Atommüll-Standorte rund um Lüneburg

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Warum diese Hinweisschilder?

Gehören Sie auch zu den Menschen, die der Meinung sind, dass die Atomkraft zu den Akten gelegt und damit kein Thema mehr ist?

Leider wird diese Auffassung der Realität nicht gerecht.
Selbst wenn im Jahre 2022 das letzte deutsche Atomkraftwerk abgeschaltet wird, ändert das nichts daran, dass es weiterhin eine Vielzahl von Anlagen gibt, von denen auf viele Jahrzehnte hinaus ein erhebliches radioaktives Risiko ausgehen wird.

Altanlagen, die zwar abgeschaltet, aber (noch) nicht zurück gebaut sind, und eine Unmenge von schwach-, mittel- und hochradioaktivem Atommüll, für den es kein Endlager, sondern nur provisorische Zwischenlager gibt, bedeuten eine dauerhafte Gefahr für Mensch und Umwelt.

Dieses Risiko besteht bundesweit, denn durchschnittlich ist es von keinem Ort in Deutschland weiter als 100 km bis zur nächsten radioaktiven Anlage bzw. Lagerstätte. Davon bildet auch der Raum Lüneburg keine Ausnahme.

Grundlage der Texte auf dieser Seite ist größtenteils die Webseite www.atommuellreport.de, welche die umfangreichste Informationsseite im Web zum Atommüllproblem in ganz Deutschland ist.

Informationen zu den Standorten auf dieser Seite:

Brokdorf | Esenshamm | Gorleben | Krümmel | Leese | Munster

Der Standort Brokdorf mit seinen drei Anlagen liegt knapp 70 km westlich von Hamburg am Nordufer der Elbe in Schleswig-Holstein.

AKW Brokdorf | Zwischenlager Brokdorf | Transportbereitstellungshalle

1. AKW Brokdorf

Der Bau des AKWs begann im Januar 1976 unter massiven Protesten der ansässigen Bevölkerung und AKW-GegnernInnen aus ganz Deutschland. Seit dem November 1986 liefert das AKW Strom. Der Betrieb ist bis Ende 2021 befristet, ein Rückbau des AKWs ist ab 2023 vorgesehen.

Neben den 193 Brennelementen, die für den Betrieb des AKWs notwendig sind und von denen pro Jahr ca. 50 gegen neue ausgetauscht werden müssen, lagern noch viele weitere hochradioaktive Brennelemente mit extremer Strahlungsintensität im AKW. Allein das Abklingbecken war Ende 2014 mit 483 Brennelementen belegt. Darüber hinaus lagern in den verschiedenen Gebäuden und Fasslagern des AKWs ca. 620 Fässer und Trommeln mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall sowie kontaminiertem Werkzeug etc.

Das AKW Brokdorf ist schon lange im Fokus der KritikerInnen, u.a. weil die Sicherheit gegen Erdbeben, Hochwasser und Flugzeugabstürze sowie Angriffe mit panzer- und betonbrechenden Waffen nicht gewährleistet ist.
Bis zum März 2019 gab es 271 meldepflichtige Ereignisse bzw. Störungen, u.a. durch zu schnelles Hoch- und Runterfahren des Reaktors und Materialschäden an den Brennstäben. Dadurch waren die Grenzwerte an einigen Stellen des Reaktors, z.B. im Februar 2017, deutlich überschritten. 2001 stellte man an vier Fässern mit radioaktivem Abfall Korrosion sowie kleine Löcher fest, durch die Fassinhalt ausgetreten war.

2. Zwischenlager Brokdorf

Das Zwischenlager ist seit 2007 in Betrieb und hat eine Genehmigung bis 2047. Es ist baugleich mit dem Zwischenlager in Brunsbüttel, dessen Genehmigung 2013 vom OVG Schleswig für nicht rechtens erklärt wurde, weil es gegen gezielte Angriffe mit bestimmten Waffen und Flugzeugabstürze nicht ausreichend gesichert ist. In der Konsequenz hätte auch dem Zwischenlager Brokdorf die Betriebsgenehmigung entzogen werden müssen.

Ende 2018 waren von den 100 Castorstellplätzen 33 belegt. Für 2023/2024 sind Castortransporte mit hochradioaktivem Müll aus Sellafield vorgesehen.

