drei Mal so viel wie Atomstrom.

Zuwachs und Investitionsausgaben liegen bei den Erneuerbaren auch in China weit über denen im Nuklearbereich. 2023 sind nur zwei Reaktoren hinzugekommen. Dahingegen hat Solar um 11,2 % und Wind um 28,1 % zugelegt (Alle Daten aus dem China Kapitel im WNISR 2023)

Das Antiatomland Deutschland wurde zur Runde der 22 in Dubai gar nicht erst eingeladen. Man wollte die Berliner nicht in Verlegenheit bringen. Jeder wisse doch, wird in der Branche gewitzelt, dass die Deutschen an dieser Stelle „anders sind als die anderen Kinder“.
Eine Zeit lang gab es in anderen Ländern so etwas wie abwartenden Respekt gegenüber den Deutschen und ihrem energiepolitischen Sonderweg. Inzwischen aber regieren Hohn und Spott. Bei der boomenden Messe World Nuclear Exhibition 2023 bei Paris schüttelten viele Teilnehmer nur noch den Kopf über Deutschland. „Schade“, gab dort ein französischer Manager dem „Spiegel“ zu Protokoll. „Ich mag die Deutschen, die machen gute Arbeit. Sie hatten die besten Atomkraftwerke.“

Realitätscheck

Wie kann das sein? Das letzte Atomkraftwerk ging in Deutschland 1988 ans Netz. Auf keines davon wurden die 2012 verschärften EU Sicherheitsanforderungen angewandt. Die Atomlobby behauptet, dass bei modernen AKW  das Störfallrisiko durch neue Technik reduziert worden sei. Und dennoch sollen 35 Jahre alte Reaktoren die besten der Welt sein? 

Am 15. April dieses Jahres schaltete Deutschland seine drei letzten Kernkraftwerke ab. Grüne und SPD hatten innerhalb der Ampelkoalition darauf bestanden.
Mit dem Beschluss wurden drei im europäischen Maßstab überdurchschnittlich moderne und leistungsfähige Meiler vom Netz genommen.

Realitätscheck

Überdurchschnittlich modern? Auch bei dieser Aussage lohnt der Faktencheck anhand der Daten der IAEA. Dabei wird deutlich, dass die drei über dem globalen Altersdurchschnitt lagen (Datengrundlage WNISR 2023).

Tabelle: Durchnittsalter der Reaktoren

LandDurchschnittsalter der Reaktoren
Niederlande50 Jahre
Schweiz47,3 Jahre
Belgien44,2 Jahre
USA42,1 Jahre
Schweden41,0 Jahre
Frankreich38,0 Jahre
Isar, Neckarwestheim Emsland beim Abschalten36,6 Jahre
Großbritannien36,1 Jahre
Japan32,4 Jahre
Globaler Durchschnitt31,5 Jahre
Russland29,9 Jahre
Indien25,2 Jahre
Südkorea23,1 Jahre
China9,6 Jahre

Die AKWs Emsland (Niedersachsen), Isar 2 (Bayern) und Neckarwestheim 2 (Baden-Württemberg) lieferten genug Strom für 10 Millionen Haushalte. Nicht nur Union und FDP in Deutschland sahen ihre Abschaltung als Fehlentscheidung. Klimaschützende rund um den Globus schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. Allein diese drei Reaktoren hätten dem Planeten den Ausstoß von 30 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr erspart, hieß es in einem offenen Brief von Physikerinnen, Physikern und Klimaforschenden aus aller Welt, darunter zwei Nobelpreisträgern, an den deutschen Bundeskanzler.

Realitätscheck

Ja diesen offenen Brief gab es. Allerdings ging er nicht von Klimaschützern rund um den Globus aus. Nur 20 Wissenschaftler*innen haben ihn unterschrieben.

Alleine in Frankreich haben sich hingegen im Juni 2023 über 400 Wissenschaftler*innen gegen das Atomprogramm der Regierung ausgesprochen.

Die Forschenden plädierten dafür, die Abschaltung in letzter Minute zu stoppen. Ein Laufenlassen der deutschen Reaktoren liege „im Interesse der Bürger Europas und der Welt“. Doch der Appell drang nicht durch. In Berlin dominiert ein Denken in den Kategorien nationaler Verabredungen. Die in Parlament und Regierung angekommene Antiatombewegung beharrte auf ihrem Ziel, knapp vier Jahrzehnte nach dem Unglück im Sowjet-Reaktor Tschernobyl wenigstens in Deutschland alle Reaktoren stillzulegen.

Realitätscheck

Und wenn sich Herr Koch hier auf Tschernobyl bezieht, hätte man doch vielleicht an dieser Stelle auch auf die Angriffe auf Atomanlagen in der Ukraine hinweisen müssen. Immerhin steht es seit 1 ½ Jahren immer wieder kurz vor einer Atomkatastrophe in den Anlagen in Tschernobyl und Saporischschja.

Einen guten Überblick zu der Situation dort  gibt das regelmäßige Update der Gesellschaft für Reaktorsicherheit, die nicht im Verdacht steht, zur Anti-Atom-Bewegung zu gehören.

Im Prinzip gab es mindestens vier  letzte Minuten.

  1. 2012 hat die damalige schwarz-gelbe Bundesregierung entschieden, dass die neuen Sicherheitsanforderungen für Atomanlagen nicht mehr auf die laufenden AKW  angewendet werden müssen, da die ja bis Ende  2022 abgeschaltet werden.
  2. 2018 gab es Stimmen aus der Atomwirtschaft, dass man nun mit dem geplanten Stellenabbau beginnen werde, wenn es keinen Ausstieg aus dem Ausstieg gebe. Die damalige schwarz-rote Regierung hat nicht reagiert.
  3. 2019 wurden bei den drei verbliebenen AKW keine periodischen Sicherheitsuntersuchungen mehr durchgeführt, weil Schwarz-Rot am Ausstieg festhalten wollte.
  4. Im Sommer 2020, vor der Bundestagswahl, hätten Brennelemente bestellt werden müssen, um den Weiterbetrieb zum Ende 2022 nahtlos hinzubekommen.

