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Seit Herbst 2012 ist LAgAtom teil der Begleitgruppe zum „Rückbau der Atomforschungsanlagen der HZG“. Neben dem eigentlichen Atomforschungsreaktor befindet sich auf dem Gelände des Helmholtz Zentrums Geesthacht (vormals GKSS) auch der Reaktordruckbehälter der Otto-Hahn, des einzigen deutschen Atomschiffes.
Nach einer intensiven Diskussion über die Alternativen im weiteren Umgang mit dem RDB und einem vergleichenden Gutachten durch den neutralen Fachgutachter Wolfgang Neumann hat sich nun die Begleitgruppe dem von der HZG vorgelegten Zerlegungskonzept angeschlossen.
In einem gemeinsamen Newsletter stellen Begleitgruppe und HZG ihre unterschiedlichen Standpunkte und den erzielten Konsens dar. Das Gutachten von Wolfgang Neumann findet ihr hier.
Hintergründe zum RDB der Otto Hahn und eine Bewertung durch LAgAtom :
Die Otto Hahn war das zentrale Projekt der GKSS. Ende der 60er in Betrieb genommen, stellte es sich aber schon gut 10 Jahre später als unrentabler Flop heraus. Zu dieser Zeit war die politische Diskussion um die Atomkraft vor allem von der Entsorgungsfrage beherrscht. „Darf man die AKW noch weiterbetreiben, wenn keiner weiß, wo der Atommüll bleiben soll?“ Da passten Schlagzeilen, wie „Schwimmender Atommüll im Hamburger Hafen“ überhaupt nicht ins Bild.
Die Lösung war ein Betonschacht auf dem Gelände in Geesthacht. Hier verschwand der Reaktordruckbehälter der Otto Hahn 1981. Genehmigt wurde eine Zwischenlagerung zur Durchführung von „wissenschaftliche Untersuchungen“. Das Magazin „Spiegel“ berichtete damals, es sei lediglich geplant, den Reaktordruckbehälter für fünf bis sechs Jahre zu lagern, um die „einmalige Chance“ nutzen zu können, „Stahlqualitäten von einem Reaktor zu untersuchen“. (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14343028.html). Aus fünf bis sechs Jahren sind inzwischen 35 geworden und Forschung hat es aus Sicht der Begleitgruppe nie gegeben. Das aus unserer Sicht vordergründige Ziel wurde jedoch erreicht. Die Otto Hahn war aus der öffentlichen Diskussion verschwunden.
Leider steht der Reaktordruckbehälter aber weiterhin in seinem Schacht und die Frage, was man mit dem strahlenden Müll anfangen soll, bleibt auch 2016 bestehen.
Und an dieser Stelle zeigt sich einmal mehr das Problem der schnellen Lösungen, denn so einfach ist der RDB nicht wieder aus seinem Schacht zu befreien. Am ganzen Stück kann man ihn nicht mehr heben, da die Gefahr besteht, dass er zerbricht, wenn er dabei umstürzt. Das war 1981 auch schon so, aber damals hat es niemanden gestört. Glück gehabt, dass nichts passiert ist.
Vor Ort kann er aber auch nicht länger bleiben. Der umschließende Betonring wird auf Dauer dem anstehenden Wasser nicht Stand halten. Außerdem müssten am RDB noch Sicherungsmaßnahmen vorgenommen werden, für die der Schacht zu eng ist.
Nach einer intensiven Diskussion der Alternativen und einem vergleichenden Gutachten durch den neutralen Fachgutachter Wolfgang Neumann hat sich nun die Begleitgruppe dem von der HZG vorgelegten Zerlegungskonzept angeschlossen.
Angestoßen durch eine Pressemitteilung der Begelitgruppe aus dem Herbst 2014 haben sowohl das schleswig-holsteinische Umweltministerium als auch das Bundesministerin für Bildung und Forschung das Thema aufgegriffen und sich dafür eingesetzt, dass früher als ursprünglich geplant Bundesmittel zur Verfügung stehen.
Das wertet LAgAtom als dreifachen Erfolg des Dialogs:
- es gibt eine inhaltliche Einigung auf den, unter den gegebenen Bedingungen, sichersten Umgang mit dem strahlenden RDB
- die zuständigen Ministerien geben das Geld früher frei
- und Betreiber und Begleitgruppe bleiben an einem Tisch sitzen, auch wenn die juristisch-politische Bewertung weit auseinander driftet.
Erste praktische Arbeiten sind voraussichtlich nicht vor 2019 zu erwarten.
In einem gemeinsamen Newsletter stellen Begleitgruppe und HZG ihre unterschiedlichen Standpunkte und den erzielten Konsens dar. Das Gutachten von Wolfgang Neumann findet ihr hier.
Hörbeitrag zur Problematik rund um den RDB:
Mehr zum HZG-Dialog auf www.lagatom.de
Hintergründe aus Sicht des Betreibers auf der Seite des HZG
Infos zum Thema auf umweltFAIRaendern