Bis Ende 2016 gab es fünf meldepflichtige Ereignisse. Dabei kam es u.a. zum Ausfall von Überwachungs- und Messgeräten, Brandmeldeanlagen und der Kühlwasserheizung.
Radioaktive Abfallgebinde sollen jeweils max. 3-4 Jahre im Zwischenlager verbleiben. Mangels ausreichender Endlagerstätten liegen die ältesten Abfallgebinde seit 2007 im Zwischenlager Brokdorf.

3. Geplante Transportbereitstellungshalle (TBH)

Für den Bau einer Transport-Bereitstellungshalle (TBH), in der u.a. radioaktive Abfälle aus dem Betrieb des AKWs Brokdorf und anderen AKWs verpackt und für den Transport bereit gestellt werden sollen, gibt es seit Dezember 2017 eine Genehmigung. Mit dem Bau ist noch nicht begonnen worden.

Weitere ausführliche Informationen zum Standort unter: www.atommuellreport.de -> Brokdorf
KritikerInnen: Brokdorf akut, c/o Karsten Hinrichsen, Dorfstraße 15, 25576 Brokdorf, brokdorf-akut.de

Informationen zu den Standorten auf dieser Seite:
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Der Standort Esenshamm mit seinen vier Anlagen liegt im Landkreis Wesermarsch südlich von Nordenhamm an der Weser, kurz bevor diese in die Nordsee mündet.

AKW Unterweser | Standortzwischenlager (SZL) Unterweser | Abfalllager Unterweser (LUW) | Lager für radioaktive Abfälle Unterweser (LUnA)

1. Kernkraftwerk Unterweser

Es wurde 1978 nach 6 Jahren Bauzeit in Betrieb genommen und im März 2011 außer Betrieb gesetzt. Betreiber war bis 2016 die E.ON Kernkraft GmbH und anschließend die Tochterfirma PreussenElektra GmbH. Der anfallende Atommüll sollte ursprünglich in den Bergwerkskammern der Asse, in Gorleben und ab 2018 im Schacht Konrad eingelagert werden. Das Atomkraftwerk soll nun bis 2028 für ca. 1,1 Milliarden Euro zurückgebaut werden. Bis Februar 2019 lagerten noch Brennelemente im Abklingbecken des AKWs. Dann wurde der letzte von 40 Castorbehältern mit Brennelementen befüllt und in das Standort-Zwischenlager gebracht. 

2. Standortzwischenlager (SZL) Unterweser

Dieses Lager wurde 2007 in Betrieb genommen und bietet Platz für 80 CASTOR-Behälter mit hochradioaktivem Müll. Mit der Einlagerung der letzten Brennelemente aus dem AKW im Februar 2019 sind nun 40 Plätze belegt. Betreiber ist seit 1.1.2019 die Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH des Bundes (BGZ). Die Genehmigung des Betriebs läuft noch bis 2047. Das SZL Unterweser ist baugleich mit dem SZL Brunsbüttel, das nach einer vom Bundesverwaltungsgericht bestätigten Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Schleswig-Holstein nicht als sicher eingeschätzt werden kann. Für das SZL Brunsbüttel war daher die Betriebsgenehmigung aufgehoben worden. Grund war u.a. die mangelnde Absicherung gegen Sturmfluten, Erdbeben und Flugzeugabstürze.

3. Abfalllager Unterweser (LUW)

Das LUW dient der Lagerung schwachradioaktiver Abfälle aus den AKWs Unterweser und Stade. Die Inbetriebnahme erfolgte 1981 und ist nicht befristet. Der Betreiber ist die E.ON-Tochter PreussenElektra GmbH und ab 2020 die staatliche Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ). 2017 lagerten im LUW 1.985 Abfallgebinde bzw. -behälter mit unterschiedlichen Inhalten. Die Behälter sollen dort bis zur Einlagerung in ein Endlager verbleiben, das es noch nicht gibt.

4. Lager für radioaktive Abfälle Unterweser (LUnA)

Geplant ist, dass das Lager 2019 in Betrieb genommen werden soll. Betreiber ist zunächst die PreussenElektra GmbH und ab 1.1.2020 der Bund mit der Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ). Das Lager dient der Aufnahme von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus dem Rückbau des AKW Unterweser, dem Betrieb des SZL und LUW sowie anderer Anlagen der E.ON Kernkraft GmbH. Die unbefristete Genehmigung ist beantragt.