Auch wenn sich die Grünen gerne damit brüsten: die „letzte Minuten“ und damit die Verantwortung für das Abschalten der letzten AKW in Deutschland fallen alle in die Zeit, als die CDU an der Macht war.

Der Zeitpunkt für den Ausstieg hätte nicht schlechter gewählt werden können. Der entstandene Schaden ist beträchtlich: strategisch, ökonomisch, klimapolitisch.
Der Atomausstieg schwächt Deutschlands Stromversorgung in einem Moment, in dem Russland den größten Krieg in Europa seit 1945 begonnen hat. Er steigert die Verunsicherung von Firmen wegen hoher Strompreise und treibt Investitionen ins Ausland. Zudem, darin liegt der Hohn, trübt er auch noch Deutschlands Klimabilanz. Im Ergebnis steht Deutschland doppelt dumm da: Berlins Energiepolitik verbindet das ökonomisch Schädliche mit dem ökologisch Peinlichen.
Schon seit vielen Jahren erlauben sich die Deutschen einen deutlich höheren Kohlendioxidausstoß pro Kopf als etwa Frankreich. Mit der neuerdings wieder wachsenden winterlichen Gas- und Kohleverstromung wird Deutschlands klimapolitischer Fußabdruck sogar noch etwa hässlicher als bisher.

Realitätscheck

Was hier stimmt: der Kohlendioxidausstoß von Frankreich ist besser, als der von Deutschland. Man hätte an der Stelle aber auch erwähnen können, dass Island und  Norwegen ohne Atomstrom ähnlich niedrige C02-Emissionen bei der Stromproduktion hat, wie Frankreich; Tschechien trotz 35 % Atomstrom schlechtere Werte als Deutschland (alle Werte laut Electricity Maps).

Falsch ist die Aussage, dass die Werte in Deutschland nach dem Atomausstieg schlechter würden. Hier lohnt erneut ein Faktencheck. Diesmal anhand Zahlen der Electricity Maps.

Im November 2023 lagen die C02-Emissionen aufgrund der Stromproduktion in Deutschland bei 438 g /kWh. Das ist ein schlechter Wert, aber immer noch besser als die 511 g/kWh im Jahr davor.
Der bessere Wert resultiert daraus, dass der Anteil der Erneuerbaren selbst im Winter von 47 % auf 59 % gestiegen ist. Dabei war der Zuwachs an Erneuerbarer Energie vom November 2022 zum November 2023 mit 3,4 TWh höher als die 2,8 TWh Atomstrom aus dem November 2022.

Deutschland steht nach dem Ausstieg also besser da als vorher und nicht schlechter.

Ebenfalls fehlt hier der Hinweis, dass auch Atomkraftwerke witterungsanfällig sind.
Klimabedingte Niedrigwasserphasen stellen die Kühlung der Reaktoren vor immer größere Probleme. Für die Rhône werden  zum Beispiel bis 2050 mit im Schnitt bis zu 40 Prozent weniger Wasser gerechnet. Macron kündigte daraufhin Umbaumaßnahmen bei den AKW an, die sein eigenes Umweltministerium postwendend als unrealistisch einschätzte, weil kein Geld für mögliche Umbauten eingeplant seien und die Kosten „exorbitant und der Nutzen gering“ wäre.

Vor Beginn der Weltklimakonferenz in Dubai aber wagte jetzt immerhin der Chef der Weltorganisation für Meteorologie, der Finne Petteri Taalas, ausnahmsweise mal Klartext: Deutschland solle, sagte Talaas in Genf, „den Atomausstieg überdenken“. Ohne Atomkraft den Kohleausstieg zu bewerkstelligen und trotzdem genügend bezahlbare Energie herzustellen, werde nämlich „schwierig“.

Realitätscheck

„Bezahlbar“ und „Atomstrom“ ist ein Widerspruch in sich, denn der Neubau von AKW ist extrem teuer.

Im April verkündete der Urankonzern Urenco den Ausstieg aus der Entwicklung von Mini-Reaktoren, es fanden sich keine Risiko-Investoren.
Nur zwei Monate später musste der Branchenführer NuScale zugeben, dass die prognostizierten Kosten je Megawattstunde von ursprünglich 58 Dollar auf 89 Dollar steigen. Das Projekt in Wyoming ist inzwischen eingestellt.

Die Neubauprojekte Olkioluto 3 in Finnland, Flammanville in Frankreich und Hinkley Point C in Großbritannien sind alle finanziell aus dem Ruder gelaufen. Ursprünglich sollte jeder dieser Reaktoren rund 3 Milliarden Euro kosten. Olkioluto 3 ging letztes Jahr für  11 Milliarden Euro ans Netz. An den beiden anderen wird noch gebaut. Aktuelle Kostenschätzung Flamanville: 19 Milliarden Euro; Hinkley Point: 22 Milliarden Euro.

Um den Bau von Hinkley Point C zu finanzieren, wurde für die nächsten 35 Jahre ein Strompreis in Höhe von 92,50 Pfund pro Megawattstunde garantierten. Die Differenz zum Marktpreis zahlt der britische Staat.

Auf die britischen Verbraucher kommen vermutlich  Mehrkosten von bis zu 35 Milliarden Pfund zu.

Gleichzeitig sinken die Baukosten für Solar- und Windkraftanlagen.
Die unten stehende Abbildung basiert auf Daten des WNISR 2022 und stammt aus dem Uranatlas, der von mehreren Umweltorganisationen veröffentlicht wurde.

Anders als die Deutschen haben die Skandinavier frühzeitig das Dilemma als solches erkannt. In Finnland zum Beispiel formierte sich sogar bei den Grünen schon vor einigen Jahren eine Strömung, die nach und nach die Gefahren durch den Klimawandel als gravierender empfand als die Gefahren durch den Betrieb moderner Kernreaktoren.
„Unsere jüngsten Mitglieder haben die Dinge neu gewichtet“, sagt Veli Liikanen, Generalsekretär der finnischen Grünen. „Heute sind bei uns viele im Alter von 20 plus unterwegs, die selbst aus technischen Berufen kommen und wohl auch deshalb wenig Angst vor Technik haben. Was ihnen wirklich Angst einjagt, ist der Klimawandel.“

Realitätscheck

Auch hier stimmen die Aussagen nur zum Teil. Zur Realität gehört, dass ein  Neubauprojekt am neuen Standort Hanhikivin 2022 gestoppt wurde.

