Trotz Regens versammelten sich am 04.04.2011 wieder über 140 Menschen zur nun schon 28. Mahnwache in der Lüneburger Innenstadt.
Besondere Rednerin an diesem Abend war Sonja Barthel. Die 93 Jährige rief gerade auch die alten Menschen auf, in der Frage des Atomausstiegs mitzukämpfen und nicht aufzugeben.
Mit ihrem reichen Erfahrungsschatz schlug sie den Bogen zwischen der Nazi-Zeit und dem damaligen Wegsehen weiter Teile der Bevölkerung und den heutigen menschlichen, wie technischen Katastrophen, bei denen niemand mehr sagen könne, er/sie haben davon nichts gewusst!
Michèl Pauly sprach sich als Bündnismitglied des „Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom“ für „Die Linke“ für die Einrichtung von Lüneburger Stadtwerken –oder wenigstens die Beschaffung von Energie– von benachbarten Stadtwerken aus. Er kritisiert, dass Lüneburg seinen Strom immer noch von einer 60%igen e.on-Tochter beziehe. Auch wenn die Stadt behaupte ihren Strom von einem Naturstromanbieter zu erhalten.
Diesen Forderungen und Darstellungen widersprach am „offenen Mikrofon“ dann Eckhard Neubauer (SPD), der unter anderem Vorsitzender im städtischen Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz aber auch im Energiebeirat der e.on-AVACON tätig ist. Sein Beitrag liegt nicht als Audio vor!
Er betonte, dass ein Ausstieg aus den Verträgen mit e.on-AVAVON nicht ganz so einfach sei, wie es vorher gesagt wurde. Auch müssten die Kosten, die der Stadt bei so einem Schritt dann entstünden, kompensiert werden. Sein Szenario: Verteuerung von Leistungen, wie der Badelandschaft „Salü“ oder Rückzug der Stadt aus Freiwilligen Leistungen. Außerdem wäre es nicht ratsam Strom teuer einzukaufen und bei dem Mix, der an der Strombörse gehandelt werde auch immer einen Teil Atomstrom mit im Paket zu haben. Diese Darstellung blieb aus der Runde der ZuhörerInnen nicht unwidersprochen.
Es wurde die Frage aufgeworfen, ob es nicht möglich sei, eine Bürgerbeteiligung in Form von Wertanteilen in der Umsetzung kommunaler Stadtwerke zu verankern, die es ermöglichte, dass die Stadtwerke in Bürgerhand betrieben würden.
Neubauer betonte, dass die Stadt Lüneburg schon jetzt die Möglichkeit biete, sich an Bürgersolar-Anlagen zu beteiligen oder neue zu installieren. Es gäbe bereits mehrere Anlagen, wie die auf der Wilhelm-Raabe-Schule (einem städtischen Gymnasium).
Als Fazit schloss Neubauer, dass es nicht um Stromhandel, sondern um die Stromproduktion gehe, die die Stadt vorantreiben müsse.
Zum Schluss verlas Dieter Liehmann die aktuell zum Tschernobyl-Gedenktag entworfene Zeitungsanzeige der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) und wies auf noch einen anderen Aspekt hin – der zwar nicht im direkten Zusammenhang zum Thema Atomkraft stehe, aber trotzdem sehr viel mit unserem Leben zu tun hat: Eine Kampagne zum Zustand und den Bedingungen der von uns benötigten landwirtschaftlichen Produkte. Lebensmittel in der EU werden mit –statistisch gesehen– 100 Euro pro Kopf der Bevölkerung subventioniert. Diese Kampagne gibt uns, als VerbraucherInnen die Möglichkeit einmal probehalber mit abzustimmen, wofür wir „unsere“ 100 Euro denn verwendet wissen wollen. Diese Abstimmung kann auf Papier (es gibt dazu einen Faltflyer) oder eben auch hier im Internet erfolgen…