Weitere ausführliche Informationen zum Standort unter: www.atommuellreport.de -> Esenshamm
KritikerInnen: Arbeitskreis Wesermarsch, c/o Hans-Otto Meyer-Ott, Hammelwarder Außendeich 8, 26919 Brake, www.ak-wesermarsch.info

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Der Standort Gorleben mit seinen vier Anlagen liegt im äußersten Nordosten Niedersachsens im Landkreis Lüchow-Dannenberg.

Transportbehälterlager (TBL) | Abfalllager Gorleben (Fasslager) | Pilotkonditionierungsanlage (PKA) | Salzstock Gorleben

1. Transportbehälterlager (TBL)

Gorleben hat einen hohen Bekanntheitsgrad durch die von massiven Protesten begleiteten Castortransporte zum Zwischenlager, die über Jahre hinweg (zuletzt im November 2011) den Landkreis erschütterten.

Das Zwischenlager, auch Transportbehälterlager (TBL) genannt, lagert seit 1995 überwiegend Castoren mit hochradioaktiven Atommüll aus dem Betrieb verschiedener AKWs ein. Der letzte Castor-Transport ins Zwischenlager erfolgte im November 2011.

Das Gebäude entspricht zwar einem Konzept, das für süddeutsche Zwischenlager ausgelegt ist, hat allerdings 20-35 cm dünnere Wände und ist nicht vor gezielten Flugzeugangriffen bzw. -abstürzen gesichert. Die Deckel einzelner Castoren können sogar direkt getroffen werden. Abgesehen von den baulichen Mängeln des Gebäudes wurden seit der Inbetriebnahme des Zwischenlagers mehrmals vielfach überhöhte radioaktive Werte auf dem Gelände des Zwischenlagers, in der näheren Umgebung und an der Oberfläche der Castoren gemessen. So wurden zum Beispiel im Mai 1998 an einigen Castoroberflächen die Grenzwerte um das 3350-fache überschritten.

Ein Grund für den Austritt von Radioaktivität sind u.a. Castoren, die schon mit Fertigungs-Mängeln angeliefert wurden.

Im August 2011 wurde bekannt, dass mit den bis dahin eingelagerten 102 Castorbehältern die zulässige radioaktive Belastung der Umgebung schon zum Ende des Jahres erreicht sein würde. In der Folge hätten keine weiteren Castoren eingelagert werden dürfen. Darauf reagierte der Betreiber mit Umstellen der Castoren, damit der Wert am Zaun des Zwischenlagers geringer ausfiel. Dabei waren von den 420 Castorenstellplätzen erst 102 belegt, also nur zu ca. 1/3 ausgelastet.

Als eine Folge der erhöhten Belastung wird eine statistische Erhebung diskutiert, die besagt, dass in den Jahren 2007 bis 2017 nur halb so viele Mädchen wie Jungen in der Umgebung des Atomlagers geboren wurden. Aktuellere Zahlen fehlen, da die Behörden seit dem Berichtsjahr 2018 nur noch die Gesamtzahl der Geburten je Gemeinde ausweist, aber nicht mehr nach Geschlechtern getrennt aufschlüsselt. „Über die Gründe kann man nur spekulieren“, so unlängst die BI-Lüchow-Dannenberg.

Die Einlagerung von Castoren ist vorerst ausgesetzt. Eine Genehmigung ist befristet bis zum 31.12.2034.

2. Abfalllager Gorleben (Fasslager)

Dieses Lager für schwach und mittelradioaktive Abfälle besteht seit 1984 und wurde in Betrieb genommen, weil im AKW Stade ein akuter Entsorgungsbedarf bestand. Mittlerweile werden unterschiedliche Fässer mit Atommüll aus mindestens 9 verschiedenen AKWs eingelagert. Am 30.1.2015 waren insgesamt 3621 Fässer eingelagert. Es gab eine Befristung für einen Teil der Anlage bis Juni 2019.