Zudem: das Anfang diesen Jahres ans Netz gegangene AKW Oikiluoto 3 wird immer wieder abgeschaltet – mal, weil der Strom aus Wasserkraftwerken billiger ist, mal, weil es technische Störungen gibt.

Finnland diskutiert über das Thema ohne die in Deutschland übliche Feindseligkeit. Zur entspannteren Gangart trug bei, dass Finnland die leidige Endlagerfrage beantwortet hat: durch bereits im Bau befindliche Strukturen in einer Felsformation. Die Finnen wollen ihre radioaktiven Abfälle in Granit einlagern und dann auf Nimmerwiedersehen zuschütten. Als Lagerstätte wurde fennoskandisches Grundgebirge ausgesucht, das schon 1,8 Millionen Jahre in seiner jetzigen Formation überdauert hat.

Realitätscheck

Auch hier fehlen einige wichtige Fakten.
Es wird der Eindruck erweckt, dass Finnland schneller bei der Endlagersuche ist und die Entscheidung für  Granit als Wirtsgestein einen geologischen Hintergrund hat.

Herr Koch nennt es eine entspannte Gangart, man könnte es auch risikofreudig nennen. Denn am Standort Onkalo ist alle 2500 Jahre mit einem Erdbeben zu rechnen und wenn der Meeresspiegel klimabedingt steigt, überschwemmt die nahe Ostsee das Endlager.

Diese Aussichten ließen die Risiken der Atomkraft aus finnischer Sicht auf ein beherrschbares Maß schrumpfen. Gewachsen ist indessen der Wunsch, unabhängig zu bleiben vom unberechenbaren Nachbarland Russland.

Realitätscheck

Ähnlich wie bei den Kosten, ist „Atomkraft“ und „Unabhängigkeit von Russland“ ein Widerspruch in sich.
Der russische Staatskonzern Rosatom hat sich in den letzten Jahrzehnten wie eine Krake im globalen nuklearen Geschäft ausgebreitet.  Selbst die USA mussten feststellen, dass sie bei der Uranversorgung ihre zivilen und militärischen Anlagen von Russland abhängig ist.

Aktuell versucht der russische Konzern über ein Joint Venture mit Frankreich einen Fuß in die Brennelementfertigung am Standort Lingen zu bekommen. Russische Mitarbeiter in einem Hochsicherheitsunternehmen auf deutschem Boden.

Derzeit befinden sich außerhalb Chinas nur 34 Reaktoren im Bau. 20 davon baut Rosatom und schafft damit langfristige Abhängigkeiten (Angaben nach IAEA und WNISR).  

Hinzu kommt der Wunsch, die Menschen schon aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit mit preiswerter Energie zu versorgen.

Realitätscheck

Und wieder das absurde Kostenargument. Das doch eigentlich gegen Atomkraft spricht.

Eine weitere Abbildung aus dem Uranatlas, diesmal auf Basis von Berechnungen des Frauenhofer-Instituts, zeigt, dass auch bei bestehenden Anlagen Atomstrom deutlich teurer ist als Wind- und Solarstrom.

Ähnlich ticken die Schweden. Jahrzehntelang war das Land auf Atomausstiegskurs. Doch an drei Standorten blieben sechs Reaktorblöcke am Netz. Inzwischen formieren sich Mehrheiten für einen umfassenden nuklearen Neustart.
Zu den wichtigsten Proatomtreiberinnen in Schweden gehört die Umweltministerin. Für die erst 28 Jahre alte Romina Pourmokhtari gehören Klimaschutz und Atomkraft zusammen. Anders sei beispielsweise der Umstieg auf E Mobilität nicht zu schaffen.
Pourmokhtari, eine Liberale, wurde als Tochter eines iranischen Einwanderers in einem Vorort von Stockholm geboren. In Uppsala hat sie Politik studiert. Pourmokhtaris unkonventioneller Politikmix hat anfangs viele verwirrt, findet aber zunehmend Anhängerinnen und Anhänger. Sie setzt sich ein für höhere Steuern auf Kohlendioxidemissionen und auf Kapital, zugleich verlangt sie niedrigere Steuern auf Arbeit und Strom.
In einer Erklärung zum Thema Ny Kärnkraft (Neue Kernkraft) schrieb Pourmokhtari im November, Schweden müsse sich auf die Verdopplung des Stromverbrauchs in den nächsten 20 Jahren einstellen. Ihre Regierung wolle daher „den Betrieb von mehr als zehn Reaktoren zulassen und den Bau von Reaktoren auch dort ermöglichen, wo es derzeit keinen Reaktor gibt“.

Realitätscheck

Da hat Herr Koch wohl verpasst, dass es um diese Aussage große Verwirrung in der Regierung gab, weil Frau Pourmokhtari die nicht abgesprochen hatte. Das Ausbauversprechen wurde inzwischen wieder relativiert. Völlig unklar auch, wie es zu finanzieren wäre. Schon jetzt rechnen sich die Altreaktoren in Schweden nicht. Für die AKW-Neubauten in Schweden würden laut einer  Studie aus dem Jahre 2021 Produktionskosten von 4,2 bis 5,5 Eurocent pro Kilowattstunde anfallen, während der  durchschnittliche Strompreis in Schweden bei 3,2 Eurocent pro Kilowattstunde liegt.

Polen hat in diesem Herbst schon Nägel mit Köpfen gemacht. Am 29. September verkündete die Regierung in Warschau eine Zeitenwende: den Einstieg Polens, das jahrhundertelang an der Kohle hing, in die zivile Nutzung der Kernenergie, und zwar auf breiter Front.
Als Erstes plant Polen den Bau von drei Reaktoren an der Ostseeküste, im Ort Choczewo, eine Autostunde nordwestlich von Danzig. Die Verträge wurden bereits feierlich unterschrieben. Vertreter zweier amerikanischer Konzerne reisten an: Kernkraftspezialist Westinghouse und Bauriese Bechtel.
Bis 2043 will Polen insgesamt sechs neue Kernreaktoren ans Netz gehen lassen. Auch südkoreanische Technologieanbieter sollen zum Zuge kommen. In früheren Zeiten wäre das ein Fall für Siemens gewesen.

