Der Castor ist drin, die DemonstrantInnen sind müde, durchgefroren aber auch stolz und glücklich, dass sie bei dem bisher erfolgreichsten Anti-Atom-Protesten in Deutschland dabei waren. Doch kaum ist der erste Kaffe runter, kommt ein Meldung über den Ticker, die alle sprachlos und wütend macht.
Deutscher Atommüll soll von Ahaus nach Majak in Sibirien. Gestern war von Umweltminister Röttgen noch zu hören, der Transport aus Frankreich sei notwendig, schließlich sein das ja unser Müll und nun das – ein Schlag ins Gesicht für die Menschen in Wendland und alle, die sich gegen diesen Transport gestemmt haben.
Nun beweist die schwarz-gelbe Bundesregierung endgültig, wie fern sie der Realität inzwischen ist. „Wir werden sie daran hindern,“ kündigt Bernd Redecker der Pressesprecher des Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom an. „Ich weiß jetzt noch nicht, was das Bündnis dagegen unternehmen wird: Mahnwachen Demos und Aktionen, aber uns fällt schon was ein. Ich habe zumindest noch von einem früheren Transport sechs Landkarten aus Ahaus in der Schublade. Damals habe ich sie nicht mehr verkaufen können. Jetzt werden sie mir sicher aus der Hand gerissen.“
Die Forderung der Anti-Atom-Bewegung bleibt bestehen: die Standorterkundung in Gorleben muss eingestellt werden. Die Asse hat gezeigt, dass Salz nicht sicher ist. Atomkraftwerke abschalten und zwar sofort, damit nicht noch mehr Müll entsteht. Dann müssen die Experten nach einem sicheren Endlager suchen – in Deutschland und nicht nach dem Motto hinter dem Ural ist aus den Augen aus dem Sinn.
Dieser Transport ist schon eine Weile im Gespräch – oder besser gesagt, die Gerüchteküche kochte darum.
Das macht es aber auch nicht weniger brisant. Es zeigt nur, dass die Bundesregierung mit gespaltener Zunge spricht.
So, wie sie es gerade brauchen, wird argumentiert.
Unglaublich und wirklich ätzend.
Röttgen kam, trotz seiner tollen Rhetorik gestern bei der Gegenüberstellung von Asse und Gorleben und dem überall verloren gegangenen Vertrauen in die schönen Worte doch etwas ins Stocken.
Wer bitteschön will denn die Verantwortung tragen, wenn etwas schief geht.
Wo sind die Verantwortlichen, die damals die Entscheidung für die Asse getroffen haben?
Wo werden in 20-30 Jahren Röttgen, Merkel und so weiter sein?
Keine Endlagerdiskussion, keine auch noch so „ergebnisoffene“ Endlagersuche, bevor nicht endgültig abgeschaltet ist! Alle Zugaben in Sachen Endlager würde doch sowieso nur zur Rechtfertigung eines Weiterbetriebs genutzt werden.
Wäre es aus Lüneburger Perspektive nicht erstmal (geographisch und vielleicht ja auch zeitlich) nahe liegender, Aktionen zum geplanten Wiederanfahren in Krümmel ins Auge zu fassen? Das wünscht sich Vattenfall ja für Januar – bleibt zu hoffen, dass die Atomaufsicht in S-H da ein ganz, ganz strenges Auge drauf hat. Wenn letzte Woche erst die Notstromversorgung nicht sichergestellt war, dürfte ja noch einiges im Argen liegen…
Hallo RsQ,
naheliegender oder nicht… Die Wirksamkeit von Protest und Widerstand macht sich ja nicht unbedingt nur an der geografischen Nähe fest.
Und: Dieses Bündnis ist ja aus der Organisation der Menschenkette zwischen Brunsbüttel und KRÜMMEL entstanden.
Also, wie Sie sehen, sind wir schon an dem Thema dran.
Krümmel beschäftigt viele von uns (Mitgliedern und Mitgliedsorganisationen) im Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom schon seit mehr als 20~30 Jahren. So zählen KlägerInnen gegen Betriebsgenehmigungen, MOX-Brennelemente, Standort-Zwischenlager usw. zu den Aktiven hier beim LAgA.
Also, vielleicht stoßen Sie in Zukunft hinzu und unterstützen das Aktionsbündnis mit Ihrem je spezifischen Zugang zu den Themen und Brennpunkten, die sie ganz dolle jucken an der Gesamtproblematik. Damit bereichern Sie das Bündnis und tragen dazu bei, dass wir noch erfolgreicher, versierter und farbenfroher auftreten und argumentieren können.
Also, herzlich Willkommen!