Das Gebäude weist hinsichtlich Lüftung und Feuchtigkeit große Mängel auf. Als Folge kam es zu Korrosion und Farbabplatzungen an den Fässern. Des weiteren wurde z.B. festgestellt, dass der Inhalt eines erheblichen Teils der eingelagerten Fässer für eine Lagerung nicht ausreichend vorbereitet (konditioniert) wurde. Beispielsweise wiesen 110 von 308 Fässern aus Mol (Belgien) gewölbte Deckel auf, weil der Inhalt nicht fachgerecht reduziert wurde. Auch die Hälfte der eingelagerten Fässer aus Jülich mussten nach konditioniert werden.

Es werden immer wieder Grenzwertüberschreitungen bei angelieferten Fässern festgestellt. Darüber hinaus ist der Inhalt teilweise nicht deutlich genug deklariert.

Eine umfangreiche Inspektion der Fässer auf Mängel ist nicht möglich, weil nur ein geringer Teil zugänglich ist!

3. Pilotkonditionierungsanlage (PKA)

Diese Anlage ist seit Januar 1990 betriebsbereit zum Zwecke der Vorbereitung von Atommüll für die Endlagerung (Konditionierung = Reduzierung des Volumens und Überführung der Abfälle in einen chemisch stabilen Zustand). Bisher wurde hier aber noch kein Atommüll konditioniert. In der PKA sollten deshalb eigentlich vornehmlich schadhafte Fässer repariert werden. Aber auch hier fehlen die Voraussetzungen.

Im September 2019 wurde bekannt, dass die PKA zurück gebaut werden soll. Einen genauen Zeitplan hierfür gibt es noch nicht.

Die Kosten für den Erhalt dieser Anlage belaufen sich auf ca. 5 Millionen Euro pro Jahr.

4. Salzstock Gorleben

Das einzige Erkundungsbergwerk für die Endlagerung von hochradioaktiven Müll wird aktuell nicht favorisiert, ist aber weiterhin als Standort im Endlagersuchverfahren enthalten. Die Untersuchungen liefen seit 1979 (Kosten: 1,6 Mrd. Zusätzliche Kosten für Offenhaltungsbetrieb: 2015: 40 Mio., 2016: 30 Mio.). Teilweise wurde hier ohne Genehmigung gebaut!

Besondere Gefahren sind schon seit 1983 bekannt, nämlich: möglicher Wassereintritt, Explosionsgefahr durch Gasvorkommen unter dem Salzstock und in der Folge Einströmung von Grundwasser.

Weitere ausführliche Informationen zum Standort unter: www.atommuellreport.de -> Gorleben
KritikerInnen: Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V., Rosenstr. 20, 29439 Lüchow, www.bi-luechow-dannenberg.de

Informationen zu den Standorten auf dieser Seite:
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Bei Geesthacht / Krümmel handelt es sich um einen Standort am Nordufer der Elbe in Schleswig-Holstein, an dem sich zwei Atomkomplexe in direkter Nachbarschaft befinden:
Einerseits das Atomkraftwerk Krümmel und andererseits das Forschungszentrum Geesthacht der Helmholtz-Gesellschaft.

Kernkraftwerk Krümmel (KKK) | Standort-Zwischenlager (SZL) Krümmel | Lager für radioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung Krümmel (LasmAaZ/LasmAiZ) | Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) | Landessammelstelle Schleswig Holstein, Bremen, Hamburg, Niedersachsen

Standort Krümmel

1. Kernkraftwerk Krümmel (KKK)

Bei dem KKK handelt es sich um ein Atomkraftwerk im Geesthachter Ortsteil Krümmel, das von 1984 bis 2009 Strom lieferte. Die Gesellschafter sind zu gleichen Teilen die Vattenfall Nuclear Energy GmbH und die E.ON Kernkrafte GmbH.

Krümmel war bis zum Jahr 2010 der größte Siedewasserreaktor der Welt. Bei diesem Reaktortyp wird die durch Kernspaltung erzeugte Wärme nicht über einen Wärmetauscher in die Maschinen zur Stromerzeugung geleitet, sondern der radioaktive heiße Wasserdampf treibt die Turbinen unmittelbar an. Dadurch ist der Umfang des kontaminierten Maschinenparks deutlich größer als bei den Druckwasserreaktoren.