Realitätscheck

Tatsächlich setzt Polen auf einen Einstieg in die Atomenergie. Allerdings nicht erst seit diesem Herbst. Das polnische Atomprogramm stammt von 2008 und mündete im Februar 2023 in die Vertragsunterschrift für drei Reaktoren der Firma Westinghouse. Kostenumfang  20 Milliarden US-Dollar.

Für drei weitere Reaktoren gibt es Verhandlungen mit Korea Hydro & Nuclear Power. Vom Vertragsabschluss ist man aufgrund von wettbewerbsrechtlichen Klagen aber noch weit entfernt.

Siemens ist übrigens schon 2011 aus dem Bau von Atomkraftwerken ausgestiegen. 1 % des Umsatz‘, 100% des Ärgers“ hieß es damals dazu.

In Polen warnen inzwischen Stimmen aus der neuen, noch nicht ins Amt gesetzten Regierung Tusk vor den Atomplänen. Grund sind vor allem die Kosten.
Denn der Reaktor von Westinghouse steht für eine der größten Investitionsruinen aller Zeiten. Vier Reaktoren dieses Typs waren in den USA im Bau. Aufgrund der Kostenexplosion wurden 2018 unter der Trump-Regierung zwei Projekte im Bau abgebrochen, obwohl schon 40 % der Arbeiten erledigt waren.
Die beiden anderen am Standort Vogtle wurden weiter gebaut. Eines ist inzwischen mit sechs Jahren Bauverzögerung am Netz. Ursprünglich waren für die beiden Reaktoren 14 Milliarden Euro veranschlagt worden. Inzwischen ist man bei 30 Milliarden angekommen. US-Branchenanalysten zufolge wird die Megawattstunde 168 Dollar kosten – etwa das Vierfache von Windstrom. Vor diesem Hintergrund mag man an daran zweifeln, ob die 20 Milliarden für die drei polnischen Reaktoren zu halten sind.

Trotzdem stimmt die Aussage, dass Polen in die Atomenergie einsteigt. Was aber fehlt, ist der Hinweis, dass Polen da auf einsamer Flur steht.
Nur in Nigeria, Kasachstan, Usbekistan und Saudi-Arabien gibt es derzeit konkrete Überlegung über einen Einstieg.  Keines dieser Länder hat das Stadium eines Vertragsabschlusses erreicht, weder gibt es Standortentscheidungen, noch Ausschreibungsverfahren.

Indonesien, Vietnam, Thailand und Jordanien haben ihre Nuklearprogramme eingestellt (Angaben aus dem Kapitel Newcomer des WNISR)

Polen ist also kein Beispiel sondern eine Einzelfall.

Das Beispiel Polen zeigt: Die in Dubai an die Öffentlichkeit getretene Proatomallianz will nicht nur Erklärungen abgeben und Papiere bedrucken. Sie ist schon dabei, Fakten zu schaffen, und zwar in großem Stil – an Deutschland vorbei.

Realitätscheck

Dass es einen Ausbau im großen Stil gibt, bleibt zu bezweifeln. Zu erwarten ist allenfalls ein Abbremsen des Abschwungs.

Aber die nahe Zukunft wird es ja schon zeigen. Um das Ausbauziel zu erreichen, bräuchte es bis Ostern 20 Baustarts, bis zum Nikolaustag müssten weitere 40 hinzukommen.

Da wetten wir doch eine Kiste Bionade, dass schon die erste Hürde gerissen wird. Ob Herr Koch wohl dagegen wettet?

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Standortsuche für ein Atommülllager: Die Gelbe Karte für die Lüneburger Teilgebiete verschwindet erst mal wieder in der Schublade

Das diesjährige Forum Endlagersuche ist vorbei. Sind wir nun schlauer? Teils, teils.

Für die Region Lüneburg ein echter Knaller: in einem der Fachvorträge im Vorprogramm wurde die Ergebnisse eines Forschungsprojektes zu den Auswirkungen zukünftiger Kaltzeiten präsentiert.

Der gefährliche Atommüll muss über 1.000.000 Jahre sicher verschlossen werden. In dieser Zeit werden aufgrund regelhafter Veränderungen der Erdumlaufbahn die globalen Temperaturen neun Mal soweit absinken, dass große Teile Norddeutschlands unter Gletschern verschwinden (Einschub: Das hat nichts mit dem menschgemachten Klimawandel zu tun und wird diesen auch nicht ausgleichen).

Auch für Lai*innen wird schnell klar: Wenn sich Schmelzwasserrinnen aus diesen Gletschern in ein Atommülllager einschneiden, hat man ein Problem.

Die neuen Forschungserkenntnisse der Bundesgesellschaft für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zeigen nun, dass sich in Norddeutschland Zonen bestimmen lassen, die Aussage darüber machen, wie tief diese Rinnen maximal werden können: Und die Region Lüneburg liegt in der Zone mit den tiefsten Rinnen. Die können in bis zu 600 Metern Tiefe gehen.

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat angekündigt, dass man jeweils auf diese Rinnentiefen 300 Meter Sicherheitsabstand aufschlagen wird. Das heißt, in allen Teilgebieten in unserer Region dürfte der Atommüll  erst unterhalb von 900 Metern eingelagert werden.

Zur Erinnerung der Landkreis Lüneburg ist aktuell noch mit 5 von bundesweit 90 Teilgebieten im Rennen – vier Mal Salz, einmal Ton (weitere Infos zu den „Lüneburger“ Teilgebieten hier)

Spontane Reaktion: Das ist doch für die Teilgebiete in unserer Region mindestens ein Gelbe Karte, denn wenn an den „besten“ Standort sucht, kann der wohl kaum einer sein, an dem die stärksten Auswirkungen zukünftiger Kaltzeiten erwartet werden.

Für die Tonvorkommen in der Region gilt das noch viel mehr, denn bei Ton als Wirtsgestein würde die BGE aufgrund des Arbeitsschutzes nur bis maximal 1000 Meter Tiefe einlagern. Damit bleiben bei uns nur die Bereiche zwischen 900 und 1000 Metern: Bis jetzt ist noch nicht mal klar, ob es in den 100 Metern überhaupt Tonvorkommen gibt.

