Kommentar: Wahnsinn in der Ukraine…

Block 1 und 2 des Kernkraftwerks

Von alexndm – Panoramio, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18009657

Nachrichten brauchen Aufhänger. Deshalb fand diese Meldung vermutlich erst jetzt , ein Jahr danach und pünktlich zum 30. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl den Weg in die Schlagzeilen: Die Ukraine will zwei neue Atom-Reaktoren (zuende) bauen!

Ansich schon ein Skandal, wenn man bedenkt, dass der SuperGAU vor 30 Jahren unzählige Strahlenopfer in ganz Europa verursacht hat – allein bei den Sofortmaßnahmen am noch offenen und brennenden Reaktor wurden 1986 rund 800.000 so genannte „Liquidator_inn_en“ eingesetzt, von denen in kurzer Zeit, so wird angenommen, 100.000 wegen ihrer viel zu hohen Strahlenexpositionen starben.

Laut aktuellen Darstellungen in verschiedenen Veröffentlichungen der letzten Tage sind europaweit wohl rund 9 Millionen Betroffene der atomaren Wolke aus Tschernobyl zu beklagen. Und die Wirkung reißt nicht ab, denn die Halbwertzeiten von Cäsium137 beträgt 30 Jahre und von Strontium90 rund 28 Jahre. Man rechnet rund 10 Halbwertzeiten bis zum nahezu kompletten Zerfall.

Was passiert nun in der Ukraine:
Khmelnitsky-Google-MapsGeplant ist, einen Block des AKW Khmelnitsky NPP bei Netischyn vom Ukrainischen Stromnetz abzutrennen und den erzeugten Strom komplett in Richtung des benachbarten Polen zu exportieren.
Aus den Erlösen sollen dann die beiden seit 1986 und 1987 als Bauruinen in der Landschaft stehenden Blöcke 3 & 4 zuende gebaut werden. Ein Himmelfahrtskomando, denn sieht man sich die Bauruinen via Google-Maps auf dem Satellitenbild an, so ist der eine Block bereits mit Turbinenhalle fast fertig gebaut, die Reaktorkuppel jedoch noch offen, während der Block 4 noch komplett im Rohbau steht. Seit 30 Jahren!!!

All das scheint noch nicht zu reichen: Partnerkonzern beim Weiterbau ist ausgerechnet der Belgische Atombetreiber Electrabel! War da nicht was? Ja: Elektrabel betreibt und verteidigt mit Zähnen und Klauen den Weiterbetrieb der beiden Belgischen Pannenreaktoren Doel und Tihange!

Und um dem allen noch die Krone aufzusetzen: Diese Pläne sollen von der Europäischen Union gefördert werden.

Zumindest verbalen Gegenwind gab es zunächst einmal durch die atompolitische Sprecherin der Grünen,  Sylvia Kotting-Uhl: „…das ist völlig unverantwortlich!“, sagte sie in einem Interview mit NDR-Info, resp. DLR…

Wir beobachten das weiter…

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