Das KKK war mit 1402 Megawatt brutto erzeugter Leistung zwar das leistungsstärkste Atomkraftwerk Deutschlands, musste aber aufgrund zahlreicher Störfälle immer wieder abgeschaltet und vom Netz genommen werden. Bis Juni 2018 waren 345 meldepflichtige Ereignisse dokumentiert, darunter auch mehrere schwerwiegende Störfälle wie jener, der 2009 nach einem Transformatorenbrand zu einer Reaktorschnellabschaltung führte und die Außerbetriebnahme des KKK zur Folge hatte. Darüber hinaus wurde das AKW Krümmel auch für eine auffällige Häufung von Leukämiefällen verantwortlich gemacht, die in den 80er- und 90er-Jahren um Geesthacht herum auftraten. (Siehe auch Helmholtz-Zentrum Geesthacht)

Wegen der zahlreichen Störfälle wurde das AKW Krümmel oft als Pannenreaktor bezeichnet. Die endgültige Abschaltung fand schließlich im August 2011 nach dem Unfall von Fukushima in Japan statt.
Seit 2015 läuft ein Stilllegungsverfahren, um das Kraftwerk vollständig zu beseitigen und seine Bestandteile in entsprechenden Lagern unterzubringen. Mit dem Rückbau wurde bis 2020 noch nicht begonnen.
Bis auf Weiteres ist das Kraftwerk aber selbst noch ein atomares Zwischenlager, in dem derzeit noch einzelne Sonderbrennstäbe in extra dafür konzipierten Köchern lagern. Diese werden in Castor-Behälter eingestellt und sollen demnächst ins Standort-Zwischenlager (SZL) transportiert und dort gelagert werden. Außerdem befinden sich auf dem Gelände mehrere Kavernen und Gebäude mit mehreren Tausend Fässern und Gebinden, in denen schwach- und mittelradioaktiv kontaminierte Betriebsabfälle aufbewahrt werden.
Da nicht alle Räume begehbar sind, wird der dortige Atommüll lediglich mit Videotechnik überwacht.

Bei Atommüll, der 2005 ins Zwischenlager Gorleben transportiert wurde, waren bei einem Teil der Gebinde die zulässigen Kontaminationsgrenzwerte überschritten.

2. Standort-Zwischenlager (SZL) Krümmel

In dem SZL Krümmel befinden sich Brennelemente unterschiedlicher Typen aus dem Betrieb des AKW Krümmel. Derzeit (Stand November 2019) werden in 41 Castor-Behältern hochradioaktive Brennelemente gelagert.
Das Lager wird von der Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ) betrieben und hat eine Betriebsgenehmigung bis 2046. Für das baugleiche SZL am AKW Brunsbüttel wurde allerdings 2013 die Betriebsgenehmigung vom Oberverwaltungsgericht Schleswig für nicht rechtmäßig erklärt, weil die Gefahren durch Terrorangriffe nicht hinreichend berücksichtigt worden seien.

3. Lager für radioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung Krümmel (LasmAaZ/LasmAiZ)

Das Lager existiert bislang nicht. Es ist konzipiert für die Lagerung von schwach- und mittelradioaktivem Atommüll aus dem Rückbau des AKW Krümmel. Der Betreiber ist Vattenfall Europe Nuclear Energy.

Mit der Fondlösung, die im Rahmen des Atomausstiegs verhandelt wurde, haben sich die Energieversorgungsunternehmen aus der Verantwortung gezogen. Der Betreiber aller SZL und ab 01.01.2020 auch der Lager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll ist bzw. wird die BGZ. Das gilt auch für das LASMA in Krümmel.

Weitere ausführliche Informationen zum Standort unter: www.atommuellreport.de -> Krümmel
KritikerInnen: BI gegen Leukämie in der Elbmarsch, c/o Bettina Boll, Bergstraße 38, 21502 Geesthacht
Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom (LagA), c/o Heinrich-Böll-Haus Lüneburg, Katzenstraße 2, 21335 Lüneburg, www.lagatom.de

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Standort Geesthacht

1. Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Materialforschung und Küstenforschung GmbH (HZG)