In einem weiteren Fachvortrag im Vorprogramm haben wir gelernt, wie komplex die Bewertung von Tonvorkommen ist. Einfache Aussagen darüber, wo „die Besten“ zu finden sind, lassen sich nicht treffen. Augenscheinlich besteht aber Einigkeit darüber, was Tonvorkommen ungeeignet für ein Endlager  macht (z.B. geringe Verfestigung, Heterogenität, hoher Anteil organischer Anteile) und für einzelne  Bereiche der Ton-Teilgebiete scheint auch schon klar, dass hier nur solche ungeeignete Tonvorkommen zu finden sind.

Außerdem haben die verschiedenen Landesämter für Geologie in ihren Stellungnahmen zum Zwischenbericht der BGE schon 2020 angemerkt, dass ihre Bohrdaten belegen, dass in den ausgewiesenen Gebieten großflächig gar kein Ton vorkommt.

Die Erwartungshaltung wäre ja nun, dass uns an diesem Wochenende eine Teilgebiete-Karte 2.0 präsentiert wurde, mit weniger und deutlich kleineren Teilgebieten, denn auch Oma Erna würde schnell erkennen, wo kein Ton ist, kann man auch keinen Atommüll in Ton einlagern.

Und zu den Salzstöcken hätten wir eine klare Positionierung erhofft: sind die in der Zone mit den tiefsten Rinnen jetzt raus aus dem Verfahren oder haben sie nur eine Gelbe Karte oder ist das zum jetzigen Zeitpunkt der Suche egal.

Aber es bleibt, wie bei den Salzstöcken unter der Nordsee: Nichts wird vorzeitig preisgegeben.

Wieder wurde uns nur das Eingrenzungsverfahren erläutert – nicht dessen Konsequenzen.

Die Teilgebiete-Karte 2.0, die von allen Seiten jetzt schon seit drei Jahren eingefordert wird, werden wir frühestens im November 2024 sehen – wie weit der Rausschmiss ungeeigneter Gebiete dann gehen wird, bleibt unklar. 

Die Unzufriedenheit darüber zog sich durch viele Veranstaltungen des Fachforums. Mal wurde das umständliche Verfahren kritisiert oder mal Mut beim Ausgrenzen ungeeigneter Gebiete gefordert.

Unser Eindruck bleibt, dass die einzelne Entscheidungen längst getroffen sind. Es gibt die Karte 2.0 schon lange zumindest in den Köpfen der BGE, wenn nicht sogar als Papierskizze. Sie wird aber von der Öffentlichkeit geheim gehalten, aus Sorge etwas bekannt zu geben, was noch nicht bis ins letzte rechtssicher begründet ist.

Das mag in vielen strittigen Fällen richtig sein – vielleicht auch bei den Schmelzwasserrinnen.

Bei der Bekanntgabe von Gebieten, die trotz fehlendem Wirtsgestein noch im Verfahren sind, leuchtet das aber nicht ein.

Hier würde man sich mehr Mut der BGE wüschen, Zwischenstände als eben Zwischenstände bekannt zu geben, mit der Gefahr, dass man sich in Einzelfällen revidieren muss. Nicht das Vermeiden von Fehlern schafft Vertrauen, sondern der ehrliche Umgang damit.  

Nun wird für November 2024 endlich eine aktualisierte Karte angekündigt. Nachdem was die BGE verspricht, könnte dann nach vier Jahren  erstmals wirklich greifbare neue Erkenntnisse präsentiert werden.

Das bisherige Hin-und-her in der Frage, wie konkret diese Zwischenstände sein werden, lässt aber Zweifel offen. Aber vielleicht erleben wir mit der Karte auch ein zweites Mal,  wie im September 2020, eine Überraschung mit einem völlig neuen Blick auf unsere Region.

Bis dahin herrscht Schweigen über den 5 Lüneburger Teilgebieten. Passt ja zur anstehenden Adventszeit.

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Daten zur Stromeinspeisung belegen: Atomausstieg gelungen!

Seit gut fünf Monate wird in Deutschland kein Atomstrom mehr produziert.

Vielleicht habt ihr es gemerkt, das Licht ist nicht ausgegangen, die Strompreise sind gesunken und, wenn man mit dem Ohr ganz dicht an die Steckdose kommt, kann man nun den sanften Hauch der Windkraft spüren.

Dennoch werden die Stimmen nicht leiser, die ein Wiederanfahren der Atomkraftwerke fordern.

Dabei ist das weder technisch noch rechtlich möglich … und schon gar nicht unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten.

Außerdem zeigen die frischen Quartalszahlen zur deutschen Stromeinspeisung: Wind und Solar haben den Atomstrom längst ersetzt.

Die Versorgungslage

Die Kapazität an erneuerbarer Kraftwerksleistung in Deutschland hat sich im 1. Halbjahr 2023 um 7,8 GW erhöht. Das ist fast das Doppelte der Kapazität der drei im April abgeschalteten Atomkraftwerke.

Tab. 1: Installierte Kraftwerks-Leistung in Deutschland (Datengrundlage: Energy-Charts)

Kritiker*innen würden an der Stelle anfügen, dass die installierte Kapazität bei Dunkelflaute keine Rolle spielt. Aber auch bei der realen Stromproduktion bzw. der Einspeisung in Deutschland gab es vom 3. Quartal 2022 zum 3. Quartal 2023 eine positive Entwicklung: der Anteil der Erneuerbaren stieg von 44,4 % auf 64,1 %.

Tab. 2: Stromproduktion in Deutschland  (Eigene Auswertung: Datengrundlage: 2022 Statistisches Bundesamt, 2023:  Electricity Maps)

Der Zuwachs an erneuerbarem Strom, der in Deutschland produziert wurde (9,7 TWh), ersetzt damit den, im 3. Quartal 2022 eingespeisten, Atomstrom (8,7 TWh) vollständig.

