Am 14.04.2013 Tokio 07:48 Uhr
Liebe Freundinnen und Freunde,
vorab bitte ich Euch ganz herzlich um Entschuldigung für mein sehr verspätetes Schreiben. Aber ich konnte wirklich nicht früher dazu kommen. Nochmals recht herzlichen Dank für Eure großartigen Solidaritäts-erklärungen für „3.11 Fukushima“!! Es waren insgesamt ca. 450 Emails, die dann mit den japanischen Übersetzungen weiter an den Veranstalter „3.11 in Fukushima“ geschickt wurden. Sie wurden von vielen Menschen in Fukushima mit Begeisterung gelesen. Das war der beste Beweis dafür, wie grenzenlos und fest entschlossen unser Kampf gegen die Atomkraftwerke, Atommüll und auch Kernwaffen ist. Trotz vieler Hindernisse, die von der Regierungsseite in den Weg gelegt wurden, fand der Gedenktag „Fukushima 3.11“ in vielen Regionen in Japan statt, der die Menschen dazu aufrief, die unzähligen, leidenden Menschen zu unterstützen und alle nicht verantwortbaren und höchst menschenverachtenden Atomkraftwerke und Kernwaffen aus der Welt zu schaffen. Die Kampfstimmung gegen die Atompolitik des sogenannten Dreierbündnisses von dem Ministerium für Wirtschaft und Industrie, der Regierungspartei und Tepco war sehr groß, zumal es mit allen denkbaren Tricks und polizeilichen Drohmaßnahmen und Unterdrückungen die bürgerlichen Anti-Atom-Bewegungen verhindern will. Aber auf der anderen Seite bekommt man deutlich zu spüren, dass insgesamt die bürgerlichen Anti-Atom-Demonstrationen seit kurzer Zeit in Zahlen und Größen drastisch zurückgegangen sind. Im Sommer des letzten Jahres war von 200.000 Teilnehmern an den sogenannten Freitagsdemonstrationen die Rede, heute vielleicht von 300, 400, 500 Teilnehmern geredet. Es sind auch etliche Verhaftungen von bürgerlichen Aktivisten gemeldet. Sofern zeigt die Unterdrückungs-bzw. Einschüchterungspolitik der stark rechts gerückten japanischen Regierungspartei schon ihre deutliche Wirkung.
Ich bin fest überzeugt, egal, wie die weltweiten Pro-Atom-Regierungen und die Atomlobbyisten mit allen Mitteln ihre Politik weiterführen wollen, werden sie letztendlich wegen ihrer Verantwortungslosigkeit und ihres eigenen menschen-verachtenden Unrechts scheitern.Nur die Frage ist: „Wie viel müssen unsere sowie unsere zukünftigen Leben und die unersetzbare Erde bis dahin noch leiden? Die Lage Japans, in der wir uns im Augenblick befinden, ist leider gar nicht erfreulich. Die radioaktiven Verseuchungen in Luft, Boden, Wasser gehen weiter, deren gesundheits- und umweltschädliche Folgen kommen mit der Zeit unweigerlich immer deutlicher und nicht mehr wiedergutzumachen. Dazu droht die extrem große Gefahr, dass das durchs Erdbeben höchst marode gewordene Gebäude des 4. Reaktors, in dem immer noch viele hochgiftige Brennelemente im Abklingbecken gelagert sind, jederzeit, wenn ein großes Erdbeben wieder kommt, in Explosion gehen kann. Wenn es soweit kommt, so könnte unter Umständen die radioaktive Verseuchung von der Menge der gelagerten Brennelemente her noch viel größer als der letzte Super-GAU in Fukushima sein und das größte Teil Japans unbewohnbar machen,sowie die ganze nördliche Hemisphäre einschließlich Europa stark kontaminieren.Sofern wird die Lage in Fukushima sogar immer bedrohlicher und ist überhaupt kein Grund zur Beruhigung. Nach wie vor sind die japanischen Medien unter dem totalen Einfluss und Druck des o.a. Dreierbündnisses und berichten nur gedämpft, sogar oft beinah nebensächlich,keinesfalls in großen Zeilen über die tatsächlichen Gefahren. Aber zu allen Sachen spielt die Volksmentalität von den vielen Japanern eine entscheidende Rolle, dem Mächtigeren, Kommandierenden bedingungslos oder kritiklos zu folgen und einfach ihr Wort zu glauben. Es ist eine schlichte Tatsache, dass der überwiegende Teil der japanischen Bevölkerung, teils von alltäglichen Verpflichtungen gedrängt und teils von nicht sichtbarer Radioaktivität getäuscht, diese gefährliche Lage Japans nicht richtig einschätzt bzw. sie einfach ignoriert.
Fukushima ist nicht nur die Katastrophe Japans, sondern der ganzen Welt.Fukushima gefährdet nicht nur die japanischen Bürger, sondern die weltweiten Zivilgesellschaften. Aber auch Europa trägt selbst überall potentielle Gefahr von atomaren Desastern. Sie zeigt sich alleine schon dadurch, dass z.B. ein Super-GAU der französischen Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague mit ihrem gigantischen radioaktiven Verseuchungspotential mehr als Hälfte der ganzen Erdflächen unbewohnbar machen kann.
Daher müssen wir über die Staatsgrenzen hinaus Hand an Hand gemeinsam für die atomwaffen-, atomkraftwerken- und atommüllfreie Welt kämpfen und den noch nicht atomkritischen Bürgern die wahre Gefahr dringend bewusst machen und zur Solidarität aufrufen.
Die Veranstaltung des Gedenktages „3.11 in Fukushima“ ist unter folgender Adresse mit deutscher Übersetzung zu sehen: http://youtu.be/PpVp4hABecQ
Vom 19. – 29. April 2013 finden in folgenden Städten meine Vorträge statt:
- 19.April, Dortmund, 15.00 – 19.00 Uhr, Beitrag 17:00
- 20.April, Münster, 19:30-21:30
- 21.April, Bad Sassendorf, 19:00-21:00
- 22. April, Soest, 10:00-11:30
- 23. April, Minden, 09:00 – ?
- 23. April, Minden, ? anschließend bis 12:30
- 24. April, Köln, 16:00-17:30 Uhr Pause 18:30-20:00
- 25. April, Berlin, 19.30 – ?
- 26. April, Braunschweig, 19:00- 21:00
- 27. April, Dortmund, 17:00 – 19:00
- 28. April, So. Gelsenkirchen, 11:00 – ?
- 29. April, Mon. Hagen, 19:15
Gesamtorganisator: Internationales Bildungs- und Begegnungswerk (IBB) www.ibb-d.de
Mein Vortrag in Langen im Herbst 2012 unter: http://www.youtube.com/watch?v=-hqwKyx7iXQ
Pressekonferenz am 14.Dez. 2012 in Fukushima anlässlich der Spendenübergabe aus Europa mit deutschem Untertitel: http://www.youtube.com/watch?v=VI4v7Nh0DBI
Mein Buch:„Globalisierung und unser Leben – kritisch gesehen, mit nachträglicher Bemerkung zu dem Erdbeben, Tsunami und dem Super-GAU Nordostjapans vom 11.März 2011“
Viele herzliche Grüße aus Tokio,Kazuhiko Kobayashi
Email: soundio-2@k7.dion.ne.jp / kleinerhain@gmail.com