Das HZG ist eine Forschungseinrichtung im Besitz des Bundes (90 %) und der Länder (10 %). Sein radioaktives Gefahrenpotential stammt allerdings im Wesentlichen aus der Vergangenheit, als es noch das GKSS – Forschungszentrum Geesthacht GmbH war (von 1956 bis 1979 als Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt GmbH betrieben). Aus dieser Zeit stammen die beiden Forschungsreaktoren FRG 1 und 2, die aufgrund ihrer Bauweise als Schwimmbadreaktoren bezeichnet werden, weil sich die Reaktorbehälter in einem nach oben offenen Wasserbecken befinden. Mit ihnen wurden bis 1993 bzw. 2010 Versuche durchgeführt, die der Weiterentwicklung von Materialien und Reaktorkomponenten dienten. Der Rückbau beider Reaktoren ist bis 2030 geplant.
Auch der Druckwasserreaktor des Forschungsschiffes Otto Hahn ist in Geesthacht eingelagert; 2016 beantragte das Helmholtz-Zentrum seine Demontage. Andere Einrichtungen wie das ANEX sind mittlerweile vollständig rückgebaut oder ins Ausland verbracht worden. Alle weiteren Forschungsaktivitäten wurden ausgelagert (z. B. an das HZ Garching bei München.

Auch wenn sich auf dem Gelände des HZG keine Brennstäbe befinden, verbleibt außer den Reaktoren eine große Menge weniger stark strahlenden Atommülls. Mehr als 750 Gebinde werden bis auf Weiteres in zwei Hallen gelagert.
Die GKSS wird verdächtigt, für eine auffällige Häufung von Leukämiefällen verantwortlich zu sein, die in den 80er- und 90er-Jahren um Geesthacht herum auftraten. Infolge eines Unfalls, der im Jahre 1986 stattgefunden haben soll, könnten Mikrokügelchen mit hochangereichertem Uran freigesetzt worden sein und Teile der Elbmarsch kontaminiert haben.

2. Landessammelstelle Schleswig Holstein, Bremen, Hamburg, Niedersachsen

Betreiber der Landessammelstelle ist das Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG), auf dessen Gelände es sich auch befindet. In der Anlage, die über eine unbefristete Betriebsgenehmigung verfügt, lagern etwa 150 Fässer unterschiedlicher Größe mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll.
Schon seit Jahrzehnten treten, wie in anderen vergleichbaren Lagern auch, immer wieder Korrosionsschäden an den Fässern auf. Diese werden dann in sogenannte Überfässer eingestellt oder ihr Inhalt wird neu konditioniert.

Weitere ausführliche Informationen zum Standort unter: www.atommuellreport.de -> Geesthacht
KritikerInnen:
BI gegen Leukämie in der Elbmarsch, c/o Bettina Boll, Bergstraße 38, 21502 Geesthacht
Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom (LagA), c/o Heinrich-Böll-Haus Lüneburg, Katzenstraße 2, 21335 Lüneburg,  www.lagatom.de

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Der Standort Leese mit seinen zwei Anlagen liegt im Süden von Niedersachsen, knapp 60 km westlich von Hannover.

Landessammelstelle Niedersachsen Leese | Außenlager der Firma Eckert und Ziegler Nuclitec GmbH (EZN)

Der Standort war seit seinem Bestehen 1937 – zunächst für die Herstellung von Chemikalien und im weiteren Verlauf zur Lagerung von chemischen und Nuklearabfällen bestimmt. Seit den achtziger Jahren werden hier radioaktive Abfälle eingelagert und zwar in der Landessammelstelle Niedersachsen Leese und im Außenlager Eckert & Ziegler Leese. Beide Lager werden von der Braunschweiger Firma Eckert und Ziegler Nuclitec GmbH (EZN) betrieben.

1. Landessammelstelle Niedersachsen Leese

Für radioaktive Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung hat das Gesetz den Bundesländern die Verpflichtung auferlegt, für die Zwischenlagerung der in ihrem Gebiet anfallenden radioaktiven Abfälle Sammelstellen einzurichten.

Das Land Niedersachsen hat diese Aufgabe 2002 privatwirtschaftlich ausgelagert und damit die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) beauftragt. Die GNS betreibt dafür eine Landessammelstelle auf dem Gelände des Kernfoschungszentrums in Jülich in Nordrhein-Westfahlen. Die GNS sammelt dort die Rohabfälle, behandelt und verpackt (konditioniert) diese für die Lagerung. Zur Zwischenlagerung der endlagerfähig konditionierten Abfälle werden diese dann in die Landessammelstelle ins Lager Leese transportiert. Für die Zwischenlagerung hat das Land Niedersachsen einen Vertrag mit der EZN abgeschlossen.