In der öffentlichen Berichterstattung findet diese positive Entwicklung kaum Beachtung, stattdessen wird auf die gestiegenen Stromimporte verwiesen. In der Import/Export-Bilanz gibt es tatsächlich einen Anstieg. Die Importe sind aber nicht gestiegen, weil Deutschland weniger Kraftwerkskapazität hat (siehe Tab 1), sondern weil im Europäischen Stromnetz ein Überschuss an günstigem nicht-fossilem Strom vorhanden ist. Diese Importe hätte es vermutlich auch bei Weiterlaufen der AKW gegeben.

Tab. 3: Ersatz für den im 3. Quartal 2023 nicht mehr in Deutschland produzierten Strom aus AKW und Kraftwerken mit Fossilen Brennstoffen  (Eigene Auswertung: Datengrundlage: 2022: Statistisches Bundesamt, 2023:  Electricity Maps)

Zusätzlich zum  dem, durch Erneuerbare ersetzten Atomstrom, wurden im 3. Quartal 2023 im Verhältnis zum Vorjahresquartal auch  22,1 TWh weniger an fossilem Strom eingespeist. Dieses war durch Strom aus Wind- und Solaranlagen in Deutschland (1,0 TWh) und Stromeinsparungen (11,1 TWh) möglich. Dazu kamen 10,0 TWh an importiertem Strom. Aus welchen Energiequellen dieser stammt, lässt sich nur schwer nachvollziehen. In den zugänglichen Auswertungen wird deshalb davon ausgegangen, dass die Importe dem Strommix des jeweiligen Herkunftslandes entsprechen. Es stammte damit zusätzlich zur Deutschen Einspeisung ein gutes Drittel der Importe aus  Wind- und Solaranlagen.

Damit wäre die erste Frage beantwortet: Die Erneuerbaren haben den Atomstrom ersetzt!

Die zweite Frage, vor dem Hintergrund der Forderungen unter anderem aus dem Bayrischen Wahlkampf, ist die nach dem Realitätsbezug von Wiederanschaltplänen.

Die Situation an den Atomanlagen

Das Personal

Bereits 2018 gab es Stimmen aus den Reihen der Energieversorger, die darauf hingewiesen haben, dass man sich mit der Personalplanung auf das Abschalten der letzten AKW zum Ende 2022 einstelle.

Das hat die Groko damals nicht zum Anlass für eine Planänderung beeinflusst. Damit war eine Grundsatzentscheidung gefallen. Zur Einordnung: im Rahmen der Erörterungen rund um den Rückbau des AKW Krümmel hat der Betreiber angegeben, dass man mit dem Ende des Leistungsbetriebes die Zahl der Mitarbeiter*innen um etwa 1/3 reduziert hat. Der „Streckbetrieb“ Anfang diesen Jahres war nur möglich, weil Fachleute später in Rente gegangen sind.

Die Brennelemente

Nach Angaben der Betreiber und des Bundesamtes für die Sicherheit in der Nuklearen Entsorgung müssen Brennelemente mit 1 ½ Jahren Vorlauf bestellt werden. Stimmen aus der CDU/CSU haben ohne Angabe von Quellen daraus 12 Monate gemacht. Egal ob das stimmt oder nicht: Selbst wenn man heute eine Wiedereinstieg beschließen würde, wäre ein Wiederanfahren vor Halloween 2024 unrealistisch. Gelichzeitig müssten die Rückbaumaßnahmen aber unterbrochen werden. Damit wären immense Entschädigungszahlungen an die Betreiber verbunden. Alleine die bis Mitte April verlängerte Laufzeit für das Atomkraftwerk Neckarwestheim 2 und die Umplanungen beim Rückbau haben den Betreiber EnBW einen Betrag im unteren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich gekostet.

Das Genehmigungsrecht

Das Atomgesetz hat für alle ehemaligen Atomkraftwerke ein festes Ablaufdatum festgelegt. Damit erlischt die Genehmigung für den Leistungsbetrieb. Die Betreiber müssen nun einen Antrag auf Stilllegung und Abbau stellen. Solange der bearbeitet wird, befinden sich die Anlagen im Nachbetrieb und das Regelwerk aus dem Leistungsbetrieb gilt weiter. Mit Erteilung der Stilllegungs- und Abbaugenehmigung (SAG) erlischt die alte Betriebsgenehmigung und ein neues Regelwerk tritt in Kraft.

Bei Atomanlagen mit einer SAG wäre für das Wiederanfahren eine Neugenehmigung notwendig. Für das Zwischenstadium (Nachbetrieb) ist das rechtlich strittig. Anwält*innen, die die Umweltverbände beraten, gehen davon aus, dass auch für diese Anlagen eine Neugenehmigung fällig wäre.

Als Konsequenz aus der Reaktorkatstrophe in Fukushima wurden 2012 europaweit die Sicherheitsanforderungen an Atomanlagen erhöht. Die damalige schwarz-gelbe Bundesregierung hat das auch in deutsches Recht umgesetzt, aber entschieden, dass mit dem Ausstiegsbeschluss die Alt-AKW nicht nachgerüstet werden müssen. Keines der abgeschalteten AKW entsprach den neuen Sicherheitsanforderungen, keines wäre heute genehmigungsfähig.

Für alle jemals in Deutschland betriebenen AKW ist der Rückbauantrag gestellt. Nur bei Krümmel, Grohnde, Brokdorf, Emsland und Isar II gibt es noch keine Genehmigungen. Allen anderen befinden sich im Rückbau und sind damit selbst bei Atomfreundlicher Rechtsauslegung nicht mehr in Betrieb zu nehmen.

Für Krümmel, Grohnde und Isar II wird die Genehmigung Ende 2023 erwartet, bei den AKW Brokdorf und Emsland Ende 2024.

Die Rückbaurealität

Sobald die SAG vorliegt, beginnen die Betreiber unmittelbar mit den Rückbaumaßnahmen. Der Hintergrund ist hier in der finanziellen Regelung zu suchen: Den Rückbau zahlen die Betreiber, sobald der Atommüll in den Endlagerbehältern ist, werden die Kosten aus dem staatlichen Entsorgungsfond getragen. Es gibt also ein großes Interesse von EON und co., zügig in den Rückbau zu gehen.

