Nach dem SuperGAU vor 5 Jahren, in gleich mehreren japanischen Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi hörte man beim folgenden „Stresstest“ europäischer Atomkraftwerke gelegentlich das Argument: So was könne ja in den Europäischen AKW nicht passieren, hier gäbe es ja keine Tsunami-Wellen und Überschwemmungen seien auch sehr unwahrscheinlich…
Der Hintergrund war, dass nach dem verheerenden Erdbeben der Stufe 9 auf der Richterskala ein noch verheerenderer Tsunami die Nord-Ostküste Japans überschwemmte. Hielten bis dahin die Bauten des AKW Fukushima noch stand, so wurden nun durch die gewaltigen Wassermassen, die Notstromdiesel, samt ihrer Steuerung außer Kraft gesetzt. Einzig einige Notfallbatterien lieferten noch wenige Stunden Strom zum Betrieb der Notkühlung. Sie versagten jedoch kurze Zeit später und das Atomkraftwerk trudelte der unaufhaltsamen Überhitzung und letztlich mehreren Kernschmelzen entgegen.
Das französische Atomkraftwerk Fessenheim, 25km von Freiburg im Breisgau entfernt, zeigt nun ein Szenario, was wieder einmal niemand vorher sehen konnte: Eine Leckage führte dazu, dass sich über die Kabelkanäle und -schächte ein Wasserstrom bis in Schaltschränke und Notfalleinrichtungen ergießen konnte, der in 2014 fast zu einer Unbeherrschbarkeit des Atomkraftwerks führte.
Und wie bei jedem Szenario erkennt man das Grundmuster: Passiert ein Unglück, wird dies zur Blaupause für Sicherheitsüberprüfungen benutzt. Weitergehende Sicherheitslücken oder -szenarien kommen den Betreiber_innen und Verantwortlichen nicht in den Sinn… So werden zwar bestehende Sicherheitslecks nach dieser Blaupause entdeckt, aber die unendlich vielen anderen Möglichkeiten bestenfalls erst dann in Betracht gezogen, wenn das Unglück bereits passiert ist.
Nach diesem Muster sind die Meldungen von öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern und einiger Tageszeitungen zu werten, dass nun, nach Entdecken dieses hochbrisanten Sicherheitsproblems mehrere französische AKW offenbar das gleiche Problem aufweisen.
So dürfen wir uns auf weitere Unfälle, Störfälle, beinahe-GAUs oder SuperGAUs nahezu verlassen? Oder, wie der ukrainische Strahlenbiologe und -mediziner Konstantin Loganovsky sagt: „Es ist doch klar, dass Fukushima nicht der letzte atomare Unfall war. Speziell in Westeuropa und in den USA ist die Dichte der Reaktoren enorm hoch. Und etliche laufen noch, obwohl ihre ingenieurtechnische Lebenszeit längst abgelaufen ist.“ (Quelle: www.taz.de, »Strahlenforschung nach dem Atomgau – „Vergiftete Wissenschaft“«, vom 21.4.2016)