Hier werden insgesamt 4885 Fässer mit radioaktivem Abfall unterschiedlicher Qualität
(z. B. aus Medizin, Forschung und Technik) und aus der stillgelegten Landessammelstelle Steyerberg (ca. 30 km südwestlich von Nienburg/Weser) mit unbefristeter Betriebsgenehmigung eingelagert.

Besondere Gefahrenpunkte bei der Lagerung sind die dichte Stapelung der Fässer. Somit kann nur ein kleiner Teil der Fässer auf Schäden überprüft werden. Darüber hinaus befindet sich das Lager in unmittelbarer Nähe von Orten, an denen sich viele Menschen aufhalten (z.B. Tischlerei, Paintballanlage, Obstplantage und Wertstoffannahme).

Über die Sammelstelle Leese gab es in der Vergangenheit wiederholt negative Schlagzeilen:

  • 1988 wurde bekannt, dass 62428 kg umdeklariertes und illegal eingeführtes Uran in Leese gelagert worden waren.
  • Im Dezember 2000 wurden bei 61 Fässern Korrosion, erhöhter Innendruck, mechanische Beschädigung sowie ein Fass ohne Dichtungsring aufgefunden.
  • Im April 2013 fand man ein Fass, das einen anderen Inhalt aufwies als die Deklaration vorgab.
  • Im April 2018 wurde durch NDR-Recherchen bekannt, dass 442 Fässer für die Lagerung intensiv nachbehandelt werden müssen.

2. Außenlager Firma Eckert und Ziegler Nuclitec GmbH (EZN)

Die Firma EZN betreibt in Leese ein firmeneigenes Zwischenlager für seine Betriebe in Braunschweig. Die Geschichte des Zwischenlagers entspricht weitgehend derjenigen der Landessammelstelle. Das Zwischenlager verfügt jedoch noch über ein Abkling- und Pufferbecken zum Zwecke der Vorbereitung radioaktiver Abfälle für die Lagerung.

Da das Zwischenlager für die Produktion und Konditionierung der EZN Betriebe in Braunschweig dient, gibt es einen regen Transportverkehr zwischen Leese und Braunschweig. Diese Transporte, zwischen 2007 und 2011 wurden ca. 1500 – 3000 Fässer pro Jahr hin und her gefahren, stellen eine besondere Gefahr dar.

In der Anlage waren Ende 2011 insgesamt 8069 Fässer (200 l) und 8 größere Container für schwach- und mittelradioaktiven Abfall gelagert.

Leider gibt das Bundesumweltministerium seit Anfang 2013 nur Inventarangaben für die Landessammelstelle an. Für das Zwischenlager gibt es keine Angaben. Die Abfälle im Außenlager müssen nicht an eine Landessammelstelle abgegeben werden. Die Betriebsgenehmigung ist unbefristet.

Weitere ausführliche Informationen zum Standort unter: www.atommuellreport.de -> Leese
KritikerInnen: BISS – Bürgerinitiative Strahlenschutz Leese e.V., www.biss-leese.de

Informationen zu den Standorten auf dieser Seite:
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Der Standort Munster liegt nahe Soltau in der Lüneburger Heide.

An diesem Standort findet sich die zentrale Sammelstelle für die gesamten radioaktiven Abfälle der Bundeswehr (ZESAM). Hierbei handelt es sich um ein Zwischenlager und eine Forschungseinrichtung. Der Betreiber der Anlagen ist die Bundeswehr. Eine Befristung der Betriebsgenehmigung liegt nicht vor.

Die Genehmigung und die Aufsicht unterliegen ausschließlich dem Bundesministerium für Verteidigung und damit sind die Anlagen der zivilen Aufsicht und der öffentlichen Kontrolle vollständig entzogen. Entsprechend wenig Informationen liegen über diese Anlage und über die Qualität oder Menge des radioaktiven Mülls vor. Auch über mögliche Risiken und Gefahren, die von diesem Standort ausgehen, können damit keine Aussagen getroffen werden. Aus der Anlage heraus gab es in der Vergangenheit jedoch Einlagerungen in die maroden Bergwerke Asse II und Morsleben.

Momentan werden die Abfälle dekontaminiert und freigegeben oder konditioniert und bis zur Einlagerung in ein Endlager vor Ort gelagert.

Weitere ausführliche Informationen zum Standort unter: www.atommuellreport.de -> Munster

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