Anfang März reagiert dann auch EON irritiert auf die Aussage von Herrn Dobrindt, man könne das AKW Gundremmingen wieder anfahren. Der Reaktorleiter gab damals an, zu Beginn des letzten Jahres sei diese technisch noch möglich gewesen, ein Jahr nach der Erteilung der SAG seien aber schon irreversible Rückbauschritte gelaufen.

Gleiches gilt für alle anderen AKW mit Rückbaugenehmigung, inklusive des, im April abgeschalteten, AKW Neckarwestheim II. Das AKW Krümmel hat hier noch eine Sonderrolle. Es steht bereits seit 2009 still, hat zwar noch keine SAG. Es wurden aber im nicht-nuklearen Bereich Um- und Abbaumaßnahmen vorgenommen, die ein Wiederanfahren unmöglich machen.

Fazit

Ein Wiederanfahren der ehemaligen Atomkraftwerke ist technisch nur noch bei vier AKW möglich. Auch bei diesen ist es unklar, ob es rechtlich zulässig wäre. Es gäbe kein Personal und über lange Zeit keine Brennelemente. Die Betreiber könnten – mit Recht – hohe Entschädigungszahlungen für den Stillstandbetrieb einfordern. Alle Aussagen von Söder, Merz und co, sie würden nach der Bundestagswahl 2025 die AKW reaktivieren, sind reines Wahlkampfgetöse.

Und es ist auch gar nicht nötig, weil der Ausbau der Erneuerbaren besser läuft, als behauptet.

Allerdings muss man an der Stelle ein klares Ja-Aber zwischen schieben. Denn nicht jedes Windrad ist automatisch mit dem Natur- und Artenschutz kompatibel und auch die ungeregelte Ausbreitung von Freiflächen-PV-Anlage ist nicht in unserem Sinne. Gruppen wie LAgAtom haben schon immer  auf einen Dreiklang gedrungen: Energiesparen, Energieeffiziens und Erneuerbare. Vor allem bei den ersten beiden Punkten braucht es mehr Augenmerk. Wie ein naturverträglicher Ausbau aussehen kann, zeigen Positionspapiere der Umwelt- und Naturschutzverbände, wie z.B. dem BUND Niedersachsen (Wind, Solar, Wind Offshore) auf.

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Gemeinsam gewonnen – Noch vier Tage bis zum Abschalten des letzten AKW

Am 05. September 2009 demonstrierten 50.000 Menschen in Berlin für ein Ende der Atomkraft. Kurz danach kippt die neue schwarz-gelbe Bundesregierung den ersten Ausstiegsbeschluss.

Das war der Grund für Lüneburger*innen in atomkritischen Initiativen, Verbänden, Gewerkschaften, Kirchengemeinden und Parteien, sich im Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom zusammen zuschließen.

Am 15.04.2023 gehen nun die letzten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz. Auch wenn der Atomausstieg noch unvollständig bleibt, solange die Uranfabriken in Lingen und Gronau laufen und auch wenn der Atommüll nicht verschwinden wird, ist das ein Grund zu feiern.

Und um auf ein paar gelungene Aktionen zurück zu blicken:

Aktionscamp Clamartpark (September 2010)

Menschenkette Krümmel-Brunsbüttel – 120km / 120.000 Menschen! (24. April 2010)

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BASE-Infomobil zur Atommülllagersuche kommt nach Lüneburg

Seit September 2020 ist klar: Auch der Landkreis Lüneburg ist beim Rennen für einen Standort für ein Atommülllager für die hochradioaktiven Hinterlassenschaften der Atomindustrie mit gleich fünf Teilgebieten dabei. Seitdem warten wir darauf, dass sich die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) in der Region blicken lässt und vor Ort erläutert, wie sie zu ihren Einschätzungen gekommen ist.

Für die Öffentlichkeitsbeteiligung ist das Bundesamt für die Sicherheit in der Nuklearen Entsorgung (BASE) zuständig. Doch auch die hat bisher nicht vor Ort im Landkreis Lüneburg  informiert. Stattdessen lief die Beteiligung ausschließlich in Konferenzen, in denen die Zivilgesellschaft sich unter enormen Zeitdruck kurzfristig in umfangreiche, zum Teil unnötig komplizierte Dokumente einarbeiten musste. Immer wieder wurde sowohl von den Umweltverbänden aber auch von den Verwaltungen der betroffenen Regionen längere Fristen eingefordert. Ein besonders krasses Beispiel: während sich ganz Deutschland im Winter 2020/21 im Lockdown befand und die Kommunen mit dem Aufbau von Impfzentren beschäftigt waren, sollten innerhalb von wenigen Wochen zentrale Fragen für die erste Konferenz zur Bürger*innen-Beteiligung formuliert werden.

Bitten um Fristverlängerung und Forderungen auf Verschiebung aus dem Lockdown heraus wurden vom BASE mit Verweis auf den Zeitplan abgelehnt, jegliche  Kritik wurde ignoriert. Umso ärgerlicher nun, dass sich dieser Zeitplan als unrealistisch herausgestellt hat und die Standortentscheidung um Jahrzehnte verschoben wurde.  

Nun macht  am 20./21.04.2023 das Bundesamt für die Sicherheit in der nuklearen Entsorgung (BASE) mit seinem Infomobil auf dem Lüneburger Marktplatz Halt  (Öffnungszeiten: am 20.4. von 12 Uhr bis 19 Uhr und am 21.4. von 10 Uhr bis 17 Uhr), um über die  Suche nach einem Standort für den deutschen hochradioaktiven Atommüll  zu informieren.

LAgAtom  begrüßt es, dass nun erstmals in Lüneburg die Möglichkeit besteht, sich vor Ort einen Einblick zu verschaffen! Diese Gelegenheit sollte unbedingt von vielen Menschen aus der Region wahrgenommen werden.

Deshalb werden wir uns auch nicht mit gelben Fässern davor stellen und protestieren, sondern gemeinsam die Ausstellung ansehen. Das BASE macht ja nun endlich, was wir seit Jahren fordern. Dabei sei noch einmal deutliche hervorgehoben: Mit der Ausstellung kann es nur um Information gehen. Das ist aber nur der erste Schritt auf dem Weg zu einer echten Beteiligung der Zivilgesellschaft. 

