„Energiewende konkret“ unter diesem Motto berichtete der Betreiber des AKW Krümmel am vergangenen Donnerstag bei einer Infoveranstaltung im Oberstadttreff Geesthacht über den Stand der Dinge beim Rückbau.
Gegenüber dem ersten Termin im Januar 2016 haben sich vor allem zwei Dinge geändert. Zunächst fällt positiv auf, dass sich der Umgang mit der Bevölkerung deutlich geändert hat. Gab es 2016 noch kurze aggressive Entgleisungen der Vattenfall-Vertreter auf kritische Nachfragen oder ironische „von oben herab“-Bemerkungen, ist man nun zumindest sprachlich um Augenhohe bemüht. Der Ton ist höflich, man versucht zu erklären, was man macht.
Die andere Veränderung bezieht sich auf die Anzahl der ZuschauerInnen. Mit gut 20 hat sich diese drastisch reduziert. Eine wirklich spannende Ansage haben die Weggebliebenen dabei verpasst.
Mitte Mai wurde eine Vereinbarung zwischen Genehmigungsbehörde (MELUND), dem Betreiber des AKW Brunsbüttel und Umweltverbänden geschlossen, in der die Ableitwerte für den Rückbau des AKW Brunsbüttel wesentlich reduziert wurden.
Gleicher Betreiber, gleiche Genehmigungsbehörde, gleicher Fluss – da geht doch was!! Das haben wir uns gesagt und die Gelegenheit der Infoveranstaltung genutzt: Plant Vattenfall für den Rückbau des AKW Krümmel etwas Ähnliches?
Die Antwort vom Reaktorleiter Herrn Fricke werten wir zunächst positiv: man prüfe derzeit eine Reduktion in ähnlicher Größenordnung. Das müsse man aber anlagenspezifisch durchrechen.
Gerade auf diese Berechnung sind wir von LAgAtom sehr gespannt, denn die für Brunsbüttel beantragten Werte liegen weiterhin etwa 30 x höher als im Leistungsbetreib der letzte Jahrzehnte. Dafür mag es Gründe geben, aber die sollte man auch transparent diskutieren. Ebenso ist darüber zu sprechen, warum man bei so gefährlichen Stoffen wie Strontium mit höheren Einleitungen als im Leistungsbetreib rechnet.
Und ein besonderes lokales „Schmankerl“ ist die Berechnungsgrundlage für Abflussmengen und –geschwindigkeiten am AKW Krümmel. Hier werden Pegeldurchschnittswerte von 1926 – 2013 zugrunde gelegt. Unberücksichtigt bleiben das veränderte Abflussregime nach dem Bau des Stauwehrs und auch die in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich häufiger auftretenden Sommerhochwässer. Die Problematik war bereits im Erörterungstermin ein Thema. Bleibt man dennoch bei dieser Grundlage, stellt sich die Frage, ob man hier wirklich anlagenspezifisch durchrechnet oder nur über den Daumen peilt.
Eine Tür zur Diskussion über diese Fragen hat Vattenfall aufgemacht. Ob man auch wirklich bereit ist über den „Kompromiss“ in Brunsbüttel hinaus zu gehen oder nachvollziehbar zu belegen, warum das nicht geht, wird sich zeigen.
Beim Thema Transparenz gab es bei „Energiewende konkret“ ein unangenehmes Signal am Rande. Es wurde zwar sehr detailliert beschrieben, was hinter dem Zaun an Veränderungen zu sehen ist und welche praktischen Arbeiten gerade laufen. Gespart hat man sich die Info, dass zwei Tage vorher die Verbandsbeteiligung für die Wasserrechtliche (Einleitungs-) Genehmigung gestartet wurde. Ein Schelm, wer hier an Absicht denkt.
Und so läuft man als Umweltinitiative doch wieder den Infos hinter her. Wird nix mit Augenhöhe.