LAgAtom wird sich die Ausstellung  am 21.04. um 15:00 Uhr ansehen. Macht das doch gerne gemeinsam mit uns.

Ein Überblick über den Stand der Suche aus der lokalen Brille findet sich im aktuellen Newsletter des BUND.

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Wer A-tomaustieg sagt, muss auch die B-rennelementfabrik stilllegen! 15.04.2023 Demo in Lingen!

Am 15.04.2023 endet die Atomverstromung in Deutschland mit dem Abschalten der letzten drei AKW Isar II, Neckarwestheim II und Emsland.

Damit geht ein energiepolitischer Irrweg zu Ende, der nicht nur teuer und gefährlich war, sondern der den nachfolgenden Generationen nicht als strahlenden Müll hinterlassen hat.

Das dieser Weg nun zu Ende ist, ist ein riesen Erfolg, der gefeiert werden muss.

Das wird mit Abschlatfesten an allen drei AKW-Standorten geschehen (in Bayern verlegt in die Landeshauptstadt München).

Aber der Atomausstieg bleibt unvollendet, so lange die Urananreicherung in Gronau und die Brennelementfertigung in Lingen weiter laufen. Deshalb heißt es in Lingen am 15.04.2023

„Wer A-tomausstieg sagt, muss auch die B-rennelementfabrik stilllegen!

Die Demo beginnt um 13:00 an der Brennelementfabrik. Weitere Infos findet ihr hier.

Aus der Region Lüneburg kann man den Bus des BUND HH nehmen, der am Bahnhof Harburg halten wird. Infos dazu hier.

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Anti-Atom-Frühling in Lüneburg

Anti-Atom-Frühling- Mahnwache in Lüneburg (Foto: T. Hapke BUND Elbe Heide)

Auch wenn mit dem Schnee noch einmal der Winter eingezogen ist, versammelten sich am 11.03.2023 dem 12. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima in Lüneburg rund 70 Demonstrant*innen unter dem Motto Anti-Atom-Frühling.

Wie in rund 100 anderen Städten setzten sie damit ein Zeichen gegen die Debatte um Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke.

Atomausstieg JETZT!

Die Redebeiträge auf der Demo sind beim Audio Portal Freier Radios veröffentlicht.

Zum Nachhören findet Ihr sie auch unten.

Redebeitrag: Bernd (LAgAtom)
Redebeitrag: Bernhard (BUND)
Redebeitrag: Ena (JANUN)
Redebeitrag: Dirk (DBG)
Redebeitrag: SjD Die Falken
Ein großes gelbes X symbolisiert den gemeinsam geschafften und am 15. April vollzogenen Atomausstieg (Foto T. Hapke BUND Elbe Heide)
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Mahnwache: Atomausstieg Jetzt! – am Fukushima-Jahrestag auch in Lüneburg

Bundesweit werden am Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima Menschen auf die Straße gehen, um ein deutliches Zeichen für das Abschalten der letzen AKW in Deutschland zu setzen – spätestens zum 15.04.2023.

Der BUND und die Inititiative .ausgestrahlt rufen zum Anti-Atom-Frühling auf.

In Lüneburg wird sich LAgAtom mit einer Mahnwache an dieser Kampagne beteiligen.

11.03.2023 – 11:00 – Am Sande

Redner*innen von BUND, Janun, Klimakollektiv, DGB und der Falken Jugend haben zugesagt bzw. sind angefragt.

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Aufruf zu einem „Anti-Atom-Frühling“ 2023

Atomausstieg jetzt!

Eigentlich hätte die Atomkraft in Deutschland an Silvester Geschichte sein sollen. Doch statt die letzten drei AKW Neckarwestheim 2, Emsland und Isar 2 wie geplant am 31.12.2022 abzuschalten, dürfen sie noch bis zum 15. April 2023 im sogenannten Streckbetrieb weiterlaufen.

Namhafte Politiker*innen von FDP, CDU und CSU aber fordern bereits weitere, langfristige Laufzeitverlängerungen. Sie wollen den Atomausstieg doch noch kippen. Dagegen werden wir mit aller Kraft protestieren. Wir rufen einen heißen Anti-Atom-Frühling aus, um den gesellschaftlichen Druck gegen längere AKW-Laufzeiten zu erhöhen. Spätestens am 15. April muss endlich Schluss sein mit der Atomkraft in Deutschland!

Der Winter hat klar gezeigt, dass die drei AKW für unsere Stromversorgung auch in Krisenzeiten nicht benötigt werden. Gutachten im Auftrag der Bundesregierung belegen, dass Deutschland auch in Zukunft seine Versorgungssicherheit ohne AKW und bei schnellem Kohleausstieg gewährleisten kann.

Es ist höchste Zeit, das Atom-Risiko endlich zu beenden: Die deutschen AKW sind nicht sicher. In allen drei Reaktoren gibt es Risse oder den Verdacht auf Risse an wichtigen Rohren. Seit Jahren fehlt es an nötigen Investitionen. Eine umfassende Sicherheitsüberprüfung fand zuletzt 2009 nach den Regeln der frühen achtziger Jahre statt.

Die Reaktorkatastrophe von Fukushima am 11.3.2011 hat uns die verheerenden Folgen eines großen AKW-Unfall vor Augen geführt. Mit großer Mehrheit beschloss der Bundestag angesichts dieses schrecklichen Ereignisses damals den Atomausstieg 2022.
Heute wollen sich daran viele nicht erinnern oder von ihrem politischen Versagen an anderer Stelle ablenken. Die FDP verweigert Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrssektor und die CSU blockiert noch immer den Ausbau der Windenergie in Bayern.
Wir wollen eine sichere und klimaverträgliche Stromversorgung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien. Zu einem Erneuerbaren-Stromsystem passen AKW genau so wenig wie Kohlekraftwerke.

Wir werden deshalb in ganz Deutschland am 11. März, dem Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima, auf Straßen, Plätzen und vor Parteizentralen präsent sein und am 15. April, dem vom Bundeskanzler ausgerufenen Abschaltdatum, im Emsland, am AKW Neckarwestheim und in München mit vielen Menschen auf die Straße gehen.

Unser Signal: Atomausstieg jetzt!

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